Die Hauswirtschaft umfasst die strukturierte Planung und Organisation bestimmter Aufgaben in einem Unternehmen, zum Beispiel die Reinigung und Wäscheversorgung, die Verpflegung oder die Ausbildung von Fachkräften. Kurz gefasst bedeutet Hauswirtschaft, verschiedene Gruppen von Menschen, wie beispielsweise Seniorinnen und Senioren, Kinder oder Hotelgäste, bestmöglich zu versorgen. Professionelle Hauswirtschaft integriert seit jeher die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit in ihre Tätigkeiten. Bei der Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen können sich Betriebe an zwei Modellen orientieren: zum einen an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN ("Sustainable Development Goals" – SDG), zum anderen an den drei Dimensionen der Nachhaltigkeit.
Gibt man den Begriff Nachhaltigkeit in eine Suchmaschine ein, beziehen sich viele Ergebnisse auf den ökologischen Aspekt: Es geht um das Schonen der Ressourcen, das Bewahren der Ökosysteme und um den Umweltschutz. Das spiegelt auch das Verständnis von Nachhaltigkeit in der Gesellschaft wider. Doch Nachhaltigkeit ist auch in anderen Bereichen relevant, wie das Nachhaltigkeitsdreieck zeigt:
Das Dreieck vereint die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziales. Es wurde in den 1990er Jahren entwickelt und beschreibt, dass die drei Aspekte eine Einheit bilden und nicht voneinander abgespalten werden dürfen. Jedoch muss diese Einheit nicht in Harmonie zueinander stehen, sondern kann auch ein Verhältnis von Abhängigkeiten und Spannungen darstellen. In der Entscheidungsfindung im Berufsalltag muss es häufig zu einer Abwägung der drei Dimensionen kommen. Die Hauswirtschaft übernimmt das Abwägen der drei Dimensionen per Definition und agiert somit grundsätzlich im Sinne der Nachhaltigkeit. Diese ist jedoch nicht allein ökologischen Prinzipien verschrieben.
1. Die soziale Dimension
Soziale Nachhaltigkeit setzt den Menschen in den Mittelpunkt. Im Bereich der Unternehmen findet man häufig auch den Begriff "Corporate Social Responsibility" (CSR). Betriebe, die danach handeln, ermöglichen Aus- und Fortbildung, übernehmen Verantwortung für ihre Arbeitnehmerinnen und -nehmer, Bewohnerinnen und Bewohner, Kundinnen und Kunden, unterstützen Familien und erleichtern z. B. den Wiedereinstieg in den Berufsalltag. Sie schaffen Möglichkeiten für Integration und Inklusion und achten in der Beschaffung auf die Kriterien des fairen Handelns. Soziale Nachhaltigkeit hat nicht nur positive Auswirkungen auf Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, Bewohnerinnen oder Bewohner, sondern auch auf das Unternehmen selbst. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer achten bei der Jobsuche vermehrt auf soziale und ökologische Kriterien ihrer potenziellen Arbeitgeberin bzw. ihres potenziellen Arbeitgebers. Unternehmen, die nach diesen Kriterien handeln, können ihre Attraktivität für Arbeitnehmende steigern. Zudem zeigte eine Studie aus dem Jahr 2020, dass Unternehmen, die großen Wert auf Diversität legen, profitabler sind.
2. Die ökologische Dimension
Umweltprobleme wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und Biodiversitätsverlust werden immer drängender. Daher sind Unternehmen gefordert, ihre Aktivitäten im Einklang mit ökologischen Prinzipien zu gestalten, um einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten. Betriebe aus verschiedenen Branchen können sich dabei die Hauswirtschaft zum Vorbild nehmen, denn die Hauswirtschaft geht seit jeher bewusst mit Ressourcen um (z. B. sparsamer Einsatz von Wasser und Energie), nutzt zeitgemäße Verfahren (z. B. bei der Waschtechnik), achtet in der Beschaffung auf nachhaltige Strategien (z. B. regional, saisonal, bio), fördert betriebsintern das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln (z. B. durch Schulungen des Personals) und handelt im Sinne der Kreislaufwirtschaft (z. B. durch Recycling).
