Nachhaltigkeit im hauswirtschaftlichen Betrieb

Nachhaltigkeit ist ein überall präsentes Thema. Immer mehr Unternehmen versuchen langfristig, nachhaltiger zu handeln. Hauswirtschaft kann dabei als Vorbild dienen, denn nachhaltiges Handeln gehört seit jeher zu ihren Kernkompetenzen.

Aktualisiert am: 10.04.2024
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Eine junge Pflanze mit Icons zu hauswirtschaftlichen Bereichen drumherum

Die Hauswirtschaft umfasst die strukturierte Planung und Organisation bestimmter Aufgaben in einem Unternehmen, z. B. die Reinigung und Wäscheversorgung, die Verpflegung oder die Ausbildung von Fachkräften. Kurz gefasst bedeutet Hauswirtschaft, verschiedene Gruppen von Menschen, wie beispielsweise Seniorinnen und Senioren, Kinder oder Hotelgäste, bestmöglich zu versorgen. Professionelle Hauswirtschaft integriert seit jeher die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in ihre Tätigkeiten. Bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen können sich Betriebe an zwei Modellen orientieren: zum einen an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN ("Sustainable Development Goals" – SDG), zum anderen an den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.

Gibt man den Begriff Nachhaltigkeit in eine Suchmaschine ein, beziehen sich viele Ergebnisse auf den ökologischen Aspekt: Es geht um das Schonen der Ressourcen, das Bewahren der Ökosysteme und um den Umweltschutz. Das spiegelt auch das Verständnis von Nachhaltigkeit in der Gesellschaft wider. Doch Nachhaltigkeit ist auch in anderen Bereichen relevant, wie das Nachhaltigkeitsdreieck zeigt:

Nachhaltigkeitsdreieck mit seinen Dimensionen Soziales, Ökologisches und Ökonomisches

Das Dreieck vereint die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Es wurde in den 1990er Jahren entwickelt und beschreibt, dass die drei Aspekte eine Einheit bilden und nicht voneinander abgespalten werden dürfen. Jedoch muss diese Einheit nicht in Harmonie zueinander stehen, sondern kann auch ein Verhältnis von Abhängigkeiten und Spannungen darstellen. In der Entscheidungsfindung im Berufsalltag muss es häufig zu einer Abwägung der drei Dimensionen kommen.

Die Hauswirtschaft übernimmt das Abwägen der drei Dimensionen per Definition und agiert somit grundsätzlich im Sinne der Nachhaltigkeit. Diese ist jedoch nicht allein ökologischen Prinzipien verschrieben.

1. Die soziale Dimension

Soziale Nachhaltigkeit setzt den Menschen in den Mittelpunkt. Im Bereich der Unternehmen findet man häufig auch den Begriff "Corporate Social Responsibility" (CSR).

Betriebe, die danach handeln ...
  • ermöglichen Aus- und Fortbildung.
  • übernehmen Verantwortung für ihre Arbeitnehmerinnen und -nehmer, Bewohnerinnen und Bewohner, Kundinnen und Kunden.
  • unterstützen Familien und erleichtern z. B. den Wiedereinstieg in den Berufsalltag.
  • schaffen Möglichkeiten für Integration und Inklusion.
  • achten in der Beschaffung auf die Kriterien des fairen Handelns.

Hand hält Haus, außen herum sind Icons zum Thema soziale Nachhalatigkeit Cross Media Solutions

Soziale Nachhaltigkeit hat nicht nur positive Auswirkungen auf Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, Bewohnerinnen oder Bewohner, sondern auch auf das Unternehmen selbst. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer achten bei der Jobsuche vermehrt auf soziale und ökologische Kriterien ihres potenziellen Arbeitgebers. Unternehmen, die nach diesen Kriterien handeln, können ihre Attraktivität für Arbeitnehmende steigern. Zudem zeigte eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey (2020), dass Unternehmen, die großen Wert auf Diversität legen, profitabler sind.

Eine junge Pflanze im Glas, davor in Scrabble-Buchstaben der Schriftzug "Nachhaltig".

2. Die ökologische Dimension

Umweltprobleme wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Biodiversitätsverlust werden immer drängender. Daher sind Unternehmen gefordert, ihre Aktivitäten im Einklang mit ökologischen Prinzipien zu gestalten, um einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten.

Betriebe aus verschiedenen Branchen können sich dabei die Hauswirtschaft zum Vorbild nehmen, denn Hauswirtschaft ...
  • geht seit jeher bewusst mit Ressourcen um (z. B. sparsamer Einsatz von Wasser und Energie).
  • nutzt zeitgemäße Verfahren (z. B. bei der Waschtechnik).
  • achtet in der Beschaffung auf nachhaltige Strategien (z. B. regional, saisonal, Bio).
  • fördert betriebsintern das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln (z. B. durch Schulungen des Personals).
  • handelt im Sinne der Kreislaufwirtschaft (z. B. durch Recycling).

Aufgestapelte Münzen, dahinter eine junge Pflanze.

3. Die ökonomische Dimension

Die ökonomische Dimension umfasst nachhaltiges Wirtschaften. Dabei ist es einerseits wichtig, Gewinne zu erzielen, um Investitionen zu tätigen oder um Personal bezahlen zu können, andererseits sollte die Profitsteigerung nicht zu Lasten sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit gehen. Ein Punkt, den Unternehmen in der Praxis häufig vernachlässigen. Dabei kann die ökonomische Dimension auch mit der sozialen und ökologischen Dimension Hand in Hand gehen. Ressourcen zu schonen lohnt sich auch finanziell. Wird z. B. weniger Strom durch energieeffiziente Geräte verbraucht, sinken die Kosten.

