Reinigungsausschreibungen vorbereiten

Um einen zu Ihren Ansprüchen passenden Dienstleistenden zu finden, müssen Sie die Vergabe von Reinigungsdienstleistungen gut vorbereiten. Hierbei sollten Sie die spezifischen Anforderungen, Räumlichkeiten und andere Besonderheiten in Ihrer Einrichtung beachten. Außerdem dient die Vorbereitung als Grundlage für den Vergleich der eingegangenen Angebote. Im Rahmen des Symposiums Hauswirtschaft gab die hauswirtschaftliche Betriebsleiterin Susanne Gast Tipps zur Vorbereitung von Reinigungsausschreibungen.

Aktualisiert am: 19.06.2023
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Stühle in einem Hörsaal

Je genauer Sie eine Reinigungsdienstleistung ausschreiben, desto weniger Schwierigkeiten gibt es nach der Vergabe mit dem Dienstleistungsunternehmen.

Schritt 1: Zeitplan festlegen

Nehmen Sie sich ausreichend Zeit zur Vergabe der Dienstleistung. Erstellen Sie einen Zeitplan für den gesamten Prozess.

Setzen Sie Ziele:
  • Wann sollen die Dokumente erstellt sein?
  • Bis wann möchten Sie Rücksprachen mit Kollegen getroffen haben?
  • Wann können sich Dienstleistende Ihren Betrieb ansehen?
  • Wann müssen die Angebote abgegeben sein?
  • Bis wann erhält der Bietenden den Auftrag?
  • Wann kann der Bietende mit der Reinigung beginnen?

Schritt 2: W-Fragen für die Ausschreibung klären

Sammeln Sie Ihre Firmeninformationen, Anforderungen und Wünsche an den Dienstleistenden (DL) und halten Sie diese Informationen schriftlich fest. Zum Beispiel:
  • Wer schreibt aus?: Firma, Art des Betriebs
  • Wo wird der DL eingesetzt?: Betrieb geografisch darstellen und erklären, Raumbuch erstellen
  • Was muss der DL machen?: Unterhaltsreinigung, Glas-/Fassadenreinigung, Sonderreinigung etc.
  • Bis wann kann der DL das Angebot abgeben?
  • Wann erfolgt die Vergabe des Auftrags? Ab wann muss der DL die Leistung erbringen?

Schritt 3: Was erwarte ich vom Dienstleistenden?

Definieren Sie Ihre Erwartungshaltung an den Dienstleistenden so präzise wie möglich, z. B.:
  • Die Unterhaltsreinigung ist pünktlich, gründlich und schonend nach dem neuesten Stand der Reinigungstechnik durchzuführen. Sie umfasst die sach- und fachgerechte Säuberung und Pflege aller Flächen und Gegenstände, die sich in den Räumen befinden. Ausgenommen ist die Reinigung von Fenstern, Vorhängen, Gardinen, Sichtschutzlamellen und Maschinen.
  • Der Auftragnehmende hat alle Leistungen stets so auszuführen, dass nach den jeweiligen Reinigungsintervallen ein einwandfreier Reinigungszustand vorliegt.
  • Die Reinigungszeiten sind in Abstimmung mit dem Auftraggebendem festzulegen.
  • Das vom Auftragnehmenden eingesetzte Personal ist stets mit korrekter Arbeitskleidung ausgestattet.
    Die Firmenzugehörigkeit muss dabei erkennbar sein.
  • Vor Ort ist eine Objektleitung eingesetzt, die täglich erreichbar und zweimal wöchentlich am Reinigungsobjekt anwesend ist.
  • Der Dienstleistende übernimmt Mehrarbeit bis zu X %. (Diese ist schriftlich zu vereinbaren und wird zum jeweils gültigen Vertragsentgelt nach besonders spezifizierter Rechnung vergütet.)
  • Die monatliche Abrechnung erfolgt als Pauschale/nach tatsächlich geleisteten Arbeitstagen.

Tipp: Lassen Sie sich die für Sie wichtigen Anforderungen bestätigen.

Schritt 4: Leistungsverzeichnis aufbauen

Erstellen Sie aufgrund der von Ihnen erstellten Anforderungen und Erwartungen an den Dienstleister (DL) ein ausführliches Leistungsverzeichnis.

