Aktuelle Situation
Laut eines Branchenreports wurden in Deutschland im Jahr 2017 38 Milliarden Einweg-Papierhandtücher verbraucht. Das ergibt 66.800 Tonnen, die nicht nur große Müllberge verursachen, sondern auch hohe Kosten für Unternehmen oder öffentliche Einrichtungen.
In der öffentlichen Wahrnehmung wird Papier häufig als ökologisch verträglich gesehen. Pauschal lässt sich das aber nicht beurteilen und hängt stark von der Erzeugung und Verwendung ab. Im Vergleich zu elektrischen Gebläsetrocknern mit heißer Luft sind Papierhandtücher ökologisch verträglicher, da die Wärmeerzeugung sehr energieintensiv ist. Doch wie sieht es mit anderen Arten der Händetrocknung aus?
Papierhandtücher, Baumwollhandtücher und Gebläsetrockner im Ranking
Einweg-Papierhandtücher aus Primärfasern mit mechanischem Spender
Einweg-Papierhandtücher aus Sekundärfasern (Recycling) mit mechanischem Spender
Baumwoll-Endlosrollen
Warmluft-Gebläsetrockner
Jetstream-Trockner (Kaltluft)
chemische Belastungen (Schadstoffe, Abwasser, Nährstoffeinträge, etc.)
physikalische Belastungen (Lärm)
biologische Belastungen (Krankheitserreger)
Ressourcenverbrauch (fossile Energieträger, biotische Rohstoffe, Wasser, Naturraum, etc.)
Störfälle/Unfälle
Jetstream-Trockner (Kaltluft)
Recyclingpapier
Frischfaserpapier
Baumwolle-/Warmluft-Trockner
Dass Warmluft-Trockner durch das Heizelement sehr viel Energie benötigen, liegt auf der Hand. Es überrascht jedoch, dass Einweg-Papierhandtücher besser abschneiden als Baumwoll-Handtuchrollen.
Diese Tatsache ist der äußerst aufwendigen Produktion von Baumwolle geschuldet. Im Vergleich zu Papier wird Baumwolle vor allem in wasserknappen Gebieten wie Indien, Ägypten oder Marokko angebaut und muss dadurch stark bewässert werden. Zusätzlich zum Baumwollanbau wird auch Wasser für die Herstellung und Reinigung benötigt.
Um ein Kilogramm Baumwolle zu gewinnen, werden ca. 170 Badewannen voller Wasser benötigt. Zudem ist insbesondere im konventionellen Baumwollanbau der Pestizid- und Düngemitteleinsatz sehr hoch. Etwa zehn Prozent des weltweiten Insektizidmarktes und fünf Prozent des Pestizidmarktes entfallen auf den Baumwollanbau.
Bei der Produktion von Einweg-Papierhandtüchern aus Primärfasern ist der Wasser-, Energie- und Ressourcenverbrauch ebenfalls sehr hoch. Für die Beurteilung hat das UBA angenommen, dass der Zellstoff zu einem Drittel aus deutscher Produktion stammt und zu zwei Dritteln aus dem Ausland. Hauptproduzenten sind vor allem Brasilien, Uruguay, Chile, Portugal und Finnland, wo zum Teil der Holzeinschlag in Urwäldern geschieht.
Die Produktion von Recyclingpapier benötigt im Vergleich zu neuem Papier lediglich 50 Prozent der Energie und 33 Prozent der Wassermenge. Das UBA betont, dass beim Einsatz von Einweg-Papierhandtüchern vor allem Recyclingpapier verwendet und zugleich auf einen sparsamen Verbrauch geachtet werden sollte.
Allerdings räumt das UBA ein, dass der Jetstream bisher nur aufgrund der unvollständigen Datenlage im Vorteil ist. Die Jetstream-Technologie setzt auf über 600 km/h schnelle Luftströme und verzichtet auf energieintensive Heizelemente. Dadurch bleiben der Energieverbrauch und der CO2-Ausstoß sehr gering. Würde statt konventionellem Strommix, ausschließlich Strom aus regenerativen Energien verwendet, läge der Wert bei fast null.
Ergebnisse weiterer Studien
Andere Studien zeigen: Die Rangfolge der anderen Trocknungssysteme kann abhängig von den Rahmenbedingungen durchaus variieren. Sieht man sich lediglich die Kategorie der Treibhausgase an, dann schneidet beispielsweise Baumwolle geringfügig besser ab als Recyclingpapier. Eine ältere Untersuchung aus dem Jahr 2006 ergab, dass Baumwollhandtuchrollen eine 50 Prozent geringere Gesamtumweltbelastung aufweisen als Recycling-Papiertücher. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2016 sieht den ökologischen Vorteil ebenfalls bei den Baumwollhandtuchrollen, da sie beispielsweise auch zu 95 Prozent weniger Abfall erzeugen als Papierhandtücher und energieschonender in der Produktion sind. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass dies jedoch nur zutrifft, wenn die Baumwollhandtuchrolle bis zu 100-mal gewaschen werden kann.
