Gemeindeübergreifender Wasserrückhalt

Das Hochwasser 2002 war der Anlass für vier Kommunen in einer Integrierten Ländlichen Entwicklung zum Hochwasserschutz und zur Gewässerentwicklung zu kooperieren.

Aktualisiert am: 28.09.2023
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Angestautes Wasser an einer Bodenwelle, das durch den mit Gabionen befestigten Durchlass fließt.

Das Augusthochwasser 2002 verursachte in Raigering und Kümmersbruck große Schäden. Dies war für die vier benachbarten Kommunen entlang des Krumbachs der Anlass, in einer Integrierten Ländlichen Entwicklung zum Hochwasserschutz und zur Gewässerentwicklung zu kooperieren. Jetzt liegt ein umfassendes gemeindeübergreifendes Konzept für ein 100-jährliches Hochwasser vor. Im Rahmen der Flurneuordnung wurde die Hauptmaßnahme mit vier Bodenwellen zur Rückhaltung von 180 000 m3 Wasser bereits umgesetzt. Bei der ersten Bewährungsprobe durch ein 20-jährliches Hochwasser im Juni 2013 funktionierte alles wie geplant.

Das Einzugsgebiet

Auf einer Fließlänge von 15 km umfasst das Einzugsgebiet des Krumbachs (Gewässer III. Ordnung) rund 3 600 Hektar. Die Kommunen Amberg, Freudenberg, Hirschau und Kümmersbruck sahen den einzigen Weg zu einem wirkungsvollen Hochwasserschutz durch Maßnahmen im Einzugsbereich des Krumbachs in allen vier Gemeindegebieten in der Integrierten Ländlichen Entwicklung. Nun liegt ein umfassendes Konzept zum Hochwasserschutz durch Wasserrückhaltung in der Fläche und zur ökologischen Gewässerentwicklung vor. Die rege Teilnahme der vom Hochwasser direkt betroffenen Bewohner an Informationsveranstaltungen machte sehr deutlich, welchen Stellenwert der vorbeugende Hochwasserschutz für die Bürger einnimmt.

Der Krumbach ist über die Ufer getreten und hat angrenzende Hausgrundstücke überschwemmt

Hochwasserschutz

Im Auftrag des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberpfalz erstellte ein Planungsbüro in Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Weiden und den vier Kommunen das Konzept. Die Umsetzung und Förderung der Maßnahmen zum Hochwasserschutz und zur ökologischen Gewässerentwicklung sowie die Flächenbereitstellung für Uferschutzstreifen erfolgt je nach Aufgabenstellung durch die Verwaltungen für Wasserwirtschaft und für Ländliche Entwicklung. Über die Maßnahmen in der Ländlichen Entwicklung hinaus wurden durch die Wasserwirtschaftsverwaltung vor allem auch ortsnahe Hochwasserbrennpunkte mithilfe technischer Schutz- und Gewässerentwicklungsmaßnahmen entschärft. So konnte beispielsweise der Ortsteil Raigering der Stadt Amberg durch Wasserrückhaltungen und Gewässerrenaturierung im Einzugsbereich des Hohl-, Brüll-, Wolfen- und Wachtelgrabens vor dem Hochwasser geschützt werden, das bislang regelmäßig durch die Ortschaft floss und dabei erhebliche Schäden verursachte.

Planausschnitt mit drei Bodenwellen, die grün hervorgehoben sind

Wasserrückhaltung

In der Flurneuordnung Krumbach wurde die wichtigste Maßnahme des gemeindeübergreifenden Hochwasserschutzprojekts erfolgreich umgesetzt. Entlang des Krumbachs wurden, verteilt auf 1,6 km, vier Bodenwellen mit 180 000 m³ Rückhaltevolumen modelliert und ein 30 m breiter Streifen renaturiert. Die Durchflüsse des Krumbachs durch die vier Bodenwellen sind mit Gabionen stabilisiert und im maximalen Abfluss so bemessen, dass die unterliegenden Orte im Falle eines Hochwassers vor Überflutung geschützt bleiben. Die Konzeption gewährleistet darüber hinaus, dass die landwirtschaftlichen Flächen nicht dauerhaft vernässt werden. Der Gewässerlauf kann sich innerhalb des 30 m breiten Streifens frei entwickeln. Die Böschungen wurden für die landwirtschaftliche Nutzung entsprechend flach (Neigung 1:10) gestaltet. Ein Schnurgerüst, mit dem die Bodenwellen in die Landschaft profiliert wurden, zeigte den Landwirten anschaulich, dass die Flächen bewirtschaftbar bleiben. Zur Modellierung der Bodenwellen wurde das Aushubmaterial der für die Renaturierung erforderlichen Vorlandabgrabung verwendet.

Lufbild des Krumbachbereichs mit drei der vier modellierten Bodenwellen

Bodenmanagement

Eine ganz wesentliche Erleichterung zur Umsetzung des gesamten Hochwasserschutzprojektes sind vier Flurneuordnungen und drei Dorferneuerungen. Neben der Ausführung von Maßnahmen half die Ländliche Entwicklung insbesondere durch ihre Möglichkeiten des Bodenmanagements. Damit konnten die erforderlichen Flächen an den erforderlichen Stellen bereitgestellt werden. Die von der Teilnehmergemeinschaft vorab erworbenen rund 6 ha Land für die Wasserrückhaltung durch die vier Bodenwellen waren Voraussetzung für die Umsetzung. Es war darüber hinaus der Wunsch der Landwirte, auch die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen in die Neuordnung einzubeziehen. So gelang zusätzlich auf 54 ha eine der Landwirtschaft und dem Hochwasserschutz gleichermaßen dienende Bodenordnung. Die Neuordnung der Grundstücke erfolgte auf der Grundlage einer Wertermittlung. Für die Bereitschaft zur Mitwirkung der privaten Beteiligten war auch förderlich, dass sowohl der Eigenleistungsanteil an den Kosten als auch der u. a. für die Wegebaumaßnahmen notwendige Landabzug vollständig von den Kommunen getragen wurde. Im Herbst 2011 erhielten die Grundstückseigentümer ihre neuen Flächen. So konnten 2012 die Baumaßnahmen zur ökologischen Gewässerentwicklung und zur Hochwasserrückhaltung weitgehend umgesetzt werden. Im selben Jahr wurden mit dem Flurbereinigungsplan die Eigentumsverhältnisse abschließend geregelt.

Bewährungsprobe

Die Wirksamkeit der vier Bodenwellen wurde bereits beim Hochwasser Anfang Juni 2013 getestet. Es handelte sich hierbei um ein etwa 20-jährliches Hochwasserereignis. Zum Zeitpunkt des höchsten Abflusses wurden ca. 106 000 m3 Wasser zurückgehalten, das entspricht knapp 60 % der Rückhaltekapazität. Der Abfluss verlief nach Plan und die unterliegenden Ortschaften bleiben vor einer Überflutung verschont. Alles funktionierte wie erhofft.