1. Listen Sie Raumgruppen und den gewünschten Reinigungsturnus auf

Auflistung der Raumgruppen und des Reinigungsturnus (Beispiel):
Sanitär
252 x
Besprechungsraum
504 x
Büro
252 x
Teeküche
126 x
Flur
104 x

2. Gehen Sie ins Detail und definieren Sie die Leistungen pro Raumgruppe und Turnus

Beispiel: Sie haben in 1 festgelegt, dass sanitäre Einrichtungen 252 x im Jahr gereinigt werden. Nun definieren Sie, wie das genau erfolgt.

Der DL muss ...
  • sanitäre Anlagen – unter Verwendung von umweltfreundlichen Reinigungsmitteln mit desinfizierender Wirkung – nass oder feucht wischen.
  • WC-Bürstenhalterungen reinigen.
  • Bodenbeläge mit desinfizierenden Reinigungsmitteln nass oder feucht wischen.
  • Griffspuren und sichtbare Verschmutzungen an Spiegel und Glaselementen entfernen.
  • sichtbare Verschmutzungen an Wänden und Fliesen entfernen.
  • Papier- und Abfallkörbe sowie Hygienebehälter entleeren und reinigen.
  • Flüssigseife, Toilettenpapier, Papierhandtücher auffüllen, Hygieneartikel aus dem Zentrallager abholen und verteilen.
  • den Bodenabläufen Wasser zuführen, um sie geruchssicher zu verschließen.
  • den Wasserfluss prüfen (Perlatoren).
  • Der Auftraggebende stellt das Verbrauchsmaterial.

3. Kalkulieren Sie anhand des Raumbuchs die zu reinigenden Flächen

Denken Sie beim Thema Flächen nicht nur an Fußböden, sondern z. B. in Gebäuden mit hohem Glasanteil auch an die Glasfassadenflächen oder Treppengeländer mit ihrer entsprechenden Geländerfüllung.

Raumbuch (Beispiel):
Objekt
Gebäude
Gebäudeteil
Raum-Nr.
Raumgruppe
Grundfläche
Jahresfaktor
Jahresfläche
Beispiel
A
0
1
Rezeption
84,15
252
21.205,80 qm
Beispiel
A
0
8
Treppenhaus
3,57
104
371,28 qm
Beispiel
B
1
7
Treppenhaus
5,47
104
568,88 qm
Beispiel
C
0
4
Flur
17,36
104
1.805,44 qm
Beispiel
D
0
8
Flur
9,88
104
1027,52 qm
Beispiel
D
0
9
Flur
10,05
104
1045,20 qm
Beispiel
E
0
1
Treppenhaus
7,76
104
807,04 qm
Beispiel
E
1
3
Flur
23,52
104
2446,08 qm
Gesamt
Räume 8
162 qm
29.277 qm

4. Erstellen Sie eine Vorlage für die Kalkulation des Anbietenden

Kalkulation (Beispiel):
Raumgruppe
Grundfläche
Faktor
Jahresfläche
Leistungszahl (qm/h)
Jahresstunden
Monatsstunden
Stundenverrechnungssatz
Monatskosten
Tageskosten
Rezeption
84,15 qm
252
21.205,80 qm
400
53,01
4,42
32,30 €
142,70 €
6,80 €
Treppenhaus
3,57 qm
104
371,28 qm
150
2,48
0,21
32,30 €
6,66 €
0,32 €
Treppenhaus
5,47 qm
104
568,88 qm
150
3,79
0,32
32,30 €
10,21 €
0,49 €
Flur
17,36 qm
104
1.805,44 qm
700
2,58
0,21
32,30 €
6,94 €
0,33 €
Flur
9,88 qm
104
1.027,52 qm
700
1,47
0,12
32,30 €
3,95 €
0,19 €
Flur
10,05 qm
104
1045,20 qm
700
1,49
0,12
32,30 €
4,02 €
0,19 €
Treppenhaus
7,76 qm
104
807,04 qm
150
5,38
0,45
32,30 €
14,48 €
0,69 €
Flur
23,52 qm
104
2446,08 qm
700
3,49
0,29
32,30 €
9,41 €
0,45 €
162 qm
29.277 qm
73,70
6,14
198,37 €
9,45 €

5. Achten Sie auf Sonderfälle der Reinigung

Berücksichtigen Sie in Ihrem Leistungsverzeichnis auch Sonderfälle der Reinigung, wie z. B. Parkhausreinigung, jährliche Pflegebehandlung von Parkettböden, Fensterreinigung usw.