3. Die ökonomische Dimension
Die ökonomische Dimension umfasst nachhaltiges Wirtschaften. Dabei ist es einerseits wichtig, Gewinne zu erzielen, um Investitionen zu tätigen oder um Personal bezahlen zu können, andererseits sollte die Profitsteigerung nicht zu Lasten sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit gehen. Ein Punkt, den Unternehmen in der Praxis häufig vernachlässigen. Dabei kann die ökonomische Dimension auch mit der sozialen und ökologischen Dimension Hand in Hand gehen. Ressourcen zu schonen lohnt sich auch finanziell. Wird zum Beispiel weniger Strom durch energieeffiziente Geräte verbraucht, sinken die Kosten.
geht mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner, der Gäste oder Kundinnen und Kunden ein.
bietet durch Ausbildungs- und Arbeitsplätze Zugang zu bezahlter Arbeit.
ist ein Erfolgsfaktor für das Gelingen großer Teile des Care- und Sozialmarktes, des Beherbergungssektors, der Außer-Haus-Verpflegung sowie der Alltagsgestaltung in Privathaushalten.
entlastet Privathaushalte und ermöglicht Teilhabe am Arbeitsmarkt für Eltern oder pflegende Personen. Das hat positive Auswirkungen auf die Gesellschaft und Volkswirtschaft, z. B. Reduzierung des Fachkräftemangels, Wertschöpfung und Stärkung der Wirtschaftskraft.
Im Jahr 2015 hat die Weltgemeinschaft die "Agenda 2030" verabschiedet. Diese beinhaltet 17 globale Ziele für Nachhaltigkeit. Dieses internationale Abkommen umfasst die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit und soll weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Um die Ziele bis zum Jahr 2030 umsetzen zu können, ist es besonders wichtig, sich den schwächsten Ländern und Gesellschaftsschichten anzunehmen. Eine detaillierte Beschreibung der Nachhaltigkeitsziele ist auf der Webseite der UN zu finden. Für hauswirtschaftliche Betriebe sind besonders die Ziele 1 und 3 sowie 4 bis 8 relevant.
faire Entlohnung
faire Beschaffung von z. B. Lebensmitteln (Kaffee, Kakao, ...), Textilien etc.
Schulung des Personals zu Arbeitssicherheit, Ergonomie und Umgang mit Chemikalien
ergonomische Arbeitsgeräte, Schutzkleidung oder möglichst verträgliche Reinigungsmittel
betriebliche Gesundheitsförderung/Präventionskurse (z. B. Yoga, Stressmanagement, …)
regelmäßige Fortbildungen zu unterschiedlichen hauswirtschaftlichen Themen
duale hauswirtschaftliche Ausbildung im Betrieb
Weiterbildungen außerhalb des hauswirtschaftlichen Bereichs, z. B. Gesundheit, ökologische Nachhaltigkeit, ...
berufsbegleitende Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten, z. B. zur Hauswirtschafterin, zum Hauswirtschafter, zur Meisterin oder zum Meister
respektvoller Umgang mit dem Personal
gute Arbeitsbedingungen, z. B. durch flexible Arbeitszeiten, konstruktive Konfliktlösung, Möglichkeiten für das Personal, sich mit Ideen einzubringen
Arbeitsverträge entsprechend gesetzlicher Standards
Regelmäßige Mitarbeiterschulungen hinsichtlich effizienter Reinigungs- oder Zubereitungstechniken (z. B., um Energie oder Reinigungsmittel zu sparen)
Beschaffung nach ökologisch-nachhaltigen Kriterien, z. B. EU Eco-Label, Nordic Swan, Bio-Zertifikat, …
Dosierhilfen oder Dosieranlage
energiesparende Geräte, z. B. in der Küche
Ergreifen von Maßnahmen, um während der Reinigung, Textilpflege oder Zubereitung von Speisen negative Umweltauswirkungen zu vermeiden/verringern.
Optional als Unternehmen: EMAS-Zertifizierung (Eco-Management and Audit Scheme)
Recycling und Ressourcen schonen
Kompetenzpartnerschaften der Hauswirtschaft mit weiteren Professionen (z. B. Pflege, Pädagogik) und Leitungen bzw. Geschäftsführungen.
Nachhaltigkeit als Konzept für Betriebe
Möchten Betriebe nachhaltiger handeln, sollten statt Einzelmaßnahmen umfassendere Konzepte im Vordergrund stehen. Die Einführung nachhaltiger Maßnahmen im Betrieb erfordert eine strukturierte, projektorientierte Vorgehensweise. Dies umfasst z. B. die Analyse des Ressourcenverbrauchs, die Entwicklung messbarer Ziele, die Mobilisierung der Mitarbeitenden und die regelmäßige Überprüfung der Fortschritte, um langfristige positive Auswirkungen auf Umwelt, Mensch und die Unternehmensbilanz zu gewährleisten. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen ist es notwendig, dass alle Professionen in einem Betrieb konstruktiv zusammenarbeiten.
