Betrachtung staatlicher Maßnahmen zur Förderung des Umweltbewusstseins im Privathaushalt

Unterrichtsentwürfe, die Handeln verändern, setzen an der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler an. Sie zeigen einen deutlichen Nutzen für deren eigenes Leben. Das war ein Ergebnis der Masterarbeit von Verena Mengele an der Hochschule Nürtingen-Geißlingen. Sie zeigte verschiedene staatliche Maßnahmen zur Umweltbildung auf und überprüfte, ob das Programm "KonsUmwelt – Klimaschutz beginnt bei mir" des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft (KoHW) geeignet ist, Verhalten im privaten Haushalt zu ändern.

Aktualisiert am: 14.02.2023
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Stuhlreihen in einem Hörsaal

KonsUmwelt – Klimaschutz beginnt bei mir

Private Haushalte erzeugen mehr CO2 als die Bereiche Landwirtschaft, Gewerbe und Handel. Der Grund: Viele Menschen beherrschen grundlegende hauswirtschaftliche Fähigkeiten nicht mehr. Sie tragen somit erheblich zum Klimawandel bei. Hauswirtschaftliches Können sorgt für umweltbewusstes Handeln und für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen. Um dieses Wissen zu steigern, entwickelten wir am KoHW das Unterrichtsmaterial "KonsUmwelt – Klimaschutz beginnt bei mir". In neun Lernstationen setzen sich die Schülerinnen und Schüler (SuS) mit den Themen Energieverbrauch, Mobilität, Online-Einkauf, Kleidung, Recycling, Upcycling sowie Warmwasserverbrauch auseinander. Dabei lernen sie, dass ihr persönliches Verhalten dazu beiträgt, die Umwelt zu schonen und Ressourcen zu schützen.

Wissenschaftliche Betrachtung des Programms

Anhand einer Checkliste betrachtete Mengele zunächst die Eignung des Programms, Verhalten zu ändern. In einem zweiten Schritt führte sie Online-Seminare mit Schülern und Endverbrauchern durch, die sie anschließend evaluierte. Die Grundlage für Mengeles Checkliste bildete eine Veröffentlichung der Tropenwaldstiftung OroVerde. Hierin zeigt die Stiftung eine nachhaltige Kommunikationsstrategie mit ihren Fallen und Chancen auf.

Folgende Punkte überprüfte Mengele am oben beschriebenen Programm KonsUmwelt:
  • Erzeugt das Programm Aufmerksamkeit durch ...
    • den Bezug zu aktuellen Themen?
    • schnell erfassbare Botschaften?
    • ein ansprechendes Layout?
    • interessante und kreative Fragen?
  • Erreicht das Programm die Zielgruppe über den direkten Bezug zur Region oder zum eigenen Umfeld?
  • Stellt das Programm Informationen bildlich, verständlich und ehrlich dar?
  • Korrigiert das Programm falsche Informationen und Gerüchte?
  • Hebt das Programm Relevanz und Nutzen für die Umwelt hervor?
  • Vermittelt das Programm Informationen anhand positiver und negativer Beispiele?
  • Fördert das Programm individuelle Verhaltensweisen, die keinen hohen Aufwand bedeuten?
  • Nutzt das Programm das Vorwissen der Teilnehmenden?
  • Ist das Programm im Alltag anwendbar? Erfährt die Zielgruppe neu Gelerntes direkt praktisch?
  • Liefert das Programm auf den Handlungskontext zugeschnittene Informationen?

KonsUmwelt auf dem Prüfstand – Ergebnisse

Erzeugt das Programm Aufmerksamkeit?