Auch im ökonomischen Bereich denkt Hauswirtschaft längerfristig, denn sie…
  • geht mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner, der Gäste oder Kundinnen und Kunden ein.
  • bietet durch Ausbildungs- und Arbeitsplätze Zugang zu bezahlter Arbeit.
  • ist ein Erfolgsfaktor für das Gelingen großer Teile des Care- und Sozialmarktes, des Beherbergungssektors, der Außer-Haus-Verpflegung sowie der Alltagsgestaltung in Privathaushalten.
  • entlastet Privathaushalte und ermöglicht Teilhabe am Arbeitsmarkt für Eltern oder pflegende Personen. Das hat positive Auswirkungen auf die Gesellschaft und Volkswirtschaft, z. B. Reduzierung des Fachkräftemangels, Wertschöpfung und Stärkung der Wirtschaftskraft.

Kacheln mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN United Nations

Im Jahr 2015 hat die Weltgemeinschaft die "Agenda 2030" verabschiedet. Diese beinhaltet 17 globale Ziele für Nachhaltigkeit. Dieses internationale Abkommen umfasst die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit und soll weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Um die Ziele bis zum Jahr 2030 umsetzen zu können, ist es besonders wichtig, sich den schwächsten Ländern und Gesellschaftsschichten anzunehmen. Eine detaillierte Beschreibung der Nachhaltigkeitsziele ist auf der Webseite der UN zu finden. Für hauswirtschaftliche Betriebe sind besonders die Ziele 1 und 3 sowie 4 bis 8 relevant.

Ziel 1: Keine Armut, z. B.:
  • faire Entlohnung
  • faire Beschaffung von z. B. Lebensmitteln (Kaffee, Kakao, ...), Textilien etc.
Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen, z. B.:
  • Schulung des Personals zu Arbeitssicherheit, Ergonomie und Umgang mit Chemikalien
  • ergonomische Arbeitsgeräte, Schutzkleidung oder möglichst verträgliche Reinigungsmittel
  • betriebliche Gesundheitsförderung/Präventionskurse (z. B. Yoga, Stressmanagement, …)
Ziel 4: Hochwertige Bildung, z. B.:
  • regelmäßige Fortbildungen zu unterschiedlichen hauswirtschaftlichen Themen
  • duale hauswirtschaftliche Ausbildung im Betrieb
  • Weiterbildungen außerhalb des hauswirtschaftlichen Bereichs, z. B. Gesundheit, ökologische Nachhaltigkeit, ...
  • berufsbegleitende Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten, z. B. zur Hauswirtschafterin oder Meisterin
Ziel 5: Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum, z. B.:
  • respektvoller Umgang mit dem Personal
  • gute Arbeitsbedingungen, z. B. durch flexible Arbeitszeiten, konstruktive Konfliktlösung, Möglichkeiten für das Personal, sich mit Ideen einzubringen
  • Arbeitsverträge entsprechend gesetzlicher Standards
Ziel 6: Nachhaltiger Konsum und Produktion, z. B.:
  • Regelmäßige Mitarbeiterschulungen hinsichtlich effizienter Reinigungs- oder Zubereitungstechniken (z. B., um Energie oder Reinigungsmittel zu sparen)
  • Beschaffung nach ökologisch-nachhaltigen Kriterien, z. B. EU Eco-Label, Nordic Swan, Bio-Zertifikat, …
  • Dosierhilfen oder Dosieranlage
  • energiesparende Geräte, z. B. in der Küche
Ziel 7: Maßnahmen zum Klimaschutz, z. B.:
  • Ergreifen von Maßnahmen, um während der Reinigung, Textilpflege oder Zubereitung von Speisen negative Umweltauswirkungen zu vermeiden/verringern.
  • Optional als Unternehmen: EMAS-Zertifizierung (Eco-Management and Audit Scheme)
  • Recycling und Ressourcen schonen
Ziel 8: Partnerschaften, um die Ziele zu erreichen, z. B.:

Kompetenzpartnerschaften der Hauswirtschaft mit weiteren Professionen (z. B. Pflege, Pädagogik) und Leitungen bzw. Geschäftsführungen.

Nachhaltigkeit als Konzept für Betriebe

Möchten Betriebe nachhaltiger handeln, sollten statt Einzelmaßnahmen umfassendere Konzepte im Vordergrund stehen. Die Einführung nachhaltiger Maßnahmen im Betrieb erfordert eine strukturierte, projektorientierte Vorgehensweise. Dies umfasst z. B. die Analyse des Ressourcenverbrauchs, die Entwicklung messbarer Ziele, die Mobilisierung der Mitarbeitenden und die regelmäßige Überprüfung der Fortschritte, um langfristige positive Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und die Unternehmensbilanz zu gewährleisten. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen ist es notwendig, dass alle Professionen in einem Betrieb konstruktiv zusammenarbeiten.

Konzept: Nachhaltigkeit im hauswirtschaftlichen Betrieb

KoHW-Podcast für hauswirtschaftliche Fachkräfte

Schriftzug Know-How mit einer Pflanze und einem Kopfhörer mit Mikrofon

Begleiten Sie Juliane Fuchs bei ihren Recherchen. Der Journalistin ist ein nachhaltiger Lebensstil wichtig. Da sie im Alltag auf Kita, Hotel-Übernachtungen und Außer-Haus-Mahlzeiten angewiesen ist, fragt sie sich, wie diese Einrichtungen Nachhaltigkeit umsetzen. Dabei ist sie auf das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) gestoßen. Hauswirtschaftliche Fachkräfte erhalten aus den Podcasts wertvollen Input aus der Praxis zur Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen im eigenen Betrieb.

