Geht's noch? Kleidungskauf etwas nachhaltiger

In Deutschland befinden sich durchschnittlich 95 Kleidungsstücke pro Person im Kleiderschrank. Davon werden 40 Prozent fast nie oder selten getragen. Das sind mehr als drei Milliarden Kleidungsstücke in Deutschland. (1) Nachhaltiges Handeln ist angesagt! Ein durchschnittlicher deutscher Kleiderschrank beinhaltet ca. 30 kurze Oberteile, 20 lange Oberteile, 15 Hosen sowie neun Jacken und Mäntel. Bei Frauen kommen noch zehn Kleider dazu. Die Menge der vorhandenen Kleidung ist dabei über alle Altersgruppen gleichmäßig verteilt. Auch zwischen Kleiderschränken in Großstädten und in ländlichen Gegenden gibt es nur kleine Unterschiede. Eine große Rolle hingegen spielt das Geschlecht. Frauen besitzen mit durchschnittlich 118 Kleidungsstücken wesentlich mehr als Männer mit 73 Kleidungsstücken. (2)

Aktualisiert am: 06.05.2024
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Plakat mit Kleiderberg

Kleidung bewusster kaufen – Wissenswertes

Textilsiegel beim Kleidungskauf

Textilsiegel unterstützen beim bewussten Kleidungskauf. Noch nie davon gehört? Dann geht es Ihnen wie Maja. Hören Sie in ihre Geschichte.

Maya: Hey, was los, Franzi? Du schaust gar nicht mehr. Das letzte Top sah fantastisch aus an dir.

Franzi: Ja, schon, aber ich habe neulich genau über die Modelabels, die es hier im Angebot gibt, eine Doku gesehen. Oft ist es so, wenn im Etikett "Made in Vietnam" oder "Made in Bangladesh" steht, werden Frauen unterbezahlt und in gesundheitsschädlichen Umgebungen ausgebeutet.

Maya: Davon habe ich schon mal was gehört. Aber hier ist doch alles so schick und elegant. Meinst du wirklich, hier gibt es keine Klamotten, die fair produziert wurden?

Franzi: Naja, den Grünen Knopf habe ich hier noch nicht gesehen.

Maya: Hä? Grüne Knöpfe hätten zu dem Top auch nicht gepasst. Wieso sollte ein grüner Knopf etwas darüber aussagen, wie gut das Kleidungsstück produziert wurde?

Franzi: Das meine ich nicht. Ich meine das Siegel. Komm mit in meinen Lieblingsladen, dann zeig ich‘s dir.

Maya: (...) Okay, hier sind die Klamotten auch sehr stylisch. Diese Jeans sind wie für mich gemacht, aber die Kleidung hat auch ihren Preis. Schau mal auf das Etikett.

Franzi: Das stimmt. Aber dafür gelangt auch mehr Geld an die Näherinnen und Näher in Asien. Der Grüne Knopf garantiert faire Löhne und Arbeitsbedingungen in den Erzeugungsländern. Außerdem kannst du dir sicher sein, dass in deinen Jeans keine umweltbelastenden Stoffe drin sind.

Maya: Bei dieser Hose ist ein anderes Logo im Etikett: "Cotton made in Africa". Klingt auch gut.

Franzi: Ja, mit diesem Siegel unterstützt du Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in Afrika, die dadurch ein gutes Einkommen erhalten. Auch das GOTS-Siegel ist super. Es legt den Schwerpunkt auf den Einsatz von Naturfasern und verzichtet auf schädliche Chemikalien. Gut für dich und deine Haut beim Tragen.

Maya: Hm. Stimmt schon. Ich habe auch was davon. Und schau dir das an! Die (Jeans) passt und sieht gut aus.

Franzi: Das ist dir immer noch das Wichtigste, he?

Maya: Das muss erlaubt sein. Und wenn dann auch nicht nach einem halben Jahr die Nähte aufgehen …

Franzi: Sicher nicht.

