Kleidungskonsum: Geht's noch ... etwas nachhaltiger?
Erzeugung, Nutzung und Entsorgung von Kleidung haben soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen. Verantwortungsvolles hauswirtschaftliches Handeln beeinflusst diese Faktoren positiv.
Nachhaltiger Kleidungskonsum stellt ein Schwerpunktthema des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft (KoHW) im Jahr 2022 dar. Beim nachhaltigen Kleidungskonsum bieten sich viele Ansatzmöglichkeiten, das aktuelle Konsumverhalten zu überdenken. Ob der bewusste Einkauf oder die fachgerechte Pflege – im Alltag zeigt sich: Nachhaltiges Handeln braucht hauswirtschaftliches Wissen.
Ökologische Aspekte des Kleidungskonsums

Aktuelle Zahlen verdeutlichen das ökologische Ausmaß des weltweiten Kleidungskonsums:
- Die europäische Umweltagentur gibt an, dass der Kauf von Kleidung in der Europäischen Union (EU) im Jahr 2017 rund 654 kg CO2-Emissionen pro Person verursachte.
Nur ein kleiner Teil davon (25 %) entsteht durch Transport, Nutzung und Recycling innerhalb der EU. Der Großteil (75 %) entsteht bei der Herstellung und beim Transport außerhalb der EU, hauptsächlich in Asien.1 - Die Herstellung eines einzelnen T-Shirts verbraucht durchschnittlich 2700 Liter Wasser. Das entspricht der empfohlenen täglichen Trinkmenge* eines Erwachsenen für fünf Jahre.2,3 (*Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung: 1,5 l Wasser am Tag)
- 0,5 Millionen Tonnen Mikrofasern gelangen jährlich durch das Waschen von Synthetikkleidung in die Meere. Das entspricht 35 % aller jährlich in der Umwelt freigesetzten Mikrokunststoffe.2
Soziale Aspekte des Kleidungskonsums

Aktuelle Berichte schildern jedoch andere Verhältnisse: Mehr als 60 Millionen Menschen arbeiten weltweit in der Textil- und Bekleidungsbranche. Die meisten davon leben und arbeiten in Schwellen- und Entwicklungsländern. In diesen Regionen gibt es wenige Vorschriften zu Arbeitszeiten und Arbeitsschutz. Arbeitszeiten von 10–16 Stunden pro Tag an bis zu sieben Tagen in der Woche sind in der Branche weit verbreitet.4
Ökonomische Aspekte des Kleidungskonsums
Aktuelle Zahlen zeigen das ökonomische Ausmaß des weltweiten Kleidungskonsums:
- Der Lohn der Angestellten in den Produktionsstätten reicht häufig nicht aus, um die Miete oder ärztliche Behandlungen zu bezahlen, die Familie zu ernähren und Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen.4
- Die niedrigen Textilpreise verleiten dazu, mehr Kleidung zu kaufen als im Alltag gebraucht wird. Eine Umfrage von Greenpeace hat ergeben, dass in Deutschland durchschnittlich 40 % der vorhandenen Kleidungsstücke fast nie getragen werden.5
- Der gestiegene Kleidungskonsum von minderwertigen Fast-Fashion-Produkten führt zu einer höheren Alttextilmenge in der Altkleidersammlung, deren Qualität beständig abnimmt. Das stellt professionelle Recyclingunternehmen vor große Herausforderungen.6
Hauswirtschaftliches Wissen beinhaltet Handlungsoptionen, die einen nachhaltigen Kleidungskonsum ermöglichen.
Auf den drei folgenden Seiten haben wir alltagspraktische Tipps und interessante Hintergrundinformationen zusammengestellt.
Quellen
- Europäische Umweltagentur (2019): Textiles in Europe's circular economy, Briefing no. 10/2019, S. 7 (zuletzt aufgerufen am 17.01.2022).
- Europäische Umweltagentur (2020): Umweltauswirkungen von Textilproduktion und -abfällen (zuletzt aufgerufen am 31.01.2022).
- Eureporter: Die Auswirkungen der Textilproduktion und der Abfälle auf die Umwelt (zuletzt aufgerufen am 31.01.2022).
- Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und wirtschaftliche Entwicklung (o. J.): Umwelt- und Sozialstandards in der Textilproduktion verbessern (zuletzt aufgerufen am 20.01.2022).
- Greenpeace e. V. (2015), Wegwerfware Kleidung.
- Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e. V. (bvse), Arbeitskreis "Hochwertiges Textilrecycling“ (2020): Bedarf, Konsum, Wiederverwendung und Verwertung von Bekleidung und Textilien in Deutschland, Seite 18.
Kompetenzzentrum Hauswirtschaft