Nachhaltigkeit im hauswirtschaftlichen Betrieb

Journalistin Juliane Fuchs interviewt Edith Sichtar, Projektmitarbeiterin am KoHW, zum Thema "Nachhaltigkeit in hauswirtschaftlichen Betrieben". Edith Sichtar erklärt, nach welchen Grundsätzen hauswirtschaftliche Betriebe nachhaltig arbeiten und stellt Beispiele aus der Praxis vor.

Juliane Fuchs im Gespräch mit Edith Sichtar (Projektmitarbeiterin, KoHW)

Zur besseren Verständlichkeit haben wir die Texte grammatikalisch angepasst.

Herzlich willkommen zum Podcast "Nachhaltigkeit im hauswirtschaftlichen Betrieb"!

Nachhaltigkeit ist ein überall präsentes Thema. Mein Name ist Juliane Fuchs, ich bin Journalistin und interessiere mich für einen umweltbewussten Lebensstil.

Um unseren Lebensstil in Deutschland aufrecht zu erhalten, bräuchten wir derzeit rund drei Erden. Das ist definitiv zu viel.

Im privaten Bereich versuche ich bereits Verpackungsmüll zu reduzieren, öfter mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und im Haushalt Energie zu sparen. Ein Großteil meines Lebens findet aber im öffentlichen Raum statt: Ich esse in einer Kantine zu Mittag, übernachte häufig in Hotels und bringe meine Kinder täglich in die Kita.

Ich habe mich gefragt: Verändern diese Betriebe eigentlich auch ihre Gewohnheiten, arbeiten sie ebenfalls nach nachhaltigen Grundsätzen? Ich habe mich auf die Recherche begeben und bin auf das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft gestoßen. Dies unterstützt hauswirtschaftliche Betriebe wie Senioren- und Jugendheime, Tagungshäuser, Kitas und Schulen bei ihrem Bemühen, nachhaltiger zu handeln. Edith Sichtar betreut das Projekt "Nachhaltig unterwegs im hauswirtschaftlichen Betrieb". Ich treffe Frau Sichtar in ihrem Büro und spreche mit ihr über Nachhaltigkeit und über Maßnahmen, die hauswirtschaftliche Betriebe bereits umsetzen.

Hallo Frau Sichtar!

Hallo!

Frau Sichtar, Nachhaltigkeit ist ja ein großes Schlagwort. Was bedeutet das Wort denn eigentlich im Blick auf einen hauswirtschaftlichen Betrieb, der für die Versorgung und Betreuung vieler Menschen zuständig ist?

In der Hauswirtschaft ist es notwendig, sinnvoll mit begrenzten Mitteln umzugehen. Hauswirtschafterinnen handeln daher seit jeher nachhaltig, indem sie Ressourcen schonen.

Speziell im hauswirtschaftlichen Betrieb stellt die Nachhaltigkeit einen Dreiklang dar aus sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten. In diesem Umfeld muss die Hauswirtschafterin ihre Entscheidungen treffen.

Können Sie das noch etwas genauer erklären?

In der allgemeinen Diskussion verstehen wir unter Nachhaltigkeit vor allem die ökologischen Aspekte, wie z. B. das Einsparen von Verpackungen.

Eine Hauswirtschafterin muss aber auch ökonomische, also finanzielle Aspekte, im Blick behalten können. Sie muss konkret überlegen, ob sich unverpackte Ware oder Mehrwegprodukte auch finanziell lohnen, damit der Betrieb wirtschaftlich gut aufgestellt bleibt.

Bei diesen Überlegungen sollte sie auch die sozialen Aspekte im Blick behalten. Dazu gehört z. B. die Mitarbeitermotivation: Mehrweggeschirr macht etwas mehr Arbeit, ich brauche Spüldienste. Die Frage wäre: Habe ich das Personal dazu oder müssen andere Personen deswegen Überstunden machen, werden unzufrieden und kündigen im schlimmsten Fall?

Wir merken aber, dass hauswirtschaftliche Mitarbeiterinnen allgemein sehr motiviert sind, ökologische Maßnahmen umzusetzen.

Da müssen Betriebe im Blick auf Nachhaltigkeit wirklich komplexe Entscheidungen treffen. Am Kompetenzzentrum Hauswirtschaft betreuen Sie das Projekt "Nachhaltig im hauswirtschaftlichen Betrieb". Braucht es ein solches Projekt, wenn Hauswirtschaft doch generell nachhaltig handelt?

Die hauswirtschaftlichen Leistungen sind in den letzten Jahren sehr stark nach ökonomischen Gesichtspunkten ausgerichtet worden. Daher ist es uns ein Anliegen, die ökologische Sicht mehr zu fokussieren und zu zeigen, dass auch hier Einsparpotential liegt, dass eine sichtbare ökologische Verbesserung zu mehr Kundenzufriedenheit und somit Kundenbindung beiträgt oder dass sich auch das Miteinander im Betrieb unter den Kollegen verbessert. Hier brauchen manche Betriebe ein paar Impulse.

Also für diese Impulse wurde dann das Projekt ins Leben gerufen?

Ja genau. Wir haben im Rahmen dieses Projektes zunächst einen Wettbewerb gestartet, weil wir sehen wollten, mit welchen konkreten Maßnahmen hauswirtschaftliche Betriebe bereits zur Nachhaltigkeit beitragen. Die Ergebnisse veröffentlichen wir nun nach und nach und möchten so anderen Betrieben Ideen und Hilfestellungen geben, ihr eigenes Angebot nachhaltiger umzugestalten.

Ok. Jetzt habe ich schon einiges erfahren. Nun interessiert mich aber, welche Maßnahmen setzen bayerische Betriebe denn aktuell um?

