Angebotsformen von Reinigungsmitteln im Nachhaltigkeitsvergleich

Auf Anfrage des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft (KoHW) bewertete ein Studienprojekt des Masterstudiengangs "Material Science" an der Fachhochschule Münster Angebotsformen von Reinigungsmitteln hinsichtlich ihrer Ökobilanz. Das KoHW suchte nach wissenschaftlich fundierten Aussagen zur Ökobilanz unterschiedlicher Angebotsformen von Reinigungsmitteln. Es stellte die Frage, was aus nachhaltiger Sicht zu empfehlen wäre: Tabs, Konzentrate, Sprays oder Granulate?

Aktualisiert am: 03.02.2023
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Stuhlreihen in einem Hörsaal

Einschränkung der Ergebnisbewertung

Die Normen DIN EN ISO 14040 und 14044 setzen üblicherweise den Standard für die Erstellung einer Ökobilanz. Die Erstellung einer normengerechten Ökobilanz ist an den Zugang detaillierter – oft vertraulicher Firmendaten – gebunden und bedarf erheblicher fachlicher und personeller Ressourcen. Dieser Aufwand ist im Rahmen eines Studienprojektes nicht zu leisten. Daher hat das Studienprojekt die Bilanzierung hier eingeschränkt durchgeführt. Auch die Stichprobenzahl der verglichenen Produkte war gering. Es können daher keine allgemeingültigen Schlüsse aus dem Projekt gezogen werden. Die Ergebnisse zeigen eine Momentaufnahme.

In einer Ökobilanz vergleicht man üblicherweise folgende Umweltindikatoren:

Input-Indikatoren:
  • Energieaufwand zur Herstellung
  • Rohstoffverbrauch (erneuerbare und nicht‐erneuerbare Rohstoffe)
  • Landverbrauch (nachwachsende Rohstoffe, Deponieraum)
Output-Indikatoren:
  • Klimapotential (früher auch Treibhausgaspotential genannt)
  • Stratosphärische Ozonzerstörung
  • Photochemische Ozonbildung (Sommersmog)
  • Versauerung
  • Eutrophierung (unerwünschte Nährstoffanreicherung in Gewässer/Boden)
  • Ökotoxizität
  • Toxizität

Vorgehensweise

Die Studierenden verglichen die Produkte anhand ...
  • der Reinigungswirkung.
  • des kumulativen (sich anhäufenden) Energieaufwands zur Herstellung.
  • der CO2-Bilanz der Erzeugung der Rohstoffe.
  • der CO2-Bilanz der Herstellung und des Transports.

Die Vergleichsprodukte (anonymisiert)

Die Studierenden erstellten ökologische Bewertungen von insgesamt vier Produkten aus zwei verschiedenen Firmen. Es lagen jeweils ein eher konventionelles Mittel und ein eher nachhaltiges Mittel vor. Die Mittel wurden mit den fiktiven Firmennamen "Rein" und "Sauber" versehen.

Rein-Konz:
  • Ein-Liter-Flüssigkonzentrat in einer Plastikflasche. Dosierung: Eine Kappenfüllung (á 20 ml) zum Auflösen in acht Liter Wasser.
Rein-Tab:
  • Tab á zehn Gramm in einer Kunststoffbox. Jedes Tab ist mit einer durchsichtigen, wasserlöslichen Kunststofffolie umhüllt. Dosierung: Ein Tab zum Auflösen in einem Liter Wasser.
Sauber-Spray:
  • Reinigungsmittel in einer Sprühflasche. Das Mittel wird direkt auf die zu behandelnde Oberfläche gesprüht.
Sauber-Stab:
  • 20 Pulver-Tütchen in einer Papiertüte. Das Pulvertütchen besteht aus wasserlöslichem, transparentem Kunststoff und wird in einer Sprayflasche aufgelöst.

