Energetische Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen

Rund 90 % der nachwachsenden Rohstoffe, die in Bayern auf landwirtschaftlichen Flächen erzeugt werden, werden für Energiezwecke verwendet. 10 % werden stofflich genutzt, z. B. als Bio-Kunststoff. Energieholz ist der bedeutendste Energierohstoff bei Biomasse.

Aktualisiert am: 21.04.2023
Teilen Drucken
Maisfeld im Vordergrund mit drei Gebäuden einer Biogasanlage im Hintergrund © StMELF

Scheitholzfeuer

Die Nutzung von Holz als Brennstoff entwickelt sich in Bayern dynamisch. Mehr als 6 Millionen Tonnen Energieholz werden insgesamt verbraucht. Dies entspricht rechnerisch rund 2/3 des bayerischen Heizölbedarfs beziehungsweise circa 28 % des bayerischen Gasverbrauchs. Neben den klassischen Energieholz-Sortimenten Waldenergieholz, Sägenebenprodukte, Industrierestholz u. a. gewinnen Kurzumtriebshölzer leicht an Bedeutung. Derzeit wächst auf rund 1.500 Hektar Ackerfläche Energieholz. Im aktuellen Energieholzmarktbericht werden Aufkommen und Verbrauch von Holz für Energiezwecke dargestellt.

Energieholzmarktbericht 2018 - LWF externer Link

Vier Gläser mit unterschiedlichen Kraftstoffproben. Im Hintergrund stehen zwei Mitarbeiter vor einem Traktor, die einen Injektor betrachten. Tobias Hase

Energiepflanzen für Biokraftstoffe sind in Bayern im Wesentlichen Raps, Getreide, Zuckerrüben und Stroh. In Deutschland werden nur Rohstoffe als Kraftstoff eingesetzt, die zertifiziert nachhaltig sind. Das stellt die Nachhaltigkeitsverordnung für Biokraftstoffe sicher.

Raps als Rapsölkraftstoff und Biodiesel

Rapsölkraftstoff wird aus Rapssaat hergestellt.

  • 40 % des Rapskorns werden zu Kraftstoff verarbeitet, 
  • 60 % verbleiben im Nahrungsmittelkreislauf als hochwertiges Futtermittel, im Wesentlichen als sogenanntes Rapsextraktionsschrot. 

Auf diese Weise trägt heimisch produzierter Rapsölkraftstoff dazu bei, den Import von Eiweißfuttermitteln zu reduzieren.

Die Bayerische Eiweißinitiative - LfL externer Link
Rapsölkraftstoff
  • spart bis zu 80 % Treibhausgase gegenüber Diesel ein,
  • ist biologisch schnell abbaubar und nicht wassergefährdend,
  • schont endliche Rohstoffe,
  • fördert die Wirtschaft im ländlichen Raum und
  • garantiert eine sichere Nahrungsmittelerzeugung.
Biodiesel

Durch Zugabe von Methanol zu Rapsölkraftstoff entsteht nach einer chemischen Reaktion Biodiesel. In Deutschland werden zum Mineraldiesel bis zu 7 % Biodiesel beigemischt. Die Verwendung von Biodiesel als Reinkraftstoff hat nur noch im Nutzfahrzeugbereich eine gewisse Bedeutung.

Bioethanol

Bioethanol wird aus stärke- oder zuckerhaltigen Rohstoffen wie zum Beispiel Getreide, Mais oder Zuckerrüben durch alkoholische Gärung hergestellt. Als wichtiges Nebenprodukt entsteht auch hier hochwertiges Eiweiß-Futtermittel, das entweder als Schlempe ortsnah oder als getrocknetes Produkt transportfähig verwertet wird. Die wichtigsten Produkte sind E5, E10 und E85. Das sind Ottokraftstoffe, denen jeweils bis zu 5 %, 10 % bzw. 85 % hochreiner Ethanolkraftstoff beigemischt ist. Mengenmäßig haben die beigemischten Biokraftstoffe E5 und E10 die größte Bedeutung. Der "Reinkraftstoff" E85 weist hohe Steigerungsraten auf, allerdings auf niedrigem Niveau.

Biomethan

Biomethan wird durch Reinigung von Biogas (Entfernen von Kohlendioxid und anderer Komponenten) gewonnen. Nach Druckerhöhung kann es in das Erdgasnetz eingespeist, an der passenden Stelle wieder entnommen und zum Fahren in erdgastauglichen Kraftfahrzeugen verwendet werden.