Sowohl Einzel- als auch Gesamtmaßnahmen.

Was bedeutet das?

Gesamtmaßnahmen sind auf das ganze Haus oder ein Konzept ausgelegt, bei Einzelmaßnahmen wird einfach mal ein einzelner Punkt umgestellt.

Ok, darauf bin ich gespannt.

Hier liegt der Fokus oft auf ökologischer Nachhaltigkeit, z. B. im Bereich der Verpflegung. Viele Betriebe greifen auf bioregionale und faire Lebensmittel zurück. Sie reduzieren Fleisch, indem sie z. B. eine vegetarische Vollverpflegung anbieten oder Veggie-Tage einführen, sie reduzieren Plastik- oder Lebensmittelabfälle, bestellen unverpackte Produkte, führen Tauschsysteme ein oder bestellen in Großgebinden.

Andere Betriebe wiederum sparen Energie durch LED-Beleuchtung, Bewegungsmelder, oder energieeffiziente Geräte, sie nutzen Abwärme zur Trocknung oder vermeiden Energiespitzen.

Auch in Reinigung und Wäscherei gibt es gute Ansätze. Viele Betriebe haben auf automatische Dosiersysteme und ökologische Reinigungsmittel umgestellt oder sie nutzen bei Handtüchern spezielle Falttechniken.

Das klingt sehr spannend und vielfältig. Ich finde es gut, dass sich die Betriebe Gedanken machen. Eigentlich schade, dass da so viel Gutes passiert, von dem wir in der Öffentlichkeit gar nichts oder nur wenig mitbekommen. Gab es denn bei den eingesandten Beiträgen des Wettbewerbs auch Aspekte, die Sie vermisst haben?

Ja, z. B. den messbaren Aspekt. Viele Betriebe beurteilen den Erfolg nur nach einem subjektiven Gefühl. Ich finde es aber sehr wichtig, dass die Betriebe – wenn sie eine nachhaltige Maßnahme einführen – auch Auskunft dazu geben können, wie viel Energie, CO2, Geld, Wasser usw. sie tatsächlich eingespart haben. So machen sie ihren Beitrag zum Klimaschutz nach außen besser sichtbar.

Das kann ich nachvollziehen. Sind Ihnen noch andere Aspekte aufgefallen?

Insgesamt fällt auf, dass sich Menschen stark von Werbeaussagen lenken lassen. Sie denken, eine Maßnahme ist besonders nachhaltig, weil das Produkt das verspricht. Hier würde ich mir mehr Bewertungskompetenz wünschen.

Und ein letzter Punkt: Mir wäre auch wichtig, dass Betriebe nicht nur Einzelmaßnahmen durchführen, sondern konzeptionell an das Thema Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb herangehen. Quasi nach einem roten Faden handeln. Damit erreichen sie auf Dauer mehr.

Das mit dem Konzept ist ein guter Gedanke. Wie ich Sie einschätze, haben Sie einen Plan, um die Betriebe dabei zu unterstützen, oder? Geben Sie uns einen kleinen Einblick in Ihre Gedanken? Wie planen Sie, Ihre Erkenntnisse an die Zielgruppe zu bringen?

Das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft erarbeitet gerade eine Wissensplattform zu diesem Thema, außerdem erstellen wir Leitfäden und Checklisten für Betriebe, die auf nachhaltige Konzepte umstellen wollen. Dabei ist es uns wichtig, Betriebe an die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit heranzuführen – die ökologische, die soziale und die ökonomische Dimension. Auf unserer Internetseite stellen wir Best-Practice-Beispiele vor, bieten Zugang zu Faktenwissen und Studien und helfen bei deren Bewertung.

Ich muss sagen, dass ich heute im Gespräch mit Frau Sichtar viel erfahren habe. Ich bin beeindruckt, was Betriebe bereits alles leisten und hoffe, dass es Ihnen am KoHW – wie Sie das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft abkürzen – gelingt, viele weitere Betriebe zu motivieren, nachhaltige Gesamtkonzepte einzuführen.

Frau Sichtar, haben Sie noch einen Appell an unsere Zuhörerinnen und Zuhörer?

Wir haben im Wettbewerb gesehen, dass es sich lohnt, sich als Verantwortliche in einem Betrieb gemeinsam zusammenzusetzen und zu überlegen, was man aktuell macht, wo man hin möchte und welche Schritte dazu nötig sind.

Wir vom KoHW unterstützen Betriebe dabei gerne mit Informationen, konkret z. B. mit einem Newsletter. Melden Sie sich dazu gerne bei uns an!

poststelle@kohw.bayern.de

Ich bedanke mich für diese wertvollen Einblicke und dafür, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg für die Zukunft!

Umweltmanagementsystem EMAS – ein Betrieb berichtet aus der Praxis

EMAS ist ein Umweltmanagementsystem und steht für "Eco Management and Audit Scheme". Unternehmen mit einer EMAS-Zertifizierung halten in Bezug auf Nachhaltigkeit klare Standards ein und machen dadurch ihre Bemühungen nach außen sichtbar. Journalistin Juliane Fuchs stellt das Münchenstift vor, das seit mehreren Jahren systematisches Umweltmanagement nach den Grundsätzen der EMAS-Zertifizierung betreibt.

Juliane Fuchs im Gespräch mit Alexandra Boneff (Umweltbeauftragte im Münchenstift)

Willkommen zu einer neuen Folge des Podcasts des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft!

Mein Name ist Juliane Fuchs, ich bin Journalistin und zur Zeit gehe ich der Frage nach: Was machen Kitas, Schulen, Tagungshäuser oder Seniorenheime, um Hauswirtschaft nachhaltig zu gestalten?

