Die Geschichte der Holzarbeit im Holzknechtmuseum Ruhpolding

Die Arbeit und Lebensweise der Holzknechte ist ein wesentlicher Teil der ländlichen bayerischen Kultur und das Wissen der Holzknechte über den sorgsamen Umgang mit der Natur ist ein Erfahrungsschatz, der nicht verloren gehen darf. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich nicht nur der Name des Berufsstandes geändert, auch die Arbeitsweise der heutigen Waldarbeiter oder Forstwirte ist komplett anders geworden. Das neu gestaltete Holzknechtmuseum in Ruhpolding gibt Einblicke in die Arbeit der Holzknechte bis in die heutige Zeit.

Aktualisiert am: 16.02.2023
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Zwei Häuser vor Bergkulisse

Ein mühsamer, gefährlicher und wirtschaftlich bedeutender Berufsstand

"Ja, de Holzknechtbuam müassn früah aufsteh, müassn d' Hack mitnehma und an Holzschlag geh ...", so besingt ein Volkslied das früher hoch geachtete Handwerk der Holzknechte. Inmitten der Chiemgauer Berge gelegen, erzählt das Museum Geschichten über das Leben und die harte Arbeit der Holzknechte im ehemaligen Salinengebiet Traunstein. Um das Luxusgut Salz bereitzustellen, mussten große Mengen von Holz eingeschlagen werden. In den Bergwäldern waren die Holzknechte gefragt, die die Bäume fällen und für ihren Transport ins Tal sorgen mussten. Eine körperlich schwere und halsbrecherische Arbeit. Bis zum Jahr 1912 wurden so die Salinen im Gebiet Traunstein mit ausreichend Holz beliefert. Nur so konnten die Siedepfannen betrieben und das weiße Gold der Region gewonnen werden. Im Holzknechtmuseum Ruhpolding wird von einer Zeit erzählt, die durch Fleiß, Genügsamkeit, Kenntnis der Natur, aber auch von Zufriedenheit und Fröhlichkeit gekennzeichnet war. Das Museum ist bayernweit einzigartig, denn nirgends sonst wird in einem bayerischen Museum die landeskulturell wichtige Arbeit in der Forstwirtschaft historisch so behandelt, wie es hier der Fall ist.

Drei Männer vor Baumstammdurchbohrung Foto: Martin Rosenegger

Wissenswertes zu Saline, Holz, Forst, Trift, Sölde und vielem mehr

Auf mehreren Stockwerken werden Geschichte, Lebens- und Arbeitsbedingungen und die Entwicklung der Werkzeuge und Methoden zur Forstarbeit und Holzbringung gezeigt. Tonbeispiele und Szenarien mit lebensgroßen Figuren verdeutlichen die thematischen Schwerpunkte. Der Erlebnis-Pfad im Freigelände führt zu alten Holzknecht-Hütten oder "Sölden". Die meisten der Holzknecht-Hütten standen ursprünglich in den Bergwäldern der Umgebung und dienten den Holzknechten als Wohn- und Schlafraum während ihrer Arbeit in den Bergen. In den 1980er Jahren wurden die Hütten dort abgebaut und in das Freigelände des Museums versetzt. Themen wie "Leben im Dorf", "Der Bergwald", "Leben im Bergwald" und die "Holznutzung" werden anschaulich dargestellt. An interaktiven Stationen lernen die Besucher unter anderem den Bergwald und seine ökologischen Aspekte sowie die historische Bedeutung der Holzknechte im südlichen Chiemgau kennen. So können Besucher noch intensiver miterleben wie die Holzarbeit früher war und wie moderne, nachhaltige Forstwirtschaft heute funktioniert.

Übergabe des Förderbescheids durch Staatsministerin

LEADER macht die Geschichte der Forstwirtschaft erlebbar

Seit 1988 können Besucherinnen und Besucher des Holzknechtmuseums etwas über das Leben und die Entwicklung der Wald- und Holzarbeit erfahren. Die rasante technische Entwicklung der Waldarbeit und die Bergwaldbewirtschaftung von heute stehen in der neu gestalteten Dauerausstellung im Mittelpunkt. Der Weg zur modernen, nachhaltigen Forstwirtschaft wird hier interaktiv veranschaulicht. Mit Hilfe einer Förderung aus dem bewährten LEADER-Programm der EU zur Entwicklung des ländlichen Raums von fast 421.000 Euro und einer forstlichen Zusatzförderung von 250.000 Euro konnte die Dauerausstellung des Museums neu gestaltet und modernisiert werden. Dank der Zuschüsse ist nun auch ein barrierefreier Zugang zum Holzknechtmuseum möglich. Alle Etagen des Museumsgebäudes sind mit einem neu eingebauten Aufzug erreichbar und auch das Freigelände ist jetzt bis auf wenige Hütten barrierefrei gestaltet. Das Holzknechtmuseum hat ein umfangreiches museumspädagogisches Programm, das hauptsächlich auf Kinder ausgerichtet ist. Durch die neue didaktische Aufbereitung der Informationen soll vor allem die jüngere Generation angesprochen werden. Dank LEADER kann hier lokales Kulturgut und Brauchtum als Teil unserer Identität bewahrt und an die kommenden Generationen weitergegeben werden.