Das Kompendium stellt den Bezug zu aktuellen Themen beim Einstieg her. Die SuS beantworten interaktiv Fragen zu den Themen Klimawandel, Fridays-for-Future und CO2 im Privathaushalt. Die Arbeitsaufträge der Lernstationen beziehen sich auf alltägliche Situationen und sind somit aktuell. Das Layout der Lernstationen mit vielen wiederkehrenden Elementen (wie z. B. Laufzettel, Arbeitsaufträgen und der Rubrik "Für dich zum Nachlesen") ist vielseitig. SuS nehmen kleine Botschaften somit schnell wahr. Materialien aus dem Alltag veranschaulichen die praktischen Arbeitsaufträge und tragen dazu bei, dass SuS die Stationen mit allen Sinnen erleben.

Erreicht das Programm die Zielgruppe über den direkten Bezug zu Region/Umfeld?

Lehrkräfte steigen mit unterschiedlichen Diskussionsthemen in das Programm ein. Das KoHW empfiehlt dafür z. B. ein Gespräch mit den SuS über die Fridays-for-Future-Demonstrationen in der Region oder das Betrachten der Herkunftsländer eigener Kleidungsstücke. Dadurch erreicht das Programm die SuS über den direkten Bezug zur eigenen Lebenswelt.

Stellt das Programm Informationen bildlich, verständlich und ehrlich dar?

Verschiedene Anschauungsmaterialien innerhalb der Lernstationen visualisieren die Themen. Sie stellen einen konkreten Alltagsbezug her. Filmclips und Texte vermitteln SuS kurzes Hintergrundwissen zu den Stationen. Für genauere Informationen liegen bei den Lehrkräften Quellennachweise vor. In einer "Take-away-Message" am Ende der Station notieren sich die SuS die für sie wichtigen Informationen kurz und verständlich.

Korrigiert das Programm falsche Informationen und Gerüchte?

Um Gerüchte auszuräumen und falsche Informationen zu korrigieren, erhält die Lehrkraft fachlich fundierte Hintergrundinformationen. Diese beziehen sich auf Studien und Recherchen einschlägiger Universitäten sowie des Umweltbundesamtes. Das kann helfen, Fragen zu klären. Je mehr Betreuungspersonen die Lernstationen begleiten, desto besser können sie auf solche Fragen eingehen. Im Programm ist jedoch nur eine Lehrkraft zur Betreuung vorgesehen.

Hebt das Programm Relevanz und Nutzen für die Umwelt hervor?

In den Infoboxen "Für dich zum Nachlesen" lesen SuS Handlungsoptionen und Hintergrundwissen mit Bezug zum Alltag nach. In Beispielen berechnen sie ihren eigenen CO2-Verbrauch oder die Geldersparnis durch nachhaltiges Handeln. Sie handeln auch praktisch, indem sie z. B. Salatpflanzen in alte Verpackungen pflanzen.

Vermittelt das Programm Informationen anhand positiver und negativer Beispiele?

Positiv- und Negativbeispiele sind auf den ersten Blick nicht klar ersichtlich. In einigen Infoboxen beschreibt das Programm jedoch die negativen Folgen der aktuellen Handlungsweisen auf die Umwelt und bietet neue, positive Handlungsmöglichkeiten an.

Fördert das Programm individuelle Verhaltensweisen, die keinen hohen Aufwand bedeuten?

Handlungsoptionen regen die SuS dazu an, ihr eigenes Konsumverhalten zu reflektieren. Das fördert individuelle Verhaltensweisen. Die SuS ziehen sich an jeder Station konkret Impulse für ihr eigenes Handeln heraus.

Nutzt das Programm das Vorwissen der Teilnehmenden?

Im Einstieg ermitteln Lehrkräfte, wie viel Vorwissen die SuS besitzen. Die Lernstationen lassen sich jedoch nicht verändern. Die Aufgaben sind für alle SuS dieselben. Da die SuS die Lernstationen in Gruppen durchlaufen, können sie sich untereinander austauschen und bei den Aufgaben unterstützen. Bei der Zusammenstellung der Gruppen könnten Lehrkräfte vermehrt auf das Vorwissen der SuS achten.