Bei meinen Recherchen merke ich, dass es viele Personen gibt, die wahnsinnig engagiert sind. Aber leider ist das für mich nach außen oft nur schwer oder gar nicht zu erkennen. Das finde ich schade. Deshalb spreche ich heute mit Edith Sichtar vom Kompetenzzentrum Hauswirtschaft. Sie ist verantwortlich für das Projekt "Nachhaltig unterwegs im hauswirtschaftlichen Betrieb".

Von ihr möchte ich wissen, wie hauswirtschaftliche Fachkräfte in Betrieben ihr nachhaltiges Handeln sichtbar machen können.

Hallo Frau Sichtar!

Hallo Frau Fuchs!

Frau Sichtar, Sie hatten ja im Rahmen des Projekts "Nachhaltig unterwegs im hauswirtschaftlichen Betrieb" bereits Kontakt zu einigen Unternehmen. Haben Sie aus diesen Erfahrungen heraus ein paar Impulse, wie beispielsweise Kitas, Schulen oder Unterkünfte, Gästen ihre nachhaltigen Aktivitäten aufzeigen?

Ja, da gibt es schon einige gute Dinge. Das beginnt oft mit kleinen Aktionen. So schreibt die Hauswirtschaftsleitung z. B. einen Brief an die Kita- oder Schul-Eltern und informiert über geplante Maßnahmen zur Nachhaltigkeit. Statt des Briefs kann z. B. auch ein Aushang erfolgen. Das habe ich schon mehrmals gesehen, wenn es z. B. darum geht, regionale Lieferanten vorzustellen.

Ein Aushang ist mir auch schon einmal aufgefallen – im Gang eines Gästehauses, in dem ich letztens war. Dort hing es ein großes Plakat mit dem Foto einer Familie. Darunter stand: "Wir finden es spitze, dass es beim Frühstücksbuffet keine Portionspackungen mehr für Butter oder Marmelade gibt. Das spart sehr viel Plastikmüll ein!"

Ja genau. Solche Maßnahmen sind erste Dinge, um die Aktivitäten der Hauswirtschaft sichtbar zu machen.

In diesem Zusammenhang fällt mir auch noch eine Einrichtung ein, die auf Social Media aktiv ist. Die Hauswirtschafterinnen einer Kita posten regelmäßig Bilder aus ihrem Arbeitsalltag und machen so auf sich aufmerksam.

Den Kanal würde ich als Mama abonnieren.

Zusätzlich kann ich auf der Webseite meines Betriebs über meinen Aktivitäten berichten. Allerdings fällt uns am KoHW immer wieder auf: Hauswirtschaft wird ganz selten auf der Webseite eines Seniorenheims, einer Jugendherberge oder eines Tagungshauses erwähnt. Dabei ist es doch das hauswirtschaftliche Personal, das dafür sorgt, dass sich alle im Haus wohlfühlen, dass es sauber ist, dass die Wäsche gewaschen wird, dass das Essen schmeckt und immer rechtzeitig auf dem Tisch steht. Schade, dass diese Menschen nicht mehr in den Fokus gerückt werden.

Das stimmt tatsächlich. Wahrscheinlich ist das so wie zu Hause. Alles, was die Eltern machen, wird einfach als selbstverständlich vorausgesetzt und es fällt erst auf, wenn etwas schief läuft.

Manche Betriebe nehmen auch an Wettbewerben teil und hängen dann ihre Siegerurkunden im Haus auf. So sehen die Gäste, welche nachhaltigen Maßnahmen gerade umgesetzt werden.

Aber bei all diesen Maßnahmen muss ich mich auf die Aussagen des Hauses selbst verlassen. Gibt es auch Zertifizierungen oder Siegel, an denen ich als Gast oder Kunde das nachhaltige Handeln sofort erkenne?

Manche Betriebe gehen das ganze Thema sehr professionell an, z. B. durch eine EMAS-Zertifizierung. EMAS wurde bereits 1993 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen und steht für "Eco Management and Audit Scheme". Wer das EMAS-Logo auf Werbematerial oder auf der Webseite verwendet, hält im Unternehmen klare Standards ein.

EMAS hat eine eigene Webseite, auf der man die teilnehmenden Betriebe findet. Inzwischen sind es sehr viele geworden. Ich hatte kürzlich Kontakt zu einem EMAS-Betrieb, dem Münchenstift. Das ist eine Einrichtung mit 14 Alten- und Pflegeheimen in München.

Am besten sprechen Sie über EMAS direkt mit dem Team vor Ort. Die können das besser erklären als ich.

Ich möchte zu EMAS mehr aus der Praxis erfahren und genauer wissen, was Unternehmen leisten, die dieses Zertifikat verwenden.

Dazu treffe ich mich mit Frau Boneff in ihrem Büro im Münchenstift. Sie ist die dortige Umweltbeauftragte und Assistentin der Geschäftsführung.

Hallo, Frau Boneff!

Hallo Frau Fuchs!

Ich bin schon sehr gespannt, was Sie Besonderes machen! Ich habe gelesen, dass Ihr Unternehmen seit 2022 EMAS-zertifiziert ist. Erzählen Sie doch mal! Welcher Grundgedanke hat Sie motiviert mit der EMAS-Zertifizierung zu beginnen?

Ich bin persönlich sehr interessiert daran, auf die Umwelt zu achten. Unsere Geschäftsführung denkt ähnlich und möchte sich auch für Ressourcenschonung und Umweltschutz einsetzen. Die ursprüngliche Idee war das Ziel der Stadt München, bis 2035 klimaneutral zu sein. Das Münchenstift ist eine 100-prozentige Tochter der Stadt. Also haben wir uns überlegt, wie wir das strategisch etablieren können und gemeinsam geschaut, was sich dafür eignet. Dabei sind wir auf EMAS gestoßen.

