Geht's noch? Eine nachhaltigere, zweite Chance für Textilien

In Deutschland landen knapp 1,3 Millionen Tonnen Kleidungsstücke jährlich im Müll oder in der Altkleidersammlung. Dieses Gewicht entspricht etwa 130 stählernen Eiffeltürmen. Um hohe Müllberge zu vermeiden, kann man die Kleidung auch verschenken, verkaufen oder tauschen. Rund 86 % der Deutschen geben aussortierte Textilien in die Altkleidersammlung. Ihr Wunsch ist, dass die gebrauchte Kleidung weiter getragen wird. (4) Das kann die Altkleidersammlung nicht garantieren. Die gesammelten Textilien sind von unterschiedlicher Qualität und bestehen aus verschiedenen Materialien. Gut geschulte Mitarbeitende müssen diese zunächst von Hand sortieren. Ein Teil der Textilien wandert so direkt in die Produktion von Putzstoffen und Dämmmaterial (14 %) und ein Teil in das Faserrecycling (12 %). Dieser Anteil ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gesunken (von 37 % auf 26 %). Ein möglicher Grund könnte das hohe Angebot an Mischgeweben sein. Nur Textilien, die zu 100 % aus dem gleichen Rohstoff bestehen, können recycelt werden. Der Anteil an Materialien, der aufgrund von Fehlern und mangelnder Textilqualität verbrannt werden muss, hat sich von 6 auf 12 % verdoppelt Ein Großteil der Alttextilien (62 %) geht als Second-Hand-Ware nach Südamerika, Osteuropa und Afrika. Doch hier sind die Märkte für Altkleider inzwischen gesättigt. In Südamerika entstehen große textile Sammelhalden. Die gelagerten Textilien werden regelmäßig verbrannt, um vor Ort neuen Platz zu schaffen. Dadurch gelangen Schadstoffe in die Umwelt. (5, 6) Möchten Sie sicher sein, dass Ihre Kleidung wirklich weiter getragen wird, überlegen Sie sich Alternativen zur Altkleidersammlung.

Aktualisiert am: 09.02.2023
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Person trägt einen selbst genähten weißen Turnbeutel am Rücken

Unser Upcycling-Tipp: Turnbeutel aus T-Shirt

Hauchen Sie aussortierten Kleidungsstücken ein zweites Leben ein. Die Kleidung landet so weniger schnell im Müll und Sie haben exklusive "Designerteile", die es nirgendwo zu kaufen gibt. Ein tolles Upcycling-Projekt: Taschen aus alten Kleidungsstücken. Zum Einkaufen, zum Sport, für die Arbeit oder die Schule – Taschen kann man doch immer gebrauchen! Wir zeigen Ihnen heute, wie Sie aus einem alten T-Shirt einen trendigen Turnbeutel kreieren.

Sie benötigen:
  • ein altes T-Shirt
  • eine Kordel (ca. 3–4 Meter)
  • ein Lineal oder Maßband
  • passendes Nähgarn
  • eine Schere
  • Schneiderkreide oder einen Stift
  • Stecknadeln
  • Nähmaschine und Bügeleisen
T-Shirt, Schere, Kordel, Stecknadeln, Stift, Sicherheitsnadeln und Maßband auf Tisch Kompetenzzentrum Hauswirtschaft
Schritt 1:

Breiten Sie das T-Shirt vor sich aus und zeichnen Sie ein möglichst großes Rechteck darauf. Schneiden Sie das T-Shirt anschließend doppellagig aus, sodass zwei identische Stoffstücke entstehen. Die Maße des fertigen Beutels variieren je nach Größe des T-Shirts. Wir haben ein altes Herrenshirt in der Größe XL verwendet. Behalten Sie die abgeschnittenen Ärmel. Sie benötigen sie später noch.

Weißes T-Shirt mit aufgezeichnetem Rechteck Kompetenzzentrum Hauswirtschaft
Schritt 2:

Widmen Sie sich nun den beiden ausgeschnittenen Rechtecken. Versäubern Sie die Außenkanten der Stoffstücke, damit der Stoff nicht ausfranst. Das funktioniert am besten mit einem groß eingestellten Zick-Zack-Stich an der Nähmaschine.

Schritt 3:

Legen Sie das ausgeschnittene Stoffstück hochkant vor sich. Messen Sie an der oberen linken Ecke 6 cm nach unten und falten Sie dieses Stück 1 cm breit um. Im nächsten Schritt bügeln Sie die Faltung und nähen Sie sie mit einem geraden Stich fest. Wiederholen Sie diesen Schritt auf der rechten oberen Seite. Führen Sie Schritt 3 an beiden Stoffstücken analog durch.

