Annika | Mein Hüttensommer – Teil 2

Wie mein Arbeitsalltag auf der Ostler-Hütte im Allgäu aussah, berichtete ich euch bereits in meinem letzten Beitrag. Immer wieder hörte ich danach die Frage, wie denn die Logistik auf so einer Berghütte funktioniert. Wie kommen die Waren nach oben? Wie nach unten? Das war tatsächlich eine Herausforderung. Wie wir diese meisterten, erfahrt ihr jetzt. Außerdem möchte ich euch noch an meinen persönlichen Highlights in den Bergen teilhaben lassen.

Aktualisiert am: 03.11.2023
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Botschafter der Hauswirtschaft in einem Park

Unser Hütten-Alltag ließ sich nur bedingt planen. Die Infrastruktur zum Berg war nur sporadisch ausgebaut und man brauchte ein große Portion Mut, um mit dem Auto hinauf oder hinunter zu fahren. Der einfachste Weg, um auf den Berg zu kommen, war mit der Bergbahn. Diese fuhr allerdings nur bei guten Wetterverhältnissen regelmäßig, außerdem dauerte eine Fahrt relativ lange. Spontane Einkäufe waren nicht möglich, also hieß es für uns täglich: gut planen, organisieren und den Himmel im Blick behalten.

Wie kamen die Waren auf den Berg?

Während der Saison übernachtete das gesamte Personal in der Hütte. Um unsere Tages- und Übernachtungsgäste (und auch uns) ausreichend zu versorgen, brachten zwei Teammitglieder circa zweimal wöchentlich Schmutzwäsche, Abfall und Getränkekisten nach unten ins Tal und Lebensmittel, Frischwäsche und Co. nach oben.

Unsere Bestände überprüften wir täglich. Vieles kauften wir auf Vorrat ein. Trockene Waren wie Reis oder Kartoffeln lagerten wir im Keller, für Kühl- oder Tiefkühlware hatten wir industrielle Kühl- und Tiefkühlschränke.

Ab und zu kam es vor, dass Waren – trotz vorausschauender Planung – fehlten, dann mussten wir improvisieren und mit dem arbeiten, was da war. Bei einem Team aus zwölf Personen fanden wir allerdings immer schnell eine Lösung.

Was machten wir bei schlechtem Wetter?

Hatten wir aufgrund schlechter Wetterverhältnisse nur wenige Gäste zu versorgen, nutzten wir die freie Zeit für Aufgaben, die im täglichen Geschäft etwas zu kurz kamen, z. B. Grundreinigung oder Bevorratung. Ich habe zum Beispiel einmal die Reinigungskammer und das Wäschelager aufgeräumt, neu sortiert und beschriftet oder in der Zeitschriftensammlung und Spielekiste für Ordnung gesorgt.

Botschafterin Annika mit zwei Kolleginnen beim Rühren einer Tomatensuppe.

Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir das gemeinsame Kochen und Bevorraten von 120 Litern Tomatensuppe. Dafür standen wir morgens um sieben Uhr zu dritt am Herd und rührten fast zwei Stunden lang in den Töpfen. Bei zunehmender Hitze ging das ordentlich in die Arme und wir alle schenkten der Tomatensuppe danach viel mehr Wertschätzung als zuvor.

Waren solche Aufgaben erledigt, hatten wir Freizeit, machten gemeinsam Mittagspause oder spielten ein Spiel.

Was waren meine persönlichen Highlights?

Annika vor einem Gipfelkreuz im Allgäu.

Als leidenschaftliche Hobbyköchin und Ideensammlerin war es mir ein Anliegen, vor allem die Kulinarik des Allgäus näher kennenzulernen. Meine freien Tage nutzte ich gerne zum Wandern. Dabei kehrte ich auf anderen Hütten ein und probierte mich durch die Allgäuer Spezialitäten. Neben Klassikern der regionalen Küche gab es für mich auch mal ein Gipfelradler (Bier und Kräuterlimo), Skiwasser (Wasser und Himbeersirup), Krautkrapfen, Everest Momo (gedämpfte Teigtaschen mit Spinatfüllung), Enzianschnaps oder Zirbenlikör.

Bergpanorama bei Sonnenuntergang

Ein besonderes Erlebnis war auch unser gemeinsamer Wanderausflug. Am ersten Hütten-Ruhetag nach den Sommerferien starteten wir morgens am Breitenberg. Nach einer langen und anstrengenden Tour trafen wir mit Einbruch der Dämmerung auf der Landsberger Hütte ein, wo wir noch lecker verköstigt und versorgt wurden. Nach einem geselligen Abend ging es am nächsten Morgen über den Vilsalpsee wieder zurück zur Ostler-Hütte.

Zum Ende meiner Hüttenzeit erfüllte ich mir dann noch einen persönlichen Wunsch und wählte mit einem Tandemflug den schnellsten, unbeschwertesten und schönsten Weg ins Tal.

Erlebnisse im Herzen bewahren und zurück in die Heimat

Annika vor einem Bergpanorama in der Abenddämmerung

Nach sechs Wochen hieß es Abschied nehmen, die gesammelten Erlebnisse im Herzen bewahren und den Heimweg anbrechen. Etwas Wehmut war schon dabei, denn ich habe nie zuvor solch herrliche Sonnenaufgänge erlebt, die Unbeschwertheit des Berglebens genossen und in kürzester Zeit so viele verschiedene, abenteuerlustige und liebenswerte Menschen kennengelernt. Die Zeit in den Bergen hat mich gelehrt, dass das Leben und die Hauswirtschaft vieles zu bieten haben. Man muss sich manchmal nur trauen, etwas Neues zu wagen!

Dazu abschließend noch ein Spruch aus dem Hütten-Treppenhaus: "Wer vom Abenteuer immer nur träumt, darf sich nicht wundern, wenn er es verschläft!"

Seid also mutig, traut euch, eure Träume zu leben und entdeckt die Vielseitigkeit der Hauswirtschaft. Eure Annika