Ok. Jetzt habe ich schon einiges erfahren. Das klingt spannend. Geben Sie uns einen Einblick: Was ist EMAS und was bedeutet EMAS für Ihre Einrichtung?

Wir sind EMAS-zertifiziert und haben mit der Zertifizierung schon im Jahr 2020 mit dem Alfons-Hoffmann-Haus begonnen.

EMAS ist ein Umweltmanagementsystem, das Unternehmen dabei hilft, Ressourcen intelligent einzusparen, Umweltaspekte rechtssicher und transparent umzusetzen und – und vor allem dadurch sind wir darauf gekommen – zu mehr Klimaschutz führt.

Begonnen haben wir mit Alfons-Hoffmann-Haus, weil dort bereits ein "Green Care Projekt" vorhanden war – mit Gewächshäusern, eigenen Tieren und so weiter. Das Alfons-Hoffmann-Haus war dem Thema gegenüber sehr aufgeschlossen. Danach kam das Haus "Heilig Geist" dazu, jetzt als nächstes das Haus "Effnerstraße". Der Plan ist, dass wir das gesamte Münchenstift zertifizieren.

Die EMAS-Zertifizierung ist ja recht aufwendig. Würden Sie sagen, dass eine solche Zertifizierung für jedes Unternehmen geeignet ist?

Eine EMAS-Zertifizierung kann jedes Unternehmen umsetzen, denn bei EMAS gibt es eine festgelegte Struktur. Im Internet gibt es eine Anleitung, dort kann man sich Anregungen holen: "Wie setzt man EMAS um?", "Wie erstellt man eine Umweltpolitik?", "Wie macht man eine Umwelterklärung?", "Maßnahmenkatalog", "Rechtssicherheit".

Je größer ein Unternehmen ist, desto aufwendiger ist es. Aber es ist nicht so, dass man gezwungen ist, etwas zu tun und es dann Strafzahlungen gibt, wenn man es nicht tut, sondern es ist ein Umweltmanagementsystem, auf das man hingeführt wird, bei dem ein Auditor kommt und Anregungen zum Nachbessern gibt, wenn etwas nicht optimal läuft.

Haben Sie schon konkrete Zahlen, z. B. wie viel CO2 Sie pro Jahr einsparen konnten?

Als der Ukraine-Krieg 2022/23 ausgebrochen ist, hat der Herr Benker (ehem. Geschäftsführer) alle aufgerufen, Energie zu sparen, wo es geht. Hier in der Hauptverwaltung wurden z. B. die Heißwasserleitungen abgedreht.

Das hat – im Vergleich zu den Corona-Jahren mit hohem Energieverbrauch – tatsächlich zu einer Einsparung von ca. 1.500 Tonnen CO2 geführt. Ich bin auf 2023 gespannt, ob sie weiterhin so gespart haben oder ob es mit dem Energieverbrauch jetzt wieder hoch ging.

Welche weiteren Maßnahmen planen Sie für die Zukunft?

Neben der Beschaffung ist ein großer Hebel beim Umsetzen nachhaltiger Maßnahmen auch die Verpflegung. Also wo kauft man wie ein? Zudem planen wir weitere Maßnahmen zur Abfallvermeidung und möchten unsere Mitarbeiter in diesem Bereich weiterbilden. Außerdem stehen Sanierungen unserer Häuser an.

Was ist Ihr Tipp: Wie setze ich eine nachhaltige Maßnahme am besten um?

Das Wichtigste ist, dass man die Leute abholt und Leute im eigenen Unternehmen findet, die für das Thema brennen und den Enthusiasmus weitertragen. Damit steckt man andere an. Ein "Überstülpen" "Wir werden jetzt nachhaltig", ohne dass jemand Lust darauf hat oder nicht weiß, was es bedeutet, wird nicht funktionieren.

Liebe Frau Boneff, vielen Dank für diese Tipps und dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben!

Gern geschehen.

Umstieg auf nachhaltige Arbeitskleidung – ein Blick hinter die Kulissen

Das Münchenstift hat neue Arbeitskleidung beschafft. Welche nachhaltigen Aspekte bei der Beschaffung eine Rolle gespielt haben, berichtet Silvia Juckoff, Einkäuferin im Münchenstift, im Gespräch mit Juliane Fuchs.

Juliane Fuchs im Gespräch mit Silvia Juckoff (Einkäuferin, Münchenstift)

Herzlich willkommen zu einer neuen Episode des Podcasts des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft! Mein Name ist Juliane Fuchs, ich bin Journalistin und auf Recherche zum Thema "Nachhaltigkeit im hauswirtschaftlichen Betrieb". Inzwischen habe ich schon ein paar Einrichtungen kennengelernt und bin beeindruckt über die Vielzahl der Maßnahmen. Ich habe das Gefühl, Hauswirtschaft ist da schon richtig gut unterwegs. Heute tauche ich ein in das spannende Thema "Nachhaltige Textilbeschaffung". Es geht also um mein Lieblingsthema – Kleidung kaufen. Im Seniorenheim Münchenstift wurde neue Betriebskleidung eingekauft und dabei nachhaltige Kriterien zugrunde gelegt. Darüber spreche ich mit Einkäuferin Silvia Jukoff. Sie gibt uns wertvolle Einblicke, wie das Münchenstift diesen Prozess gemeinsam mit dem Pflegepersonal und den Lieferanten gestaltet hat.

Hallo Frau Juckoff!

