Wald schützt
Schutzfunktion des Waldes
Der Berg- und Schutzwald in den bayerischen Alpen

Schutzwald in den Alpen
(Foto: Michael Friedel)
Im Alpenraum erwarten Experten weitaus spürbarere Auswirkungen des Klimawandels als im übrigen Bayern. Vor allem die Erwärmung schreitet dort schneller voran und wird sich auf den Wald und dessen Baumartenzusammensetzung auswirken. Gleichzeitig stellen vorhergesagte häufigere Starkniederschläge hohe Anforderungen an die Bergwälder. Die Stabilisierung der Wälder und die natürliche Regulierung des Wasserabflusses werden an Bedeutung gewinnen.
Broschüre "Der Berg- und Schutzwald in den bayerischen Alpen"
Bergwaldoffensive

Im Rahmen der Bergwaldoffensive wurden in den vergangenen acht Jahren rund 500 000 junge Bäumchen gepflanzt und so zusammen mit natürlich verjüngten Baumarten auf rund 700 Hektar gefährdete Nadelwälder in klimatolerante Mischwälder umgewandelt. Auf weiteren 750 Hektar wurden durch Pflegemaßnahmen die Voraussetzungen für künftige Naturverjüngung geschaffen. Damit in den nächsten Jahren weitere, bisher nicht erreichbare Bergwaldflächen auf den Klimawandel vorbereitet werden können, wurden in den 47 Projektgebieten naturverträglich rund 150 Kilometer Waldwege oder befestigte Rückewege angelegt. Zudem wurden bei Naturschutzmaßnahmen beispielsweise Feucht- bzw. Trockenbiotopen angelegt oder Auerhuhnhabitate gepflegt.
16 Millionen Euro (Stand 31.12.2015) hat der Freistaat bislang für die Bergwaldoffensive bereitgestellt. Für Staatsminister Brunner ist jeder Cent gut angelegt, denn: "Der Erhalt unserer Berg- und Schutzwälder ist unverzichtbare Zukunftsaufgabe und aktive Vorsorgepolitik für die Menschen im Alpenraum." Die Bergwaldoffensive ist Teil des "Klimaprogramms Bayern 2050".
Baumarten und Holzvorrat im Bergwald
Baumarten

Fichtenast (Foto: Jan Böhm)
Die vorherrschende Laubbaumart im bayerischen Alpenraum ist die Buche mit einem Flächenanteil von rund 19 Prozent. Bergahorn und Esche, die beide zu den Edellaubbaumarten zählen, nehmen zusammen etwa 10 Prozent ein. Die verbleibenden drei Prozent verteilen sich auf sonstige Laubbaumarten wie Vogelbeere, Mehlbeere, Erle, Birke und Weide.
Ursprünglich setzte sich der Bergwald in der montanen Stufe zwischen 700 und 1.400 Meter Meereshöhe zur Hälfte aus Fichte sowie jeweils zu rund 20 bis 25 Prozent aus Buche und Tanne zusammen. Die weiteren Mischbaumarten waren mit etwa fünf bis zehn Prozent am Waldaufbau beteiligt.
Holzvorrat
Schutzfunktionen

Hochwasser im Alpenraum
(Foto: Michael Friedel)
Die vielfältigen Schutzfunktionen der Gebirgswälder werden von der Bayerischen Forstverwaltung im Rahmen der Waldfunktionsplanung erfasst und in Karten dargestellt.
In den Regionen Allgäu, Oberland und Südostbayern haben rund
- 50 Prozent der Waldfläche besondere Bedeutung für den Bodenschutz;
- 30 Prozent der Waldfläche besondere Bedeutung für den Lawinenschutz;
- 85 Prozent der Waldfläche sind Wildbacheinzugsgebiete.
Viele Waldflächen erfüllen sogar mehrere dieser Funktionen gleichzeitig.
Erosion, Lawinen und Hochwasser - wie schützt uns der Wald?
Merkmale eines intakten Schutzwaldes
Ungleichaltrig

Foto: Michael Friedel
Besonders wichtig ist dabei die Tanne, da diese Baumart jahrzehntelang im Schatten der alten Bäume überleben und entstehende Lücken rasch schließen kann.
Gemischt
Dauerhaft
Gefahren für den Schutzwald