Die Produktion von Textilien wirkt sich sowohl auf die Umwelt als auch auf die Menschen aus, die diese produzieren. Pestizidrückstände, prekäre Arbeitsbedingungen und hoher Wasserverbrauch sind nur ein paar Aspekte. Detailliertere Informationen dazu finden Sie auf der Seite "Kleidungskonsum: Geht's noch ... etwas nachhaltiger?

Kleidungskonsum: Geht's noch ... etwas nachhaltiger?

Die gute Nachricht ist: Sie können mit Ihrem Kaufverhalten dazu beitragen, die Umweltverschmutzung zu reduzieren und die Arbeitsbedingungen der Näherinnen und näher zu verbessern. Achten Sie beim Kauf von Textilien auf Nachhaltigkeitssiegel. Diese Siegel geben einen Hinweis darauf, dass bei der Produktion auf soziale und/oder ökologische Nachhaltigkeit geachtet wurde. Durch eine Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) ist die Webseite www.siegelklarheit.de entstanden, auf der die verschiedenen Siegel ausführlich vorgestellt und verglichen werden. Auch die Abteilung Haushaltstechnik und Textil am Agrarbildungszentrum Landsberg am Lech informiert über Textilsiegel.

Textilsiegel – Orientierung für den nachhaltigen Kleidungskauf
Ich achte auf nachhaltige Label.
Porträt des Botschafters Josef

Josef, Betriebswirt für Ernährungs- und Versorgungsmanagement

Kleidung bewusster kaufen – Tipps

Noch nachhaltiger geht es, wenn Sie vor dem Einkauf unsere Tipps beherzigen und sich die nachfolgenden Fragen stellen.

Brauche ich das Kleidungsstück wirklich?
  • Wie oft werde ich es anziehen?
  • Handelt es sich um festliche Bekleidung, die ich auch ausleihen könnte?
  • Kann ich das neue Kleidungsstück gut mit den schon vorhandenen Kleidungsstücken kombinieren? Oder zieht es den Kauf weiterer Kleidungsstücke nach sich?
Vor dem Shoppen mache ich immer eine Kleiderschrank-Inventur.
Porträt Annika Martin

Annika, Betriebswirtin für Ernährungs- und Versorgungsmanagement

Kann ich das Kleidungsstück gut pflegen?
  • Kann ich das Kleidungsstück gut waschen? Habe ich Kleidungsstücke mit ähnlicher Textilpflegekennzeichnung, damit ich sie zusammen waschen kann?
  • Muss ich das Kleidungsstück bügeln? Tipp: Kleidung aus Viskose und Polyester ist meist knitterarm. Man muss sie deshalb kaum bügeln.
Spontaneinkäufe vermeide ich.
Porträt von Judit

Judit, Meisterin der Hauswirtschaft

Was ist mir beim Kleidungskauf besonders wichtig?
  • Ist mir ein leichtes Tragegefühl wichtig? Dann wähle ich Textilien aus Baumwolle, Viskose oder Lyocell.
  • Schwitze ich schnell? Dann nutze ich vermehrt Kleidung mit hohem Baumwollanteil. Auf Baumwolle vermehren sich geruchsbildende Bakterien nicht so schnell wie auf Chemiefasern. So muss ich das Kleidungsstück nicht nach jedem Tragen sofort waschen.
  • Lege ich Wert auf Recycling? Dann vermeide ich Textilien aus Mischgeweben und greife bevorzugt zu Textilien, die zu 100 % aus einem Rohstoff bestehen.

Quellen:

  1. Greenpeace e. V. (2015), Wegwerfware Kleidung (zuletzt aufgerufen: 21.02.2022).
  2. Carolin Wahnbaeck, Kirsten Brodde, Hanno Groth (2015): Usage & Attitude Mode/ Fast Fashion; nuggets – market research & consulting GmbH (zuletzt aufgerufen: 21.02.2022).