Hallo Frau Fuchs!

Wie war denn die Ausgangslage bei Ihnen am Münchenstift und wie kam es zur Idee auf nachhaltige Poolkleidung für das Pflegepersonal umzusteigen?

Wir sind damals von der personalisierten Wäsche gestartet. Jeder Mitarbeiter hatte fünf Wäschestücke, manchmal sieben. Diese Menge hat aber nicht ausgereicht, da davon etwa ein Drittel im Schrank waren, ein Drittel auf dem Weg von oder zur Wäscherei und ein Drittel trugen die Mitarbeiter am Körper.

Also standen wir vor dem Problem: Wie kann man dem und den hygienischen Anforderungen an Poolkleidung gerecht werden?

Was bedeutet denn Poolversorgung bzw. Poolkleidung konkret?

Poolversorgung bedeutet, dass Berufskleidung zentral zur Verfügung gestellt wird. Die Kleidung ist also nicht mehr im eigenen Spind mit eigenem Namen, sondern ist – sortiert nach Größe, Damen, Herren – in Fächern für jeden zugänglich. Und nachhaltig muss es auch noch sein.

Verstehe, und wo lag das Problem bei der bisherigen Berufskleidung?

Es gab immer eine gewissen Fluktuation. Der Name des jeweiligen Mitarbeiters war in die Kleidung eingestickt. Das war auch ein Problem bei Neueinstellungen: Die personalisierte Kleidung musste vorab schon vorhanden sein und das, obwohl gar nicht sicher war, ob die Person den Dienst antritt oder bleiben möchte. Auch gab es, vor allem während der Corona-Pandemie, Schwierigkeiten in der Lieferkette: persönliche Kleidung wurde oft nicht rechtzeitig geliefert für die neuen Mitarbeiter. So konnte es passieren, dass der einzelne Mitarbeiter manchmal keine neuen Sachen hatte.

Ja, das kann ich gut nachvollziehen, dass Sie diese Situation ändern wollten. Es ist nicht ideal, wenn Kleidung personalisiert ist und Mitarbeiter kurzfristig absagen oder ihre Kleidung nicht rechtzeitig bekommen.

Und dieses Problem haben wir bei der Poolversorgung eben nicht. Jeder Mitarbeiter bekommt am ersten Arbeitstag eine Einweisung, wo die Sachen sind und die Hauswirtschaft hilft dabei, die richtige Größe zu finden.

Also, wenn ich das richtig verstehe, konnten Sie durch die Umstellung auf Poolware die Neubeschaffung von Arbeitskleidung pro Jahr reduzieren. Das ist schon ein nachhaltiger Aspekt. Was hat sich durch die Umstellung auf Poolware sonst noch verändert?

Auch das Design vom alten Kasak hat sich verändert, das alte war schon 20 Jahre alt. Durch den Verzicht auf personalisierte Wäsche konnten wir Kosten einsparen. Diese Ersparnisse investierten wir in die Poolkleidung. Diese wurde aufgestockt.

Frau Jukoff, das sind sehr interessante Aspekte. Was ich mich an der Stelle noch frage, ist: Gibt es eine Möglichkeit die Namen der Pflegemitarbeiter zu sehen, wenn die Kleidung nicht mehr personalisiert ist?

Die Kleidung wird nur noch dem jeweiligen Haus zugeordnet. Zusätzlich haben wir für jeden Mitarbeiter ein Namensschild. Wir haben die Namensschilder auch verbessert, zum Beispiel von S. Juckoff zu Silvia Juckoff.

Sie haben vorhin erwähnt, dass die Poolwäsche neu designed wurde und jetzt auch nachhaltigen Kriterien entspricht. Gab es vom Personal Bedenken, dass nachhaltige Berufskleidung zu "öko" aussieht?

Nein, da wir den Weg aus einer anderen Richtung gegangen sind. In einem ersten Schritt haben wir uns überlegt: Was gibt der Markt her? Und haben uns dann verschiedene Hersteller angesehen, z. B. aus Skandinavien, die sehr modische Kleidung hatten.

Dann haben wir eine Testgruppe mit Pflegepersonal aus verschiedenen Häusern erstellt und diese durfte dann über das Design entscheiden. Das Pflegepersonal war der Meinung, dass die Arbeitskleidung ihre Professionalität widerspiegelt, weshalb sie sich für Kasaks entschieden. Erst als diese Entscheidung gefallen war, haben wir beschlossen, einen nachhaltigen Kasak zu kaufen.

Beim Stichwort "Nachhaltigkeit" machen Sie mich jetzt neugierig! Wie setzen Ihre neuen Kleidungsstücke denn ökologische Kriterien um?

Also unsere neuen Arbeitshosen sind zur einen Hälfte aus 100 Prozent recyceltem Polyester, zur anderen Hälfte aus "Cotton made in Africa". Cotton made in Africa ist ein nachhaltiges Siegel, also ein fair-gehandeltes Produkt.

Der neue Kasak ist aus 50 Prozent Tencel und zu 50 Prozent aus recyceltem Polyester. Tencel hat bessere Eigenschaften als Baumwolle, was die Wärmeregulierung betrifft. Das ist für Pflegekräfte wichtig. Die Kombination Tencel und Polyester verliert nicht so leicht an Struktur. Der Kasak hat 195 g/qm Gewicht und behält das auch.

Aha! Ich habe gelernt, dass Nachhaltigkeit drei Seiten hat: die ökonomische, die ökologische und die soziale Seite. Gerade beim Kleidungskauf kommt die soziale Dimension stark zum Tragen. Wir lesen immer wieder, dass es schlechte Arbeitsbedingungen für Näherinnen in den Erzeugungsländern gibt. Ich gehe nicht davon aus, dass bei Ihren Textilien alle Produktionsschritte in Deutschland erfolgen können. Wie stellen Sie faire Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette sicher?