Windwurf (Foto: Michael Friedel)
Die Bedingungen im Gebirge sind in jeder Hinsicht extrem. Die Prognosen gehen davon aus, dass als Folge der Klimaveränderungen diese Extreme eher zu- als abnehmen werden. Dazu kommen biotische Gefahren, beispielsweise durch Borkenkäfer und Wildverbiss. Diese Umstände stellen große Herausforderungen für den Bergwald dar und können seine wichtigen Schutzfunktionen dauerhaft schwächen.
Schnee, Sturm und Borkenkäfer - wie schwächen sie den Wald?
Schutzwaldpflege
Im Vertrauen auf die Fähigkeit zur Selbstregulierung der Natur könnte man meinen, bisher unberührte oder kaum menschlich beeinflusste Wälder erfüllen viele der Anforderungen, die an einen idealen Schutzwald gestellt werden. Dies ist aber nicht zwangsläufig so. Schutzwälder bedürfen der Pflege.
Schutzwälder bedürfen der Pflege
Schutzwaldpflege fördert insbesondere stufige, ungleichaltrige und stabile Waldstrukturen, bei denen im Katastrophenfall die Verjüngung schon in den Startlöchern steht. Sie begünstigt standortgemäße Mischbaumarten. Wo diese fehlen, werden sie auf dem Weg der Pflanzung eingebracht.
Schutzwaldpflege wird gefördert

Seilkranbrinung im Gebirge
(Foto: Johannes Loschek)
Die Försterinnen und Förster der Bayerischen Forstverwaltung stehen allen Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern bei der Bewirtschaftung ihrer Berg- und Schutzwälder als neutrale Ansprechpartner zur Verfügung. Ihre Beratung findet im Regelfall objektbezogen im Wald statt und ist für die Waldeigentümer unentgeltlich. Hierbei erfahren Sie auch, welche Fördermaßnahmen in Ihrem Falle konkret möglich sind.
Schutzwaldsanierung
Dies trifft vor allem zu bei
- verlichteten Schutzwäldern ohne ausreichende Verjüngung,
- überalterten Schutzwäldern (Durchschnittsalter über 200 Jahren ohne ausreichende Verjüngung und mehr als einem Drittel kümmernder, absterbender oder toter Bäume in der Oberschicht),
- durch Sturmwurf, Borkenkäfer, Schälschäden oder nachlassende Vitalität geschädigten Schutzwäldern,
- wegen hoher Verbissschäden oder Weidebelastung nicht entwicklungsfähigen Schutzwaldverjüngungen.
Da die Sanierungsmaßnahmen in der Regel großräumig koordiniert und mit anderen Maßnahmen abgestimmt werden müssen, wurden die Sanierungsflächen zu Sanierungsgebieten zusammengefasst. Sie umfassen zum Beispiel die Summe der Sanierungsflächen einer Bergflanke mit Lawinenschutzwald oberhalb einer Bundesstraße oder einer Ortschaft oder alle Sanierungsflächen in einem Wildbacheinzugsgebiet. Auf Ebene der Sanierungsgebiete werden notwendige flankierende Maßnahmen wie zum Beispiel großräumige Jagd- und Wildmanagementkonzepte koordiniert.
Weitere Informationen zur Schutzwaldsanierung
Jagd im Gebirge

Foto: Matthias Ziegler/BaySF
Das Bayerische Jagdgesetz regelt, dass Beeinträchtigungen einer ordnungsgemäßen land-, forst- und fischereiwirtschaftlichen Nutzung durch das Wild möglichst zu vermeiden sind. Insbesondere soll die Bejagung die natürliche Verjüngung der standortgemäßen Baumarten im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen ermöglichen.
Sanierungsflächen werden aufgrund ihrer oftmals südlichen Exposition gerne vom Wild genutzt, da diese Flächen relativ schneearm sind und ein für die Tiere günstiges Kleinklima aufweisen. Um den Verbissdruck ganzjährig möglichst gering zu halten, wird im Rahmen einer Verordnung der Regierung von Oberbayern für bestimmte Sanierungsgebiete und Sanierungsflächen die Schonzeit aufgehoben. Die dort getätigten Abschüsse erfolgen lediglich im Rahmen der regulären Abschussplanung und machen nur einen geringen Anteil an der Strecke aus. Ziel ist es, durch ausgewählte Abschüsse von vorrangig männlichem Wild ausreichende Vergrämungseffekte dahingehend zu erzielen, dass diese Flächen möglichst wildfrei gehalten werden. Die Verordnung zur Aufhebung der Schonzeit hat jeweils eine Laufzeit von fünf Jahren und wird unter Beteiligung aller involvierten Interessengruppen sach- und fachgerecht beurteilt. Sie hat sich als wichtiges Instrument zur Sicherung der Schutzwaldsanierung bewährt.
Waldweide