Konzept: Nachhaltigkeit im hauswirtschaftlichen BetriebKoHW-Podcasts für hauswirtschaftliche Fachkräfte
Begleiten Sie Juliane Fuchs bei ihren Recherchen. Der Journalistin ist ein nachhaltiger Lebensstil wichtig. Da sie im Alltag auf Kita, Hotel-Übernachtungen und Außer-Haus-Mahlzeiten angewiesen ist, fragt sie sich, wie diese Einrichtungen Nachhaltigkeit umsetzen. Dabei ist sie auf das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) gestoßen. Hauswirtschaftliche Fachkräfte erhalten aus den Podcasts wertvollen Input aus der Praxis zur Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen im eigenen Betrieb.
KoHW-Podcasts für hauswirtschaftliche FachkräfteIm Jahr 2022 hat das Europäische Parlament mit seiner Richtlinie "Empowering Consumers For The Green Transition" eine Regulierung von umweltbezogenen Werbeaussagen und Nachhaltigkeitssiegeln beschlossen. Jedoch kann es bis zu zwei Jahren dauern, bis die Richtlinie in nationales Gesetz überführt ist und auch für deutsche Unternehmen in Kraft tritt. Bis dahin ist es nach wie vor notwendig, nachhaltige Werbeaussagen kritisch zu betrachten. In unserem Beitrag fassen wir die wichtigsten Regelungen daraus für Sie als hauswirtschaftliche Fachkraft zusammen und unterstützen Sie bei Ihren Nachhaltigkeitsbemühungen im Reinigungsprozess.
Reinigungsprozesse nachhaltig gestalten (Schwerpunkt: Reinigungsmittel)Hauswirtschaftliche Betriebe gestalten ihre Waschprozesse nachhaltig, indem sie u. a. die Wäschemenge reduzieren (z. B. längere Verwendung von Gäste-Handtüchern), Waschmittel ökologisch auswählen, Waschmittel sparsam dosieren und beim Trocknungsvorgang Energie sparen. Dazu gehört auch das Trocknen im Freien. Welche Vorteile diese Maßnahme hat und was hauswirtschaftliche Betriebe beim Trocknen im Freien beachten sollten, lesen Sie im Artikel.
Wäschetrocknen im Freien – eine Methode für mehr Nachhaltigkeit im Betrieb?Effektives Abfallmanagement spielt eine wichtige Rolle beim nachhaltigen Handeln im hauswirtschaftlichen Betrieb. Es geht nicht nur um die Reduktion der Müllmenge, sondern auch um eine ordnungsgemäße Entsorgung der Abfälle als Vorbereitung zum Recycling. Ein gutes Abfallmanagement ist sowohl ökologisch sinnvoll als auch kostensparend. Ein Blick in die Abfallordnung (2024) einer großen bayerischen Stadt zeigt: Ein 1.100 Liter Müllcontainer kostet bei wöchentlicher Leerung rund 2.300 Euro im Jahr. Diese Summe reduziert sich bei 14-tägiger Leerung um gut 1000 Euro auf 1.300 Euro.
Andere Landkreise erheben ihre Müllgebühren gewichtsabhängig. Zwar kostet die Entsorgung eines Kilogramm Abfalls nur wenige Cent, doch auch hier wirken sich schon kleine Ersparnisse finanziell günstig aus. Manche Landkreise ermöglichen die Leerung von Containern auf Abruf. Alle drei Modelle geben Anreize, Müllmengen zu minimieren und über reduzierte Abholungen sowie ein verringertes Müllvolumen bzw. Müllgewicht Kosten einzusparen.
Ökologische Gründe für eine Reduktion von Abfällen
Pro Jahr entstehen in Deutschland 4,9 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle. Diese bestehen aus Bio-Abfällen, Restmüll, Kartonagen, Glas, Tetra-Paks und Plastikverpackungen. Die Zahl beinhaltet auch die Abfälle aus hauswirtschaftlichen Betrieben. Jede Verpackung benötigt zur Herstellung Rohstoffe wie Holz, Erdöl, Sand oder Aluminium. Die Weiterverarbeitung dieser Rohstoffe ist sehr energieintensiv und setzt CO2 frei. Zusätzlich wird bei der Papierherstellung sehr viel Wasser benötigt.