Untersuchung der Reinigungswirkung (Testaufbau)

Die Studierenden untersuchten die Leistungsfähigkeit der Reinigungsmittel mit einer eigenen Methode. Dafür beschmutzten sie Holzplatten, die mit einer Melamin-Formaldehydharz-Schicht beschichtet waren, mit einem Strich eines schwarzen Permanentmarkers, einem Tropfen Butter mit zehn Prozent Aktivkohle, einem Tropfen schwarzen Kaffees und 0,5 Milliliter Tomatenketchup. Die Beschichtung der Holzplatte ist typisch für Tische in Speiseräumen. Die Holzplatten lagerten im Anschluss 24 Stunden bei 40°C im Klimaschrank. Zum Reinigen benetzten die Studierenden ein Mikrofasertuch mit dem jeweiligen Reinigungsmittel nach Herstellerangaben und zogen es jeweils horizontal mit einem konstanten Gewicht über die verschmutzte Fläche. Sie wiederholten den Vorgang mehrfach und fotografierten das Ergebnis.

Ergebnisse

Diagramm mit Reinigungswirkung nach nötiger Anzahl an Wischvorgängen pro Reinigungsmittel

Ergebnis 1: Reinigungswirkung

Keines der Reinigungsmittel beseitigte – über zehn Wischvorgänge hinweg – den Strich des Fettstiftes. Rein‐Tab und Rein‐Konz konnten – im Gegensatz zu den Produkten Sauber‐Spray und Sauber‐Stab – den Ketchup-Fleck weitgehend entfernen. Zu beachten ist dabei, dass der Fleck über 24 Stunden hinweg bei 40°C eintrocknete. Alle Mittel reinigten den Kaffee‐ und den Butterfleck. Die beste Reinigungswirkung erzielte das Konzentrat zum Auflösen: mit fünf Wischvorgängen für den Kaffeefleck und einem Wischvorgang für den Butterfleck. Sauber-Spray benötigte sieben Wischvorgänge für den Kaffeefleck und fast drei für den Butterfleck. Sauber-Stab benötigte fast sechs Wischvorgänge für den Kaffee- und drei für den Butterfleck. Rein-Tab benötigte sieben Vorgänge für den Kaffeefleck und vier für den Butterfleck.

Ergebnis 2: Analyse der Umweltfaktoren

In dieser Testphase ermittelten die Studierenden die Zusammensetzung der Reinigungsmittel, das Klimagaspotenzial und den Energieaufwand der Rohstoffe sowie die CO2-Werte für den Transport. Die Zusammensetzung der Reinigungsmittel ermittelte die Studiengruppe anhand von Sicherheitsdatenblättern und chemischen Analysen. Die Mittel enthielten übliche Reinigungssubstanzen wie Tenside, Zitronensäure und Alkohol. Diese allerdings in unterschiedlicher Zusammensetzung. Bei einem Mittel zeigten sich lückenhafte Angaben.

Bei der Berechnung des Klimagaspotenzials und dem Energieaufwand für die Erzeugung der Rohstoffe berücksichtigten die Studierenden eine Reinigungsmittelmenge wie sie für eine zu reinigende Fläche von 45 qm notwendig war. Ebenso berücksichtigen sie das Verpackungsmaterial und rechneten den Wert auf die zu reinigende Fläche von 45 qm um. Für die genannten Berechnungen nutzten die Studierenden vorhandenes Datenmaterial zur CO2-Bestimmung und Energieberechnung.

Die CO2-Werte für den Transport ermittelten die Studierenden für eine Transportstrecke von 500 km und einem LKW mit 20 Tonnen Nutzladung. Die höchsten CO2-Werte verursacht ein einzelnes Reinigungsmittel durch die eingesetzten Reinigungssubstanzen und das Verpackungsmaterial. Der Transportfaktor eines einzelnen Produktes ist – im Blick auf die CO2-Bilanz – eher gering. Vergleicht man die Umweltbilanz der vier Mittel untereinander, weist das auflösbare Pulver (Sauber-Stab) die beste CO2-Bilanz auf, gefolgt vom Reinigungskonzentrat. Der Tab steht an Position drei, das Spray schneidet am schlechtesten ab. Das gleiche Ergebnis zeigt sich auch beim Energieaufwand.

Fazit

Im Studienprojekt schneiden Reinigungspulver aus ökologischer Sicht am besten ab, haben aber die schlechteste Reinigungswirkung. Ein Konzentrat reinigt gut und liegt bei der ökologischen Bewertung an zweiter Stelle.