Innerorts Bauplätze schaffen

In Schweinsdorf sanieren junge Familien denkmalgeschützte und ortsbildprägende Gebäude, die Jugend will im Dorf bleiben, ehemalige Dorfbewohner kommen in ihr Heimatdorf zurück.

Aktualisiert am: 28.09.2023
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Die Einwohnerzahl steigt seit 2005 um mehr als 20 Prozent und kein Neubaugebiet wurde dafür ausgewiesen. Im ehemaligen Gasthaus, das die Gemeinde erworben hat, wurden neun Sozialwohnungen geschaffen. Der Dorfplatz wurde bereits neu gestaltet. Nun soll eine bereits erworbene Scheune zu einem Gemeinschaftshaus umgebaut werden.

Grundlagen für die Innenentwicklung

Gebäudeumnutzungen anstatt Baugebiete

Was ist in diesem mittelfränkischen Dorf anders als in anderen bayerischen Dörfern, obwohl auch Schweinsdorf ein sogenanntes „Donut-Dorf“ zu werden drohte, mit leerem Dorfkern und außenherum einem Ring aus wuchernden Neubau- und Gewerbegebieten? Des Rätsels Lösung liegt in einem Beschluss des Gemeinderates von Neusitz von 2002: Die Innenentwicklung und die Umnutzung leer stehender Bausubstanz sind vorrangige Ziele, weitere Baugebiete werden nicht ausgewiesen. Dem Gemeinderat ist klar, er braucht Verbündete und Fachleute, um die negativen Auswirkungen des Strukturwandels in der Landwirtschaft in eine Chance für das 350-Seelen-Dorf zu verwandeln. Mit einer Förderung des Amtes für Ländliche Entwicklung Mittelfranken erarbeitete im Jahr 2006 ein Planungsbüro unter intensiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger den „Zukunftsplan Innenentwicklung Schweinsdorf“. Als bayernweit erster Ort hat Schweinsdorf selbstständig einen Vitalitäts-Check durchgeführt.

Maßnahmen

Was hilft Schweinsdorf vital zu bleiben?

Schnell steht fest, was zu tun ist: Erschließungen verbessern, nachverdichten, Baulücken schließen, große Grundstücke teilen und in zweiter Reihe bauen sowie neue Gebäudenutzungen ermöglichen. Grenzregelungen und Bodenordnung sind geeignete Instrumente, um die innerörtlichen Potenziale zu aktivieren und neue Bebauungspläne zu realisieren. Aber genügend Wohnraum allein reicht nicht, damit sich Menschen in ihrem Dorf wohlfühlen. Öffentliche Einrichtungen müssen vorhanden sein, wo sich Jung und Alt treffen können und Gemeinschaft entsteht. Daher wurde in der Planung auch ein Bolz- und Grillplatz, ein Jugendraum, ein Gemeinschaftsraum und eine Kneippanlage vorgesehen.

15 Gebäude erhalten, 13 Baulücken genutzt

2009 leitete das Amt für Ländliche Entwicklung eine Dorferneuerung zur Umsetzung des Innenentwicklungskonzeptes ein. Bei allen Planungen werden die Bürgerinnen und Bürger mit ins Boot genommen, egal ob es sich um öffentliche Einrichtungen oder Veränderungen im Privatbereich handelt. Denn eines ist klar: Nur mit ihnen können solche Projekte gelingen. Die jungen Leute haben sich zum Verein Dorfjugend e. V. zusammengeschlossen und gemeinsam einen Jugendraum in das Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr eingebaut. 15 wichtige Gebäude im Ortskern, die zum Teil unter Denkmalschutz stehen, wurden bzw. werden saniert. Manches davon stand jahrelang leer. Jetzt leben dort wieder junge Familien. 13 innerörtliche Freiflächen wurden bebaut.

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Ausblick

Die Dynamik hält an

Das Kirchenumfeld eignet sich für ein neues Dorfzentrum. Deshalb wurden neben dem ehemaligen Gasthof auch das Pfarrhaus und die Pfarrscheune sowie die westlich angrenzende ehemalige Hofstelle von der Gemeinde erworben. Die denkmalgeschützte Pfarrscheune könnte Festhalle und Gerätelager werden, das völlig marode Pfarrhaus abgebrochen und die entstandene Freifläche für die notwendige Friedhofserweiterung genutzt werden. Auf den dann noch freien Flächen könnten Wohnhäuser entstehen. Die Planung für das Kirchenumfeld ist variabel und modulartig aufgebaut. Manches ist bereits realisiert, manches noch in Vorbereitung. Bürger, Gemeinde sowie zuständige Behörden und Institutionen diskutieren und prüfen die Varianten und stimmen die Nutzungsansprüche unter veränderlichen Rahmenbedingungen ab. Schweinsdorf wird sich weiter verändern und wachsen und dabei seinen Charakter bewahren. Um diese Zielvorstellung auf ganz Neusitz auszuweiten, hat der Gemeinderat ein Gemeindeentwicklungskonzept in Angriff genommen und im Januar ein Strategieseminar zur Gemeindeentwicklung besucht.