In hauswirtschaftlichen Einrichtungen entsteht zudem viel Müll aufgrund der Verwendung von Einwegprodukten aus unterschiedlichen Materialien. Aus ökologischen Gründen entscheiden sich die für den Einkauf Verantwortlichen oft für Pappe statt für Kunststoff, beispielsweise bei Trinkbechern für Wasser oder Heißgetränke. Jedoch ist auch Pappe bei genauerer Betrachtung der Ökobilanz kein optimales Einwegmaterial: Bereits die Produktion eines Einwegbechers aus Pappe benötigt je nach Typ bis zu zwei Liter Wasser. Pro 1.000 Einweg-Pappbecher fallen 8,4 kg CO2-Äquivalente an. Kommt ein Plastikdeckel hinzu, erhöht sich dieser Wert auf 20,8 kg.
Auch Transport und Verpackung beeinflussen die Klimabilanz eines Lebensmittels. Der Verzicht auf Verpackungen in hauswirtschaftlichen Betrieben hat also große Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck.
Am Wettbewerb "Nachhaltig unterwegs im hauswirtschaftlichen Betrieb" (2023) des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft nahmen einige Betrieben teil, die großen Wert auf Müllreduktion legen. Fünf beispielhafte Maßnahmen stellen wir Ihnen nun vor.
Tauschsystemen für unverpackte Lebensmittel
Lebensmittel wie Getreide, Mehl, Obst oder Gemüse werden in der Regel verpackt geliefert, typischerweise in Plastik- oder Papiertüten für Getreide und Mehl bzw. in Plastik- oder Pappschalen für Obst und Gemüse. Diesen Abfall wollte Sabine Finger, Hauswirtschaftsleitung der Katholischen Kita St. Elisabeth in Salz reduzieren. Hierfür etablierte sie – in enger Zusammenarbeit mit ihren Lieferanten – ein Tauschsystem für Transportbehälter. Unterdessen erhält die Kita Mehl, Reis, Haferflocken und andere Getreidesorten in Plastikeimern, Kartoffeln in Kartoffelnetzen und Eier in Eierschachteln. Obst und Gemüse werden in Klappkörben aufbewahrt, die die Kita – ebenso wie Einmachgläser für Hülsenfrüchte oder Plastikboxen für weitere Lebensmittel – selbst anschaffte.
Dank dieser Umstellung fällt kaum noch Papier und Kartonage an, wodurch die Einrichtung eine Papiertonne abschaffen konnte. Das spart zwar kein Geld ein, da die Papiertonne kostenlos ist, zeigt aber, dass es der Kita erfolgreich gelungen ist, Ressourcen einzusparen.
Um die Maßnahme sichtbar zu machen, befindet sich im Eingangsbereich der Kita eine Infotafel, die auf die Lieferanten und Produzenten sowie auf das Gesamtkonzept der Küche, Lebensmittel möglichst unverpackt, regional und saisonal zu beziehen, hinweist.
Juliane Fuchs interviewt Sabine Finger von der Kita St. Elisabeth in Salz zum Thema Abfallreduktion in hauswirtschaftlichen Betrieben.
Juliane Fuchs (Journalistin) im Gespräch mit Sabine Finger (Kita St. Elisabeth in Salz)
Porzellan statt Plastik
Heißgetränke-Automaten sind häufig mit Einweg-Plastikbechern aus Polystyrol bestückt, die automatisch ausgegeben werden. In Büros, Schulen oder anderen öffentlichen Einrichtungen entstehen durch dieses Coffee-to-go-Angebot täglich große Mengen an Plastikabfall. Auch das Gymnasium Münchberg war davon betroffen. Die Einrichtung entsorgte jährlich bis 10.500 Plastikbecher. Hauswirtschafterin und Kantinenleiterin Gabriele Ruckdeschel wollte das ändern und ging auf die Suche nach einer ökologischeren Alternative. Sie schlug vor, die Plastikbecher durch Porzellantassen zu ersetzen. Ihre Idee betrachtete der Automatenbetreiber zunächst als nicht umsetzbar.
Die Bereitschaft der gesamten Schulfamilie, das Vorhaben zu unterstützen, bewies das Gegenteil. Das Gymnasium forderte die Eltern dazu auf, überflüssige Tassen von zu Hause an die Schule zu spenden und die Automaten wurden umgestellt. So stehen nun über 600 Kaffeetassen für den Kaffeeautomaten zur Verfügung. Das Küchenpersonal erklärte sich bereit, die benutzen Kaffeetassen in Leerlaufzeiten einzusammeln und zu spülen, zusätzlich stellte die Schule einen Trinkwasserautomat mit 300 bunten Mehrweg-Plastikbechern auf. Das verringerte neben den Einwegbechern auch den Konsum von zuckerhaltigen Softdrinks. Finanziell gesehen spart das Gymnasium Münchberg durch diese Maßnahme jährlich etwa 500 Euro an Kosten ein, pro Schuljahr vermeidet die Schule dadurch 420 kg CO2-Emissionen (40 g CO2/ Plastikbecher).
