Vom Fichtenwald zurück ins Moor
Über Jahrzehnte war ein Teil der Flächen durch Aufforstungen und Entwässerungen verändert worden. Fichten verdrängten die moortypische Vegetation, und das Wasser konnte ungehindert abfließen – ein Problem, denn trockengelegte Moore setzen große Mengen an CO₂ frei. Mit der Flurneuordnung, die 2003 eingeleitet wurde, begann ein langer Prozess der Wiederherstellung. Ziel war es, Flächen aus intensiver Nutzung herauszulösen, den Wasserhaushalt zu stabilisieren und die natürlichen Lebensräume zurückzugewinnen. Dazu wurden Gräben angestaut, kleine Tümpel angelegt und Fichtenbestände nach und nach entfernt. Aufgekaufte oder getauschte Flächen gingen in öffentliches Eigentum über und wurden für Renaturierungsmaßnahmen gesichert. Feuchtwiesen und Feuchtwälder konnten so wieder entstehen. Ein Holzbohlenpfad macht das Moor heute erlebbar, ohne die empfindliche Natur zu stören.
Ein Gewinn für Natur und Klima
Die Renaturierung zeigt bereits Wirkung: Libellen, Amphibien und seltene Vogelarten wie der Schwarzstorch finden wieder passende Lebensräume. Gleichzeitig bleibt der Moorboden dauerhaft nass – und genau das ist entscheidend für den Klimaschutz. Anstatt CO₂ freizusetzen, kann das Moor wieder Kohlenstoff binden. Mit Torfschichten von bis zu acht Metern Tiefe ist das Ruselmoor ein beachtlicher Speicher, der durch die Wiedervernässung gesichert wird. Für dieses vorbildliche Zusammenspiel von Naturschutz, Klimaschutz und nachhaltiger Landschaftsentwicklung wurde das Projekt 2016 mit der UN-Auszeichnung „Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ geehrt. Die Flurneuordnung Ruselmoore ist ein Musterbeispiel, was Bodenordnung für die Artenvielfalt leisten kann. Denn nur so war es möglich, Flächen, die bereits in öffentlicher Hand waren, aber zum Teil außerhalb des Naturschutzgebietes lagen, zu tauschen und damit sensible Moore aus der landwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen. Mit zum Erfolg beigetragen haben die positive Einstellung der Grundeigentümer und deren Bereitschaft zum aktiven Handeln.
Zusammenarbeit und Ausblick
Getragen wurde das Projekt durch ein enges Miteinander von Gemeinden, Landratsamt, Forst und dem Amt für Ländliche Entwicklung. Finanziert wurde es größtenteils über öffentliche Fördermittel – doch der wahre Erfolg liegt in der Geduld und Beharrlichkeit, mit der über Jahre hinweg Schritt für Schritt Lebensräume wiederhergestellt wurden. Auch in Zukunft bleibt die Pflege der Flächen eine Daueraufgabe. Das Ziel ist, die Moore nicht nur als wertvolle Biotope, sondern auch als natürliche Klimaschützer dauerhaft zu erhalten. Informationstafeln entlang des Naturerlebnispfades erklären Besucherinnen und Besuchern die Besonderheiten des Moors – und machen deutlich, warum es sich lohnt, diese Landschaft zu bewahren.

Moorschutz ist Klimaschutz
Moorschutz bedeutet immer auch aktiven Klimaschutz: Intakte Moore speichern enorme Mengen an Kohlenstoff und verhindern so die Freisetzung von Treibhausgasen. Auch nach einer Renaturierung können viele Flächen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden – allerdings extensiv und standortangepasst, etwa durch die Pflege von Streuwiesen. So verbindet das Projekt den Erhalt wertvoller Natur mit einer zukunftsfähigen Landnutzung.