Stroh und Holz – neue Biokraftstoffe

Biokraftstoffe der so genannten zweiten Generation sind zum Beispiel BtL-Kraftstoffe (Biomass to Liquid) oder LCB-Kraftstoffe (Ligno-Cellulosehaltige-Biomasse). Sie haben derzeit eine geringe Bedeutung, sind aber eine Zukunftsoption für die nächsten Jahrzehnte.

Rohstoff

Biogas entsteht durch mikrobiellen, anaeroben Abbau von organischem Material (Substraten) wie Gülle, Mais, Getreide oder Grünschnitt. Der Anbau von Biomasse als regenerative Alternative zu fossilen Energieträgern nimmt zu. Rund 300.000 Hektar (Ackerfläche und Gründland) werden in Bayern als Substrate für Biogasanlagen produziert. Biogas ist ein Wasserdampf enthaltendes Gasgemisch. Es besteht zu 50 % bis 70 % aus Methan. Dieser Anteil ist auch energetisch nutzbar. Eine Biogasanlage besteht in der Regel aus einem Substratlager (Silo oder Güllegrube), einem Fermenter, einem Motor, der Strom und Wärme erzeugt und - wenn die Wärme genutzt wird - aus einem Nah- oder Fernwärmenetz. Die bedeutendste Energiepflanze für die Vergärung in Biogasanlagen ist der Silomais. Er zeichnet sich durch hohe Methanerträge und ein günstiges Anbauverfahren aus. Für eine nachhaltige Landwirtschaft sind jedoch vielfältige Fruchtfolgen erforderlich. Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau in ganz Bayern zeigen leistungsfähige Anbausysteme oder Kulturen auf, die zusätzlich zum Mais angebaut werden können.

Informations- und Demonstrationszentren Energiepflanzenanbau - LfL externer Link

Klimaschutz

In jedem Fall trägt der Betrieb einer Biogasanlage zum Klimaschutz bei und schneidet besser ab als jedes Kraftwerk, das auf Basis fossiler Energien wie Kohle, Heizöl oder Erdgas betrieben wird. Je nach Substrat haben die Erzeugung von Biogas und deren anschließende Nutzung in Strom und Wärme einen positiven Minderungseffekt von Treibhausgasen. Am besten schneidet eine vorwiegend mit Gülle betriebene Biogasanlage ab, gefolgt von Zwischenlösungen (Mischbetrieb Nachwachsende Rohstoffe und Gülle mit teilweiser Nutzung der Wärme) und rein auf Basis Nachwachsender Rohstoffe betriebenen Anlagen, die nur Strom erzeugen und keine Wärme nutzen.

Stromerzeugung

In Bayern hat sich die Anzahl der Biogasanlagen seit dem Jahr 2000 von rund 300 auf 2600 fast verachtfacht. Mit mehr als 800 MW installierter Leistung ersetzt Biogas schon jetzt die Stromerzeugung eines Steinkohle- oder eines Erdgaskraftwerks. Ein Vorteil von Biogasanlagen liegt darin, dass sie Strom und Wärme in Kraft-Wärme-Kopplung produzieren können.

Bio-Erdgas

Die Aufbereitung von Biogas zur Bio-Erdgas ist heute technisch ausgereift und steht für kommerzielle Anwendungen zur Verfügung. In der Regel wird das zu Bio-Erdgas aufbereitete Biogas in das Erdgasnetz eingespeist. Dann stehen alle Anwendungen zur Verfügung, die auch für fossiles Erdgas gelten, also die Nutzung als Wärmeenergie, zur Stromerzeugung und zum Fahren in Kraftfahrzeugen.

Biogasproduktion in Bayern

Die Nutzung von Biogas hat seit dem Jahr 2000 sowohl in Deutschland als auch in Bayern einen enormen Aufschwung erfahren. Niedersachsen und Bayern sind die wichtigsten Biogasproduzenten. Biogasanlagen liefern 12,4 Prozent des in Bayern erzeugten Stroms in das bayerische Stromnetz. Somit ist Biomasse nahezu gleichauf mit der Wasserkraft und der Photovoltaik.

Ausblick

Weitere Ausbaupotenziale bestehen zum Beispiel durch die klimafreundliche Nutzung von Rest- und Abfallstoffen sowie von Gülle und in der Verstromung von Holz durch den Einsatz von Holzvergasungsanlagen. Obwohl das Rohstoffpotenzial begrenzt ist, kann es zum Beispiel durch eine Ausweitung der Kraftwärmekopplung, also der kombinierten Strom- und Wärmenutzung, besser ausgeschöpft werden. Beim Ausbau wird dabei auf die ökologische Verträglichkeit der Bioenergienutzung geachtet.