Ist das Programm im Alltag anwendbar? Erfährt die Zielgruppe neu Gelerntes direkt praktisch?

Die Lernstationen sprechen alltägliche Situationen an. Im Skript schlägt das KoHW vor, eine Challenge an den Projekttag anzuknüpfen, bei der die nachhaltigsten SuS einen Preis gewinnen. Die SuS sammeln dabei einen Monat lang Punkte für bestimmte Verhaltensweisen. So können die SuS das Gelernte direkt in die Praxis umsetzen.

Liefert das Programm auf den Handlungskontext zugeschnittene Informationen?

Die Informationen, die die SuS an den Lernstationen erhalten, entsprechen den Arbeitsaufträge und den alltäglichen Gegebenheiten der SuS.

Fazit zum Nutzen des Programms

In den meisten Punkten stimmen die Lernstationen mit den von Mengele vorgeschlagenen Rahmenbedingungen ein.

Auswertung des praktischen Einsatzes

Da es Mengele durch die Corona-Pandemie nicht möglich war, das Programm im Präsenzunterricht zu testen, organisierte das KoHW drei Online-Seminare zu drei ausgewählten Themen. SuS dreier Klassen der Fachoberschule und Berufsoberschule Triesdorf sowie drei private Verbrauchergruppen nahmen an den Seminaren teil. Mengele führte zwei Umfragen durch. Eine vor Beginn des Seminars und eine jeweils eine Woche nach dem Seminar. Die Fragen waren dieselben.

Themen der Online-Seminare waren:
  • Verpackungsmüll – wird doch eh recycelt
  • Nachhaltig handeln – Kleidung
  • Nachhaltig leben – Energie und Wasser

Ergebnisse der Evaluierung

Hohe Affinität der Zielgruppe zum Thema, zu wenige Teilnehmer und geringer Rücklauf der zweiten Umfrage führten dazu, dass Mengele keine allgemeingültigen Aussagen treffen konnte. Auffälligkeiten bei der Beantwortung der Fragen arbeitete Mengele heraus. Diese könnte man in einer Folgestudie genauer untersuchen. Im praktischen Einsatz des Programms zeigte sich zum einen, dass Verbraucher Umweltwissen besitzen (insbesondere im Bereich "Verpackung") und dieses auch anwenden. Zum anderen lernten die Teilnehmer aber auch Neues durch das Programm. Dies verdeutlicht die Umfrage nach dem Seminar. Bewerteten die Teilnehmer vor dem Online-Seminar Verkehr und Ernährung noch als größten Faktor der CO2-Verursachung pro Person, nannten sie nach dem Seminar Kleidung, Verpackung oder Energie als größten Faktor (Bemerkung: Richtig ist Kleidung). Vor dem Seminar kannten 26 Prozent der SuS kein kleidungsbezogenes Einkaufssiegel, nach dem Seminar waren sowohl SuS als auch Nicht-Schülern ein Teil der Siegel bekannt. Auch im Bereich der Altkleidersammlung zeigt sich der Lernfaktor des Programms. Während vor der Veranstaltung noch 36 Prozent der SuS und 13 Prozent der Nicht-Schüler der Meinung waren, dass circa 60 Prozent der Altkleidersammlung recycelt wird, sind es nach der Veranstaltung nur noch fünf Prozent.

Gesamtfazit des KoHW

Mit unserem Unterrichtsentwürfen sehen wir uns auf einem guten Weg, hauswirtschaftliches Wissen nachhaltig zu vermitteln. In Zukunft werden wir verstärkt auf den Alltagsbezug achten und versuchen den Nutzen des nachhaltigen Hauswirtschaftens klar herauszustellen. Weitere Informationen zum Programm "KonsUmwelt – Klimaschutz beginnt bei mir" finden Sie auf der folgenden Seite.

KonsUmwelt – Klimaschutz beginnt bei mir