Schritt 4:

Bügeln Sie nun die oberen kurzen Kanten beider Stoff-Rechtecke erst 1 cm und dann noch einmal 2 cm um. Nähen Sie dort an der unteren Kante mit der Nähmaschine entlang. Es entsteht ein Tunnel für die Kordel.

Ärmelrest eine T-Shirts mit eingezeichnetem Rechteck Kompetenzzentrum Hauswirtschaft
Schritt 5:

Nähen Sie aus einem der Ärmelreste nun zwei Schlaufen, an denen die Kordel später am Rucksack befestigt wird. Dazu schneiden Sie zunächst zwei Stoffstücke von 10x5 cm aus.

KoHW_Upcycling_Tunnel falten Kompetenzzentrum Hauswirtschaft
Schritt 6:

Falten Sie die ausgeschnittenen kleinen Stoffstücke einmal in der Mitte und öffnen Sie sie wieder. Falten Sie dann die beiden Außenseiten der Stoffstücke zur entstandenen Mittellinie und danach noch einmal mittig. Verschließen Sie die offene Kante beider Stücke nun knappkantig mit einem geraden Stich.

Zwei aufeinanderliegende Stoffreste sind mit Stecknadeln fixiert Kompetenzzentrum Hauswirtschaft
Schritt 7:

Legen Sie nun die beiden großen Stoff-Rechtecke mit der schönen Seite aufeinander und stecken Sie sie mit Nadeln zusammen. Nehmen Sie die Schlaufen aus Schritt 5 und 6 und fixieren Sie sie bündig an der unteren Seite der Rechtecke. Befestigen Sie die Schlaufen innen versteckt zwischen den beiden Stoffteilen.

Schritt 8:

Nähen Sie die Stoffrechtecke nun rundherum von einer oberen Ecke zur anderen oberen Ecke. Sparen Sie die Tunnelöffnungen für die Kordel aus. Stülpen Sie den Beutel anschließend um. Die eingenähten Schlaufen erscheinen an den unteren Ecken.

KoHW_Upcycling_Kordel einziehen Kompetenzzentrum Hauswirtschaft
Schritt 9:

Fädeln Sie in einem letzten Schritt die Kordel mit Hilfe einer Sicherheitsnadel ein: erster Tunnel, Schlaufe in der unteren Ecke, zweiter Tunnel zurück und zur zweiten Schlaufe. Verknoten Sie die beiden Kordelenden. Fertig! Sie können Ihre Tasche natürlich auch noch individuell gestalten. Ihrer Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.

Turnbeutel liegt auf einem Tisch

Eine etwas nachhaltigere, zweite Chance für Textilien

Sie sehen: Aussortierte Textilien müssen nicht zwingend in die Mülltonne wandern. Mit Fantasie und Zeit kann man ihnen ein zweites Leben geben. So haben Sie weiterhin Freude an den Stoffen. Es gibt noch andere Möglichkeiten, Ihre Kleidung einem weiteren Nutzen zuzuführen.

Tipps für aussortierte Kleidung:
  • In Second-Hand-Läden oder Sozialkaufhäusern abgeben. Dort werden sie gegen einen geringen Betrag an bedürftige Menschen weitergegeben. Am besten rufen Sie vorher an und fragen, ob und wann Kleiderspenden angenommen werden.
  • Auf dem Flohmarkt oder im Internet verkaufen. Über Suchmaschinen finden Sie viele Möglichkeiten. Auch in den sozialen Netzwerken gibt es häufig regionale Gruppen für Kleidung für große und kleine Menschen.
  • Im Freundes- oder Verwandtenkreis verschenken. Im Idealfall an Personen, die einen ähnlichen Kleidungsstil haben und denen die entsprechende Kleidergröße passt.
  • Eine Kleidertauschparty organisieren.

  1. Greenpeace (2017): Konsumkollaps durch Fast Fashion, Seite 4 (zuletzt aufgerufen: 17.01.2022).
  2. Société d’Exploitation de la Tour Eiffel (SETE) (2022): The Eiffel Tower at a glance (zuletzt aufgerufen: 17.01.2022).
  3. bvse – Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V. (2020): Der Weg der Altkleider von der Sammlung zur Wiederverwertung (zuletzt aufgerufen: 21.02.2022).
  4. bvse – Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V. (2013): Textilrecycling (zuletzt aufgerufen: 22.02.2022).
  5. Anne Herrberg (2021): Müllhalde für Fast Fashion (tagesschau.de, zuletzt aufgerufen: 22.02.2022).
  6. Christina Lohner (2021): Fast Fashion stapelt sich in der Wüste. Interview mit Jörg Funder (n-tv.de, zuletzt aufgerufen: 22.02.2022).