Durch den "respect.org"-Code. Jedes Produkt wird mit einem Barcode versehen. Mit dem Handy kann man den Barcode einscannen. Man sieht eine Weltkarte und kann sich dort in die verschiedenen Produktionsschritte einwählen, z. B. von der Weberei zur Färberei, zur Schneiderei, Näherei, zum Transport etc. Man erhält Fotos und Videos zu allen Produktionsschritten und es wird der Ort und der Name der jeweiligen Firma genannt. Damit ist die Lieferkette ganz transparent gestaltet.

Die Idee mit dem Barcode finde ich gut. Das werde ich gleich mal ausprobieren!

Und, wenn ich das richtig sehe, haben Sie neben den Kriterien für die Nachhaltigkeit auch Kriterien für das Design festgelegt. Wie kann ich mir den Abstimmungsprozess mit Lieferanten und dem Personal vorstellen?

Hierüber entschied ebenfalls das Testteam. Es dokumentierte viel über das Tablet oder Smartphone. Es gab ein Standard-Modell als Ausgangspunkt und daran haben wir dann weitergearbeitet. So meinte das Testteam z. B., dass die Handytasche größer sein müsste usw.

Überholte Designelemente haben wir weggelassen. Die größte Schnittmenge hatte dann ein unifarbenes Modell.

Zusätzlich gab es anfangs noch keinen Damenkasak. Den haben wir dann noch gemeinsam designt. Es gab sozusagen einen Dreiklang, den wir erfüllen mussten: Gewebe, Schnitt und persönliche Ansprüche.

Welche Ansprüche hatte das Personal sonst noch? Und war es schwierig, allem gerecht zu werden?

Gerade die persönlichen Ansprüche bildeten ein Spannungsfeld. So wollten die Mitarbeiter den Kasak z. B. nicht über den Kopf ziehen, wenn sich ein Bewohner übergibt, aber auch ein geknöpfter Kasak ist problematisch, da dieser aufgerissen werden könnte. Manche wollten einen modischen, kurzen Schnitt, wieder andere einen Schnitt über den Po. Zudem sollte die Kleidung langlebig und industriewäschetauglich sein und die Farbe sollte lange gut aussehen.

Das klingt spannend! Ich denke, diese Möglichkeit sollte es bei vielen anderen Produkten auch geben. Dann bleibt die Frage nach den Kosten. Sicher mussten Sie im Haus für mehr Geld kämpfen, um die nachhaltige Kleidung zu beschaffen, oder?

Die Kleidung war wegen der hohen Abnahmemengen nicht teurer als die vorherige. Deshalb war der Kaufpreis der Kleidung gar nicht so entscheidend. Die Kosten entstehen erst durch die Wäscherei. Diese muss also energiesparend arbeiten, sodass man damit die Kosten senken kann.

Was würden Sie abschließend einem Unternehmen empfehlen, das mit dem Gedanken spielt, nachhaltige Berufskleidung einzuführen?

Das Beschaffen nachhaltiger Textilien steht und fällt mit dem Reden. Es ist wichtig, vorher den Markt zu erkunden und mit Lieferanten und Herstellern zu reden. Diesen muss man die Erwartungshaltung klar machen. Zudem sollte man vertraglich regeln, worauf die Wäscherei achten muss.

Liebe Frau Juckoff, vielen herzlichen Dank für Ihre Zeit und dass Sie diese wertvollen Erfahrungen aus der Praxis mit mir geteilt haben.

Mir ist heute klar geworden, dass auch die Langlebigkeit von Textilien einen entscheidenden Beitrag zur Nachhaltigkeit leistet, weil so weniger Müll anfällt.

Verschiedene Labels zur Nachhaltigkeit

Im Jahr 2022 hat das Europäische Parlament mit seiner Richtlinie "Empowering Consumers For The Green Transition" eine Regulierung von umweltbezogenen Werbeaussagen und Nachhaltigkeitssiegeln beschlossen. Jedoch kann es bis zu zwei Jahren dauern, bis die Richtlinie in nationales Gesetz überführt ist und auch für deutsche Unternehmen in Kraft tritt. Bis dahin ist es nach wie vor notwendig, nachhaltige Werbeaussagen kritisch zu betrachten. In unserem Beitrag fassen wir die wichtigsten Regelungen daraus für Sie als hauswirtschaftliche Fachkraft zusammen und unterstützen Sie bei Ihren Nachhaltigkeitsbemühungen im Reinigungsprozess.

Reinigungsprozesse nachhaltig gestalten (Schwerpunkt Reinigungsmittel)

Titelbild zum hauswirtschaftlichen Wettbewerb 2023

Rückblick: Wettbewerb – Nachhaltig unterwegs im hauswirtschaftlichen Betrieb

Jeder spricht von Nachhaltigkeit. Hauswirtschaft lebt sie. Unter diesem Motto wollten wir im Jahr 2023 die Leistungen der professionellen Hauswirtschaft bei unserem Wettbewerb sichtbar machen. Gesucht waren die besten Beispiele aus der betrieblichen Praxis. Zwischen Januar und März konnten Unternehmen in Bayern ihre Maßnahmen aus den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – einreichen. Die Gewinnerteams sowie weitere Informationen stellen wir auf unserer Seite "Wettbewerb: Nachhaltig unterwegs im hauswirtschaftlichen Betrieb" vor.

Wettbewerb "Nachhaltig unterwegs im hauswirtschaftlichen Betrieb"

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Quellen

Quellen liegen am Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) vor.