Textilsiegel – Orientierung für den nachhaltigen Kleidungskauf

Nahezu täglich erreichen uns Meldungen über Missstände in der Textilerzeugung: Fast Fashion, Mikroplastik aus Textilien in den Weltmeeren, Einsatz von Pestiziden beim Baumwollanbau, giftige Chemikalien in Flüssen und Meeren, schadstoffbelastete Kleidung, Kinder- und Zwangsarbeit sowie fehlende Sozialstandards. Beim nachhaltigen und bewussten Kleidungskauf können Textilsiegel eine gute Orientierung geben. Sie stellen sicher, dass Hersteller Kleidung in sozial-, ökologisch- und ökonomisch-gerechter Umgebung produzieren, dass Arbeitsstandards eingehalten werden und die Umwelt nicht unnötig belastet wird. Die Abteilung Haushaltstechnik und Textil am Agrarbildungszentrum Landsberg am Lech stellt eine Auswahl bekannter Textilsiegel vor.

Aktualisiert am: 13.02.2023
Teilen Drucken
Drei junge Frauen im Gespräch miteinander
Siegel von Cotton made in Africa

Cotton made in Africa (CmiA)

Cotton made in Africa (CmiA) ist ein international anerkannter Standard für nachhaltige Baumwolle aus Afrika. Seit 2005 unterstützt CmiA Kleinbauern dabei, die Lebensbedingungen ihrer Familien zu verbessern. Die Kleinbauern werden gerecht und rechtzeitig bezahlt. Durch Schulungen können sie ihre Erträge steigern und ihr Einkommen erhöhen. Die CmiA-Standards verbieten den Einsatz gefährlicher Pestizide oder genveränderter Baumwolle.

Eine künstliche Bewässerung der Felder darf nicht erfolgen. Ebenso dürfen die Landwirte keinen Wald roden, um ihre Felder und somit die Anbaufläche zu vergrößern. Frauen und Männer erhalten den gleichen Lohn. Für Risikogruppen gilt ein besonderer Arbeitsschutz. Unabhängige Prüfinstitute kontrollieren die Einhaltung der Kriterien. Kinderarbeit ist untersagt. Die Stiftung wurde ursprünglich von Michael Otto gegründet, agiert aber inzwischen unabhängig von der Otto Group.

Cradle to Cradle (C2C)

Siegelgeber ist die gemeinnützige Organisation Cradle to Cradle Products Innovation. Bei Cradle to Cradle (von der Wiege zur Wiege) steht der Kreislaufgedanke im Vordergrund. Abfall soll überflüssig werden. Bewertet wird nach den Kriterien Materialgesundheit, Wiederverwertung, erneuerbare Energien und Fairness im sozialen Bereich. Cradle-to-Cradle-Produkte gelten als besonders umweltsicher, gesundheitlich unbedenklich und kreislauffähig.

Logo des Grünen Knopfes

Der Grüne Knopf

Der Grüne Knopf ist ein staatliches Siegel für nachhaltig hergestellte Textilien. Er stellt verbindliche Anforderungen, um Mensch und Umwelt im Produktionsprozess von Textilien zu schützen. Insgesamt müssen 26 anspruchsvolle soziale und ökologische Produktkriterien eingehalten werden. Über weitere 20 Unternehmenskriterien muss das Unternehmen als Ganzes nachweisen, dass es Verantwortung in seiner Textil-Lieferkette übernimmt. Unabhängige Prüfstellen kontrollieren die Einhaltung der Kriterien.

Fair Wear Foundation (FWF)

Die niederländische Stiftung Fair Wear Foundation ist eine gemeinnützige Organisation, die von Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften, Handels- und Herstellerorganisationen gesteuert wird. Ziel ist, die Arbeitsbedingungen in Textilbetrieben weltweit zu verbessern. Der Fokus der FWF liegt dabei auf Betrieben der Konfektion, also Zuschneiden und Nähen. Die Kriterien sind unter anderem freie Arbeitswahl und keine Diskriminierung am Arbeitsplatz. Ausbeutung durch Kinderarbeit ist tabu, existenzsichernde Löhne, angemessene Arbeitszeiten und ein rechtsverbindliches Arbeitsverhältnis sind, ebenso wie sichere und gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen, Voraussetzung, um das Siegel zu tragen.

Siegel des Global Organic Textile Standard

Global Organic Textile Standard (GOTS)

Die Global Standard gemeinnützige GmbH ist Standardinhaberin des Global Organic Textile Standard, kurz GOTS. Dafür müssen Textilien zu mindestens 70 % aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Ab 95 % Bio-Anteil wird der Zusatz "organic" vergeben. GOTS deckt die gesamte textile Produktionskette ab – vom Anbau (auf dem Feld muss nach einem der IFOAM of Standards geprüft werden) über die Produktion bis hin zum Endprodukt.

Das Siegel berücksichtigt die sozialen Kriterien der International Labour Organisation. Neben dem Verbot wesentlicher gesundheitsschädigender Substanzen legt das Siegel auch Grenzwerte für das Abwasser fest. Es erfolgen Kontrollen des Endproduktes. Außerdem müssen Produzenten auf Gentechnik verzichten. Der Standard wird alle drei Jahre überarbeitet.

OEKO-TEX – Made in Green

Das Siegel vergibt die OEKO-TEX-Gemeinschaft mit weltweit 18 neutralen Prüf- und Forschungsinstituten. Grundlage der Zertifizierung ist die Prüfung von Produktions- und Verarbeitungsstätten sowie der einzelnen Bestandteile des Textils. Es wird garantiert, dass schadstoffgeprüfte Materialien zum Einsatz kommen. Die Produktion erfolgt in umweltfreundlichen Betrieben und an sicheren und sozialverträglichen Arbeitsplätzen. Durch Scannen des QR-Codes am Textil ist die Rückverfolgbarkeit der textilen Wertschöpfungskette möglich.

Weitere Informationen zu Siegeln

Die Internetseite www.siegelklarheit.de gibt weitere Informationen zu verschiedenen Siegeln und ihren Kriterien. Siegelklarheit ist eine Initiative der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und der deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit.

www.siegelklarheit.de