Schritt 5: Auswahlkriterien festlegen

Legen Sie die Auswahlkriterien fest, nach denen Sie den Dienstleistenden auswählen möchten.

Der DL muss, z. B. ...
  • Unbedenklichkeitsbescheinigungen vorlegen (z. B. vom Finanzamt)
  • eine zuständige Stelle für den Einzug der Sozialversicherungsbeiträge (Krankenkasse, Berufsgenossenschaft) angeben.
  • Policen über eine ausreichende Betriebshaftpflichtversicherung einreichen.
  • eine Versicherung für Personen- und Sachschäden (inkl. Schlüsselverlust) vorlegen.
  • einen Auszug aus dem Gewerberegister vorlegen.
  • nach DIN ISO 9001, EMAS o. ä. zertifiziert sein.
  • die Art der Reinigungstechnik beschreiben.
  • eine Eigenerklärung abgeben, in der er bestätigt, dass er Unfallverhütungsvorschriften einhält, seine Mitarbeitenden regelmäßig schult oder umweltfreundliche Produkte einsetzt.
  • für regelmäßige Kontrollen ein Qualitätssicherungssystem verwenden und Reklamationen dokumentieren.
  • eine Referenzliste mit z. B. zehn laufenden Aufträgen, evtl. in bestimmter Größenordnung, abgeben.
  • an einer Besichtigung des Objektes an Datum/Uhrzeit/Treffpunkt teilnehmen, um im weiteren Ausschreibungsverfahren berücksichtigt zu werden.
  • eine Bescheinigung zur Berechtigung der Berufsausübung mitsenden.

Schritt 6: Fordern Sie Betriebe zur Angebotsabgabe auf

  • Stellen Sie dem Dienstleistenden das Leistungsverzeichnis und von Ihnen gewünschte Vordrucke zur Verfügung. Dienstleistende sollten für das Angebot nur die vom Auftraggebenden übersandten Vordrucke verwenden. Selbstgefertigte Vervielfältigungen, Abschriften und Kurzfassungen sind unzulässig, auch darf der Auftragnehmende den Text des Leistungsverzeichnisses nicht ändern.
  • Der Dienstleistungsbetrieb sollte die Kriterien für die Auswahl kennen.
  • Setzen Sie ein Abgabedatum zur Einreichung der Unterlagen fest.
  • Teilen Sie mit, bis wann Sie den Zuschlag erteilen werden.
  • Weisen Sie daraufhin, dass der Bietende so lange an sein Angebot gebunden ist.

Schritt 7: Auftragserteilung

  • Informieren Sie den Dienstleistungsbetrieb über die Zuschlagserteilung.
  • Nach der Auftragsvergabe muss der Bietende das Leistungsverzeichnis unterschreiben. Enthalten die Unterlagen – nach Auffassung des Bietenden – Unklarheiten, welche die Preisermittlung beeinflussen, so muss der Bietende vor der Angebotsabgabe schriftlich oder per E-Mail darauf hinweisen.
  • Versenden Sie an Unternehmen, die nicht berücksichtigt wurden, eine Absage.

Nach der Ausschreibung ist vor der Ausschreibung

Damit die Zusammenarbeit gelingt und Sie neue Ausschreibungen schneller vorbereiten können, beachten Sie Folgendes:
  • Besprechen Sie sich regelmäßig mit dem Dienstleistenden.
  • Bleiben Sie up-to-date (Fachzeitschrift, Messen, Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, Besichtigungen anderer Dienstleistenden und Gebäude etc.)
  • Aktualisieren Sie regelmäßig Ihre Unterlagen. Diese bilden eine gute Ausgangsposition für eine effiziente und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Auftragnehmendem und Auftraggebendem.