Anna | Arbeiten auf einem Direktvermarktungsbetrieb

Ich befinde mich im dritten Jahr meiner Fortbildung zur Betriebswirtin für Ernährungs- und Versorgungsmanagement an der Fachakademie in Triesdorf. Im zweiten Schuljahr stand für uns das neunmonatige Berufspraktikum an. Dieses absolvierte ich auf einem Direktvermarktungshof mit Seminarbetrieb, Veranstaltungen und Übernachtungsmöglichkeit im Nürnberger Land. Die Arbeit in unserem Hofladen war mein Lieblingsbereich. Was ich dort Spannendes erlebte, erfahrt ihr jetzt.

Aktualisiert am: 22.01.2024
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Familiengeführte Eventlocation

Hölzerner Wegweiser mit "Tagungshaus", "Zimmer", "Scheune", "Werkstatt" und "Hofladen"

Zwischen Wiesen und Weihern liegt der Hof idyllisch am Rande der Gemeinde Leinburg. Der ehemals landwirtschaftliche Betrieb ist in der fünften Generation familiengeführt. Zur Hauswirtschaft gehören Service, Reinigung, Küche, Garten und Direktvermarktung. Die früheren Ställe und die Scheune wurden renoviert und zu Seminarräumen und Veranstaltungssälen umgebaut. In der Scheune befindet sich nun ein großer Raum für Feiern wie Hochzeiten, Taufen oder Geburtstage. Das Obergeschoss der Scheune kann zudem für freie Trauungen genutzt werden.

Die einäugige Katze Pauli ruht sich im Heu aus.

Während meines Praktikums mietete ich eines der dortigen Zimmer. Dadurch war ich Teil der Hoffamilie und konnte das Arbeiten und Leben am Hof von frühmorgens bis spätabends begleiten und mitgestalten. Nach Feierabend ging ich gerne spazieren, habe durchgeatmet und die Ruhe der Natur genossen. Unser einäugiger Hofkater Pauli freute sich auch immer über Streicheleinheiten.

Mein persönliches Highlight: Betreuung des Hofladens

Besondere Freude hatte ich an der Betreuung des Hofladens, der während des Praktikums mein "Verantwortungsbereich" war. Ich hatte wenig Vorerfahrung, habe aber viel gelernt. Darauf kann ich jetzt auch im Schulunterricht zurückgreifen, denn Direktvermarktung ist Unterrichtsinhalt dritten Schuljahr der Fortbildung zur Betriebswirtin für Ernährungs- und Versorgungsmanagement.

Auslage eines Wurstverkaufs

Das Sortiment des Hofladens war breit gefächert: von verschiedenen Wurstsorten über selbstgebackenes Brot bis hin zu Aufstrichen oder Weckgerichten. Auch Produkte anderer regionaler Anbieter wie Wein, Honig oder Senf waren Teil unseres Angebots. Zu Beginn meines Praktikums erhielt ich eine gründliche Einweisung in die Arbeitsbereiche des Hofladens. Dazu gehörten neben Verkauf und Beratung auch das Präsentieren und Anbieten der Ware.

Auch das Sortiment musste ich kennen, um Fragen der Kunden beantworten zu können: Wie heißen die einzelnen Wurstsorten? Was sind die Inhaltsstoffe der einzelnen Produkte? Sind die Aufstriche z. B. auch für Vegetarier und Veganer geeignet?

Da ich nie wusste, welche Kunden kommen, war jeder Hofladentag spannend. Über die Dauer meines Praktikums sind mir einige unserer Stammkunden richtig ans Herz gewachsen. Ich wusste, welche Produkte sie gerne kauften und konnte ihnen passende Empfehlungen geben. Ich war immer stolz auf mich, wenn sie mir das Feedback gaben, dass meine Auswahl eine besonders gute gewesen war.

Geschenkkorb mit Senfglas, Brotaufstrichen, Dosenwurst, grünem Pesto, geräucherten Bratwürsten und Honig

Viel Spaß hatte ich daran, Geschenkkörbe zusammenzustellen – individuell nach Wunsch und Preisvorstellung der Kunden. Frühstückte jemand gerne, bestand der Korb aus Müsli, Honig und Fruchtaufstrichen. Aß jemand gerne Wurst, gab es Wurstdosen, Pfefferbeißer oder Schinken. Oft fragten die Kunden aber auch nach einem bunten Mix. Hier konnte ich dann besonders kreativ sein. Wichtig beim Erstellen der Körbe war, dass die Produkte zusammenpassten. Zur Wurst kombinierte ich z. B. gerne ein Glas Senf, ein Brotzeitmesser oder ein Brotzeitbrett.

Im Hofladen achteten wir auf eine nachhaltige Verpackung, die man wieder verwenden konnte. Der Korb war ein Holzkorb, als Unterlage nahmen wir ein Geschirrtuch. Als Dekoration dienten saisonale Pflanzen aus dem Garten: Lavendel im Sommer, Tannengrün im Winter oder auch Äste von Sträuchern oder Blumen, die auch ohne Wasser länger hielten (z. B. Strohblumen, Hortensien, Fette Henne usw.).

Führungsaufgaben, Personalverantwortung und Projektmanagement

Ziel des Praktikums war es auch, Leitungsaufgaben zu übernehmen und als junge Führungskraft Erfahrungen zu sammeln. Mein Betrieb ermöglichte mir diese Aufgabe bestens. Ich durfte die Küchenleitung vertreten, übernahm Personalverantwortung, Qualitäts- und Projektmanagement. Ich leitete mein eigenes Teamevent, erstellte Gefährdungsbeurteilungen und erhielt Einblicke in Vorstellungsgespräche und den Ablauf von Probearbeitstagen.

Zur Info: Gefährdungsbeurteilungen

Bei einer Gefährdungsbeurteilung ermittelt man Gefahren am Arbeitsplatz und legt fest, wie man diese verhindern kann. (Beispiel: Brotschneidemaschine; Gefahr: Schnittverletzung; Maßnahme: Fingerschutz verwenden)

Porträt der Botschafterin Anna

Durch mein Praktikum habe ich mich persönlich und fachlich weiterentwickelt. Ich konnte mein Wissen weitergeben und neues dazu gewinnen. Ich lernte, mir als junge Führungskraft Respekt zu verschaffen und Verantwortung zu übernehmen. Die Vielseitigkeit meiner Aufgaben hat mir gezeigt, dass Hauswirtschaft systemrelevant ist und immer und überall gebraucht wird. Ich persönlich würde jedem – auch bei der Ausbildungssuche – empfehlen, einmal ein Praktikum in dem Beruf zu machen, den man ergreifen möchte. Vieles wird dadurch klarer und man erfährt, was einem im späteren beruflichen Alltag erwartet.

Da es mir auf dem Praktikumshof so gut gefallen hat, habe ich mich dort – für die Zeit nach meiner Fortbildung – um eine Festanstellung beworben und wurde genommen! Freut euch ab Sommer also auf weitere Berichte aus meinem Berufsleben. Eure Anna