Mit LEADER Geschichte hautnah am Originalstandort erleben

Oberbefehlshaber Albrecht von Wallenstein belagerte im Dreißigjährigen Krieg 1632 den Schwedenkönig Gustav Adolf. Das größte Feldlager der Weltgeschichte befand sich südöstlich von Nürnberg und ist heute von den Siedlungen der Städte Stein, Zirndorf und Oberasbach weitgehend überbaut. In historischen Plänen lassen sich jedoch die Lagergrenzen und die Lagereinteilung noch sehr gut nachvollziehen. Mit Hilfe von LEADER konnte hier einer der wichtigsten historischen Schauplätze dieses Krieges wieder erlebbar gemacht werden. Das Projekt vermittelt historisches Wissen an Menschen aller Generationen und trägt zur Bewusstseinsbildung für ein friedliches Miteinander bei.

Aktualisiert am: 06.02.2023
Lesezeit: 8 Minuten
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Station „Alte Veste“ © Ekkehart Eisenhut

Das größte Feldlager der Weltgeschichte und die Schlacht an der alten Veste in Zirndorf

Vor rund 400 Jahren, im Jahre 1618, brach ein Krieg aus, der weite Teile Deutschlands zerstörte und einen großen Teil der Bevölkerung vernichtete. Ganze Landstriche waren danach menschenleer und wurden erst Jahre später neu bevölkert. Einer der wichtigsten historischen Schauplätze des Dreißigjährigen Krieges befindet sich auf dem heutigen Gebiet der Städte Zirndorf, Oberasbach und Stein. Dort entstand auf Befehl von Albrecht von Wallenstein im Jahre 1632 das weltweit größte befestigte Heerlager, in dem 70 Tage lang 50.000 Soldaten und 15.000 Pferde untergebracht waren. Hinzu kam ein Tross von weiteren rund 30.000 Menschen: Familien, Händler, Gaukler, etc. die ebenfalls in "Wallensteins Lager" einquartiert waren. Für die Bevölkerung des Umlandes hatte dieses riesige Lager dramatische Folgen: Die Soldaten plünderten die Dörfer rundum, Hunger und Krankheiten brachten unzähligen Menschen den Tod. Anfang September 1632 standen sich König Gustav II. Adolfs schwedische Truppen und die kaisertreuen katholischen Truppen unter Wallenstein bei der Burgruine Alte Veste in Zirndorf in einer verheerenden Schlacht gegenüber. Die Verluste waren im Vergleich zu anderen Schlachten des Dreißigjährigen Krieges gering. Der Ausgang der Schlacht war unentschieden, aber der Schwedenkönig hatte erstmals seinen Ruf der Unbesiegbarkeit verloren. Die Region um Nürnberg wurde dabei jedoch völlig verwüstet.

Tafel an einem Fuß- und Radweg © Ekkehart Eisenhut

Rund 17 km entlang der ehemaligen Lagergrenzen

Der neue Erlebnisweg Wallensteins Lager zeichnet das historische Feldlager von 1632 nach. Der Spaziergänger kann bei einer rund 17 km weiten Wanderung entlang der ehemaligen Lagergrenzen die damaligen Dimensionen dieses geschichtsträchtigen Ortes entdecken. 28 Stelen informieren über die Zeit der Belagerung und vermitteln spielerisch Wissen. Auf allen Wegabschnitten gibt es verschiedene Informations- und Erlebnisstationen zu den Originalschauplätzen, sodass eine abwechslungsreiche, individuelle Streckenplanung möglich ist. Sei es durch die Wanderung entlang der ehemaligen Schanzanlagen, das "Belauschen" von Protagonisten der Zeit oder das Entdecken von Objekten. Interessierte Wanderer sammeln an jeder Station neue digitale Inhalte für die begleitende App und erhalten so weitere Informationen zur Geschichte und zu den historischen Zusammenhängen. So wird die Verbindung von digitalem und realem Erleben ermöglicht. Zudem wurden Bodenmarkierungen sog. "Stolpersteine" verlegt, die kurze Botschaften oder prägnante Jahreszahlen zum 30-jährigen Krieg in der Region geben sollen. Entlang des Rundweges sind an besonders bedeutenden Stellen des Lagerlebens wichtige Standorte definiert, wie z. B. der Standort des ehemaligen Krankenlagers (Hölzleshof). So fühlt sich der Wanderer regelrecht um 400 Jahre zurückversetzt und kann sich vorstellen wie das Lagerleben damals war und was das auch für die Bevölkerung und für die Region bedeutete.

Station „Grausame Schicksale“ © M. Hetterich

Ein echtes LEADER Vorzeige-Projekt!

Mit Hilfe einer LEADER-Förderung von 200.000 Euro konnte dieser einmalige und innovative Wanderweg realisiert werden. Der Erlebnisweg stellt ein attraktives Freizeit- und Naherholungsangebot in unmittelbarer Nähe zum Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen dar und ist thematisch in der Region gut vernetzt. Im nahe gelegenen Altdorf, wo Wallenstein studiert hat, werden seit 1894 zu Ehren des Feldherrn alle drei Jahre im Sommer Festspiele veranstaltet. Im städtischen Museum Zirndorf ist das Obergeschoss der Geschichte Zirndorfs während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) gewidmet. In unmittelbarer Nähe des Weges laden zahlreiche Gaststätten zur Einkehr, sowie Spielplätze und Sitzbänke zum Verweilen ein. "Was ist der langen Rede kurzer Sinn?" (Zitat aus Schillers Wallenstein). Der Erlebnisweg Wallensteins Lager schärft das Bewusstsein dafür, wie viel Leid durch kriegerische Auseinandersetzungen entsteht und wie wichtig ein friedliches Zusammenleben ist. Dank LEADER wurde hier ein Stück Weltgeschichte erlebbar gemacht und für die kommenden Generationen bewahrt.

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