Waldweide
(Foto: Michael Friedel)
Als im April 1958 das Gesetz über die Forstrechte in Bayern in Kraft trat, waren rund 120.000 Hektar Bergwald in Oberbayern mit Weiderechten belastet. Dies entsprach in etwa zwei Drittel der Staatswaldfläche, auf der sich die Mehrzahl der Weiderechte konzentrierte.
In den letzten Jahrzehnten ist es gelungen, auf mehr als der Hälfte der ehemals weiderechtsbelasteten Fläche in den bayerischen Alpen Wald und Weide zu trennen. Heute existieren im bayerischen Staatswald noch auf etwa 50.000 Hektar Weiderechte mit Schwerpunkt in den oberbayerischen Alpen. Auf rund der Hälfte dieser Fläche wird die Waldweide noch aktiv ausgeübt. Gleichzeitig konnte die Zahl der aufgetriebenen Tiere verringert und somit die Waldbestände entlastet werden.
Zwei wichtige landeskulturelle Ziele verfolgt die Weiderechtsbereinigung in den bayerischen Alpen:
- Erhalt der traditionellen Bewirtschaftung unserer Almen durch leistungs- und zukunftsfähige landwirtschaftliche Betriebe
- Entlastung insbesondere des Schutzwaldes von landeskulturell nachteiligen Waldweiderechten
Politische Aktivitäten rund um den Bergwald
Bayerischer Landtag
Schutzwaldbeschluss: Schutzwaldkartierung und Prioritätenliste
Bergwaldagenda
In der gemeinsam von Bayern, Österreich, Südtirol, Tirol und Trient aufgestellten Bergwaldagenda werden die wichtigsten Herausforderungen, Leitlinien und Handlungsfelder beschrieben. Für die Zukunft sehen die Unterzeichner deutlich mehr als bisher auch die europäische Ebene gefordert.
Die Alpenkonvention
ARGE ALP
EUSALP
INTERREG
Wasserschutzgebiete in Bayerns Wäldern

Viele Wasserschutzgebiete liegen in Bayerns Wäldern.
(Foto: Jan Böhm)
Während die Schwefelbelastung der Wälder seit etwa 20 Jahren rückläufig ist und mittlerweile eigentlich keine Rolle mehr spielt, ist beim Stickstoff keine Abnahme der atmosphärischen Einträge zu erkennen. Die Daten der Waldklimastationen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft zeigen, dass der Eintrag von Stickstoff seit den 90er Jahren bis heute unverändert hoch ist. Gleichzeitig wird aber ein geringerer Stickstoffaustrag beobachtet. Diese Messergebnisse legen den Schluss nahe, dass die Waldböden noch über Speicherkapazitäten verfügen. Bestätigt wurde dieses Ergebnis von der Anfang der 2000er durchgeführten Bayerischen Nitratinventur und der fünf Jahre später erfolgten zweiten Bodenzustandserhebung (BZE II). Die flächenrepräsentativen Untersuchungen zeigten, dass die Wälder noch in der Lage sind, Stickstoff im Ökosystem zurückzuhalten.
Als Indikator für eine Stickstoffsättigung von Waldökosystemen bzw. für die Stickstoffbelastung werden die Nitratkonzentrationen der Bodenlösung unterhalb des Hauptwurzelhorizontes herangezogen. Als Grenzwert im Hinblick auf eine mögliche Grundwasserbeeinträchtigung (Belastungsgrenze) wird hier ein Wert von 25 Milligramm pro Liter (mg/l) verwendet. Dieser wurde an 10 % der BZE II-Punkte überschritten.
LWF-aktuell 66: Gutes Wasser aus dem Wald? - Trinkwasser aus dem Wald