Auch wenn diese Zahlen zunächst gering erscheinen, ergäbe sich ein erhebliches Potenzial, wenn beispielsweise alle Gymnasien in Bayern diese Maßnahme übernehmen würden. An allen bayerischen Schulen könnten dadurch insgesamt rund 182 Tonnen CO2 eingespart werden.
Eine solche Maßnahme gelingt jedoch nur, wenn Betriebe über ausreichende personelle Kapazitäten zum Spülen gebrauchter Tassen verfügen und durch das Spülen keine Mehrkosten entstehen.
Getränkespender statt Plastikflaschen
Limonaden, Softdrinks und Mineralwasser werden in der Regel in Plastikflaschen aus PET-Kunststoff verkauft. Häufig handelt es sich bei diesen Flaschen um Mehrwegflaschen, die bis zu 20 Mal wieder befüllt werden können. Dadurch verursachen sie ca. 30 bis 50 Prozent weniger klimaschädliche Emissionen als Einwegflaschen. Das setzt jedoch voraus, dass die Mehrwegflaschen zurückgebracht und nicht im Restmüll entsorgt werden.
Auch wenn die Klimabilanz der Mehrwegflaschen besser ist als die von Einwegflaschen, entsteht auch bei deren Produktion CO2 und Ressourcen werden verbraucht. Aus diesem Grund entschied sich das Diakoneo Bodelschwingh-Haus dafür, komplett auf den Kauf verpackter Getränke zu verzichten und stattdessen einen Getränkespender für die 137 Bewohnerinnen und Bewohner anzuschaffen. Der Getränkespender ermöglicht, Fruchtsaftschorlen in verschiedenen Geschmacksrichtungen herzustellen, die Konzentrate werden im Verhältnis 1:19 verdünnt und können ungekühlt gelagert werden, was bei Transport und Lagerung CO2 einspart. Dank einer Zapfhöhe von 31 cm können Bewohnerinnen und Bewohner ihre eigenen Flaschen und Karaffen befüllen.
Ausgehend von der Annahme, dass ohne die Getränkespender alle Bewohnerinnen und Bewohner täglich ein 0,5 l Getränk aus einer PET-Flasche konsumieren würden, kann das Bodeschwingh-Haus durch diese Maßnahme jährlich rund 50.000 Plastikflaschen einsparen. Das entspricht 1.725 Tonnen CO2-Äquivalenten. Diese Zahlen zeigen, dass auch einfache Maßnahmen zu bedeutenden Veränderungen führen können.
Porzellangeschirr statt Einweg-Take-away-Boxen
Restaurants und Cafés bieten ihre Speisen häufig auch als „To-go-Variante“ an. Die Essensmitnahme erfolgt dann in Boxen oder Schalen aus Karton, Aluminium oder Polypropylen-Kunststoff. In der Regel handelt es sich um Einweg-Verpackungen, die aufgrund des Ressourcenverbrauchs eine schlechte CO2-Bilanz aufweisen. Aluminiumboxen mit Pappdeckel schneiden dabei mit rund 105 g CO2 pro Mahlzeit am schlechtesten ab, dicht gefolgt von Plastikboxen aus Polypropylen mit 100 g CO2. To-go-Boxen aus Pappe mit Polyethylen-Beschichtung haben im Bereich der Einwegverpackungen mit ca. 45 g CO2 den niedrigsten Ausstoß. Deutlich besser schneiden spülbare Mehrwegboxen ab. Ab 50 Mehrweg-Umläufen beträgt der CO2-Ausstoß – je nach Spülart – zwischen 25–30 Gramm. Dabei ist die Spülung vor Ort günstiger als eine zentralisierte Spülstraße, da man hier den Transportweg mit einrechnen muss.
Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler der Berufsschule Aschaffenburg führten in ihrer Cafeteria ein warmes und nachhaltiges Mittagessen ein. Dabei halten sie die CO2-Bilanz der täglich ausgegebenen 100 Portionen niedrig, indem sie ausschließlich vegetarisch kochen und saisonale sowie regionale Lebensmittel verwenden. Um Müll zu vermeiden, verzichtet die Cafeteria auf eine To-go-Variante in Essensboxen und serviert die Mahlzeiten ausschließlich auf Porzellangeschirr. Durch die Mehrweg-Variante spart die Cafeteria pro Schuljahr bis zu zwei Tonnen CO2-Äquivalente ein. Mit einem praktischen Bestellsystem produzieren die Schülerinnen und Schüler zudem zielgerichtet und holen regelmäßig Feedback ein, um auch Lebensmittelabfälle auf ein Minimum zu reduzieren.
Aktive Beteiligung der Gäste im Jugendhaus an der Müllreduktion
In der Ganztagesversorgung von Beherbergungsbetrieben gibt es vielfältige Möglichkeiten zur Müllreduktion. Beispielsweise bietet die Verpackung von Lunchpaketen eine Möglichkeit, Verpackungsabfälle zu reduzieren.
Das Jugendhaus Elias in Blaichach geht dabei mit einem gutem Beispiel voran: Beschafft wird hauptsächlich unverpackte Ware, regionale Lieferanten beliefern das Haus mit Produkten in Pfandkisten. Auch Textilien, die aus den Wäschereien zurückkommen, werden nicht mehr verpackt ausgeliefert. Um die Müllreduktion darüber hinaus zu fördern, bindet das Jugendhaus seine Gäste aktiv ein: Vor der Anreise macht das Jugendhaus darauf aufmerksam, eigene wiederbefüllbare Flaschen und Brotzeitboxen mitzubringen. Am hauseigenen Trinkwasserbrunnen können Gäste ihre Trinkflaschen auffüllen oder aus bereitgestellten Gläsern trinken. Ein für Ausflüge gewünschtes Lunchpaket kann in der eigenen Brotbox mitgenommen werden. Diese Maßnahmen sparen Ressourcen, die sonst für Verpackungsmaterialien und die Herstellung von Wasserflaschen oder Plastikbechern benötigt würden.
Plastiktüten im Mülleimer einsparen
Auch außerhalb des Wettbewerbs setzen Betriebe Maßnahmen zur Müllreduktion um, die als nachahmenswerte Beispiele dienen können.
Ein kleiner Plastikbeutel (zehn Gramm) verursacht rund 29,35 g CO2. Wenn der Müll mitsamt Beutel täglich geleert wird, entstehen so in einem Tagungshaus mit 80 Zimmern und einer Belegung von 300 Tagen im Jahr zum Beispiel 0,7 Tonnen CO2. Diese Menge an CO2 lässt sich einsparen, wenn man andere Möglichkeiten der Abfallentsorgung nutzt.
Immer mehr Betriebe setzen daher verschiedene Modelle zur Reduktion der Plastikbeutel um. Zum einen nutzen sie Müllsammelbehälter ohne Plastikbeutel, zum anderen lassen sie den Beutel über einen längeren Zeitraum im Mülleimer und entsorgen nur den Inhalt in einem größeren Sammelgefäß. Manche Einrichtungen führen zentrale Müllsammelstellen ein, die sich beispielsweise in den Fluren befinden. Die Gäste sollen sich somit aktiv an der Müllentsorgung sowie an der Mülltrennung und dem Recycling beteiligen.
Anmerkung: CO2-Angaben enthalten auch CO2-Äquivalente.
Nachhaltig genießen: Bio, regional und saisonal in Gästehäusern, Kitas und Seniorenheimen
Dass sich eine nachhaltige Verpflegung auch in der Versorgung größerer Personengruppen umsetzen lässt, zeigen viele hauswirtschaftliche Betriebe wie Kitas, Gästehäuser oder Seniorenheime. Dafür arbeiten die Einrichtungen mit regionalen Lieferanten zusammen, die ihre Produkte auch oft in Bio-Qualität anbieten. Wichtig ist den Einrichtungen zudem eine Speiseplan-Gestaltung mit pflanzlichen Komponenten und saisonalen Produkten. Möchten Sie Ihren Betrieb ebenfalls auf eine nachhaltige Verpflegung umstellen? Das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) bietet Unterstützung in Form von Coachings, Arbeitskreisen und Fachtagungen an:
Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) externer LinkErgänzende Informationen finden Sie beispielsweise auf den Seiten des Umweltbundesamts oder des Infozentrums Umweltwirtschaft (IZU).
Quellen
Quellen liegen am Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) vor.
- Telefon:
- 09826 5081 3001
- E-Mail:
- poststelle@kohw.bayern.de