Personal im Hausgemeinschaftskonzept: Blick in die Praxis

In Senioreneinrichtungen mit Hausgemeinschaftskonzept fallen viele hauswirtschaftliche Aufgaben an. Diese werden im Idealfall von Mitarbeitern unter Einbezug der Bewohner erledigt. In der Praxis existieren unterschiedliche Modelle dazu. Je nach Einrichtung ist das hauswirtschaftliche Personal unterschiedlich besetzt und ausgestattet, da es derzeit keinen Stellenschlüssel gibt. Aus diesem Grund sucht jede Einrichtung eine für sich praktikable Lösung, um die Aufgabe zu bewältigen und das Personal zu finanzieren.

Aktualisiert am: 15.02.2023
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Seniorin und Pflegerin falten gemeinsam Servietten, Senior liest am Tisch Zeitung Tim Kiertscher

Keine der Einrichtungen, die das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft zum Hausgemeinschaftskonzept (HGK) befragt hat, verzichtet bei der Personalplanung auf den Einsatz einer hauswirtschaftlichen Betriebsleitung. Weiteres hauswirtschaftlich ausgebildetes Personal setzen die Einrichtungen unterschiedlich ein. Drei Personalmodelle kommen dabei häufig zum Einsatz.

Personalmodelle aus der Praxis

Modell 1

Modell 1 legt Wert auf einen hohen Anteil hauswirtschaftlicher Fachkräfte. Eine Hauswirtschaftsleitung (HWL) ist für die gesamte Hauswirtschaft der Einrichtung verantwortlich. Je eine Hauswirtschaftskraft übernimmt die Wohngruppenleitung. Dort koordiniert sie das Personal und dessen Aufgaben. Ihr sind die Hilfs- und Präsenzkräfte unterstellt und sie ist in der Regel gegenüber allen Mitarbeitern weisungsbefugt. Hauswirtschaftliche Hilfskräfte sind für die alltäglichen Tätigkeiten – unter Anleitung der hauswirtschaftlichen Wohngruppenleitung – zuständig. Betreuungskräfte sind hauptsächlich nachmittags im Einsatz. Sie bieten zusätzliche Gruppen- und Betreuungsangebote an (z. B. Spielenachmittag, Erzählstunden etc.). Die Pflegekräfte können sich auf die Pflege der Bewohner konzentrieren. Die hauswirtschaftliche Wohngruppenleitung hat fundiertes Wissen im Bereich Hauswirtschaft und Betreuung. Beim pflegerischen Personal und bei Ärzten stößt das Modell allerdings auf Akzeptanzprobleme. Sie wollen medizinische Fragen nicht mit einer hauswirtschaftlichen Wohngruppenleitung diskutieren.

Modell 2

Im Vergleich zu Modell 1 reduziert sich in Modell 2 die Anzahl hauswirtschaftlicher Fachkräfte. Es gibt eine Hauswirtschaftsleitung für die gesamte Einrichtung. Hauswirtschaftliche Bereiche, z. B. Reinigungsleistungen oder die Wäscheversorgung, sind teilweise extern vergeben. In manchen Einrichtungen übernimmt eigenes hauswirtschaftliches Personal diese Bereiche. Eine Pflegefachkraft übernimmt die Wohngruppenleitung. In der Wohngruppe erledigen Präsenzkräfte und Alltagsbegleiter hauswirtschaftliche Tätigkeiten. Sie sind der Hauswirtschaft zugeordnet, haben meist aber keine hauswirtschaftliche Ausbildung. Die HWL betreut die Alltagsbegleiter fachlich. Die Pflege unterstützt die Präsenzkräfte im Alltag mit den Bewohnern. Betreuungskräfte sind für zusätzliche Betreuungsangebote am Nachmittag zuständig. Im Organigramm steht die Hauswirtschaftsleitung auf gleicher Ebene wie die Pflegedienstleitung. Sie ist zum einen für die Schulung der Mitarbeiter in hauswirtschaftlichen Themen verantwortlich, zum anderen Ansprechpartner der Pflegekräfte in hauswirtschaftlichen Problemfällen. Außerdem koordiniert sie die Hauswirtschaftskräfte, die wohnbereichsübergreifend tätig sind.

Modell 3

In Modell 3 begrenzt sich das hauswirtschaftliche Personal auf eine Hauswirtschaftsleitung. Ein externer Dienstleister übernimmt die gesamte hauswirtschaftliche Versorgung. Dadurch minimiert sich das hauseigene Personal stark. Die Hauswirtschaftsleitung koordiniert die fremdvergebenen Leistungen. Innerhalb der Wohngruppe erledigen Betreuungs- und Präsenzkräfte die hauswirtschaftlichen Tätigkeiten – insbesondere die im Rahmen der sozialen Betreuung. Im Organigramm steht die Hauswirtschaftsleitung auf gleicher Ebene wie die Pflegedienstleitung. Sie ist zum einen für die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in hauswirtschaftlichen Themen verantwortlich, zum anderen Ansprechpartner der Pflegekräfte in hauswirtschaftlichen Problemfällen.

Arbeitszeitmodelle aus der Praxis

In der Praxis arbeitet die Hauswirtschaft – abgesehen von der Hauswirtschaftsleitungsstelle – überwiegend mit Teilzeitstellen, die sie variabel einsetzen kann. Dadurch kann die Einrichtung den Personaleinsatz und vor allem Krankheitsfälle und Urlaube besser organisieren. Dennoch sprechen sich auch einige gegen Teilzeitmodelle aus. Sie sehen durch die unattraktiven Arbeitskonditionen aus finanzieller Sicht keine berufliche Perspektive für vor allem junge, arbeitswillige Menschen. Eine weitere Erkenntnis aus den Interviews ist die Einführung von geteilten Diensten an Wochenenden. Durch den geteilten Dienst müssen Mitarbeiter tendenziell weniger Wochenenddienste leisten. Ein Vorteil für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.