Die Studien zeigen, dass das Ergebnis davon abhängt, welche Kriterien für die Bewertung zu Grunde gelegt werden. Das UBA empfiehlt beim Einsatz von Baumwollhandtuchrollen, dass diese mindestens 80-mal wiederverwendbar sein sollen und Wäschereien den Frischwasserverbrauch von 10 Kubikmeter pro Tonne Trockenwäsche nicht überschreiten dürfen.
Die genannten Studien treffen gewisse grundlegende Annahmen, die die Basis für die ermittelten Ergebnisse bilden. Doch stellt sich die Frage, ob diese Annahmen auch der Praxis standhalten. Eine der getroffenen Grundannahmen besagt, dass zwei Handtücher ausreichen, um die Hände effektiv zu trocknen. In der Realität könnte allerdings eine unterschiedliche Menge an Papier erforderlich sein oder aus den Spendern entnommen werden. Zudem wirft die Annahme, dass eine Baumwollhandtuchrolle mindestens 80-mal genutzt werden kann, die Frage auf, ob mögliche Anwendungsfehler zu vorzeitigem Verschleiß führen könnten und somit eine frühere Notwendigkeit des Austauschs besteht. Der Praxistest solcher Grundannahmen ist entscheidend, um zu validen Schlussfolgerungen zu gelangen.
…und wie sieht es mit der Hygiene aus?
Idealerweise sollten Systeme zur Händetrocknung nicht nur umweltfreundlich, sondern auch hygienisch sein.
Ein umfassender Review-Artikel aus dem Jahr 2020 verglich 293 Studien, um zu beurteilen, ob Jet-Stream, Warmlufttrockner, Papier- oder Stoffhandtücher hygienischer seien. Aufgrund der unterschiedlichen Studiendesigns ergaben sich allerdings sehr heterogene Ergebnisse, wodurch sich nicht klar sagen lässt, welche Methode die beste ist. Einige Studien äußerten Bedenken bezüglich der Verwirbelung von Bakterien in der Luft durch Gebläsetrockner, insbesondere in sensiblen Bereichen wie Krankenhäusern.
Nach derzeitigem Wissensstand geht das höchste Infektionsrisiko von kontaminierten Flächen, wie Druckknöpfen von Seifenspendern oder Gebläsetrocknern aus. Fehlt die Geduld Handtücher oder Gebläse bis zur vollständigen Trocknung der Hände zu nutzen, können sich Keime gut ausbreiten. Bakterien halten sich nämlich eher auf feuchten als auf trockenen Händen oder Oberflächen auf. Die Autoren des Artikels betonten daher, dass das Wichtigste ist, die Hände gut abzutrocknen.
Ein Blick auf die finanzielle Seite
Nachhaltig handeln bedeutet nicht nur auf die Ökologie zu achten, sondern auch die Finanzen im Blick zu behalten. An dieser Stelle sind folgende Fragestellungen hilfreich:
Erhalten Sie wie beim Papier z. B. nur eine Ersatzlieferung?
Muss, wie im Falle der Baumwollhandtücher, beispielsweise die Handtuchrolle zwischengelagert werden?
Fallen für die benutzten Baumwollhandtuchrollen Transportkosten zur Wäscherei an?
Wie ist das Waschen der Handtuchrollen finanziell geregelt?
Wie hoch sind die aktuellen Strompreise? Rentiert sich ein Gebläsetrockner auch bei höheren Strompreisen?
Wie lange benötigen Personen im Durchschnitt, um ihre Hände trocken zu föhnen?
Wie häufig muss das Personal Papierhandtücher nachfüllen und die Papierkörbe leeren?
Bei unsachgemäßer Handhabung kann sich die Baumwollhandtuchrolle verdrehen. Ist ausreichend Personal vorhanden, welches das zügig in Ordnung bringen kann?
Fazit
Nach aktuellen Untersuchungen liegt der Jetstream aus ökologischer Sicht im Vorteil. Für die weiteren Methoden zur Händetrocknung lässt sich keine klare Rangfolge festlegen, da verschiedene Faktoren Einfluss nehmen, wie beispielsweise die Rohstoffgewinnung und Langlebigkeit des Produkts.
Welche Methode zur Händetrocknung am besten geeignet ist, hängt am Ende auch von den individuellen Rahmenbedingungen ab, wie zum Beispiel vom Personaleinsatz oder dem verfügbaren Budget.
Unabhängig davon, welche Wahl man trifft, ist es wichtig einen sinnvollen Umgang mit dem jeweiligen Händetrocknungssystem sicherzustellen. Das bedeutet, dass vor der Anschaffung geklärt werden sollte, wie viele Papierhandtücher beispielsweise aus dem Spender kommen oder ob die Baumwollhandtuchrolle so genutzt werden kann, dass das Tuch nicht verdreht und eine laufende Wartung notwendig wird.
Eventuell muss man an dieser Stelle auch eine wirtschaftliche Entscheidung treffen und Anschaffungs-, Folge- sowie Personalkosten abwägen.
Quellen
Quellen liegen am Kompetenzzentrum Hauswirtschaft vor.