Kleiner Baum mit großem Potential
Feldahorn - Baum des Jahres 2015
Foto: Gerhard Huber/ASP
Der Feldahorn (Acer campestre L.) ist der Baum des Jahres 2015. Doch was steckt eigentlich hinter der kleinsten der drei heimischen Ahornarten?
Beliebt als Stadt- und Straßenbaum, spielt der Feldahorn in der Forstwirtschaft momentan nur eine geringe Rolle. Dies könnte sich aber bald ändern, denn die Baumart hat Potential:
Geringe Standortansprüche und hohe klimatische Anpassungsfähigkeit machen den Feldahorn interessant in Zeiten des Klimawandels.
Feldahornblätter wurden früher wie Sauerkraut verzehrt,
indem man diese einstampfte und vergären ließ.
Der Feldahorn wird volkstümlich auch Maßholder genannt.
Der Zusatz "Holder" bezieht sich auf den holunderartigen Wuchs dieser Baumart.
Belaubte Zweige dienten als Viehfutter - sie wurden abgebrochen und im Stall an die Tiere verfüttert.
In der historischen Nieder- und Mittelwaldbewirtschaftung wurden die Bäume zur Brennholzgewinnung "auf den Stock gesetzt". Man sägte oder hackte sie dazu in regelmäßigen Abständen kurz über dem Boden ab.
Der Feldahorn kann 150, manchmal auch bis zu 200 Jahre alt werden.
Der Feldahorn (Acer campestre L.) ist die kleinste der drei heimischen Ahornarten.
Bedeutung für Wald und Forstwirtschaft
Der langsam wachsende Feldahorn ist sehr lichtbedürftig. Er kann sich im Wald gegenüber anderen Baumarten meist kaum behaupten. Lediglich in lichten Eichen-Hainbuchen-Wäldern trifft man ihn bisher als wichtige Mischbaumart an. Überwiegend kommt er anderswo vor: In der Feldflur, im Saum von Gebüschen, in Hecken und an Waldrändern.
In der klassischen Forstwirtschaft spielt der Feldahorn deshalb derzeit nur eine geringe Rolle. Trotz interessanter Holzeigenschaften, klimatischer Anpassungsfähigkeit und Bedeutung für den Waldnaturschutz:
Die wichtigsten Holzeigenschaften im Überblick:
- Rötlich-weiß bis weiß
- Meist schön gemasert
- Gehobelt mit natürlichem, seidigem Glanz
- Fest und hart
- Mittelschwer
- Elastisch
- Schwindet wenig beim Trocknen
Holzverwendung:
Das Holz des Feldahorns wird vorallem von Drechslern, Schnitzern und Tischlern geschätzt. Es wird besonders gerne für Parkettböden, Möbel und Intarsien verwendet. Sehr schön gemaserte Stämme können als Furnierholz hohe Preise erzielen.
Aufgrund der elastischen Holzeigenschaften werden stärkere Äste auch für Werkzeugstiele verwendet.
Im Zuge des Klimawandels werden die Temperaturen weiter steigen und Trockenperioden zunehmen.
Der Feldahorn könnte dann auch für die Forstwirtschaft an Bedeutung gewinnen - wegen seiner geringen Standortansprüche und seiner hohen klimatischen Anpassungsfähigkeit.
Der Feldahorn leistet einen wichtigen ökologischen Beitrag zur Artenvielfalt. Als Baumart der Waldränder, Feldgehölze und Hecken dient er vielen Tierarten als Lebensraum.
Der Feldahorn ist z. B.
- Nahrungspflanze für Hummeln, Bienen und Schmetterlinge, z. B. Feldahorn-Blütenspanner, Blaues Ordensband.
- Schutz und Nistgelegenheit für viele Vogelarten.
Der Feldahorn besitzt ein sehr großes Verbreitungsgebiet:
- Gemäßigte Klimazonen Nordamerikas, Europas und Ostasiens
- In Bayern: Wärmebegünstigte Lagen und Gebiete (z. B. fränkische Platte)
Standortansprüche des Feldahorn:
- Wärmeliebende Baumart der ebenen Lagen und des Hügellandes bis 800 Meter
- Beste Wuchsleistungen auf nährstoff- und basenreichen, kalkhaltigen Böden
- Kommt auch zurecht mit nährstoffärmeren, mäßig mit Wasser versorgten und flachgründigen Standorten
Erkennungsmerkmale des Feldahorns:
- Blätter:
- Stehen sich an den Zweigen gegenüber (typisch für alle Ahornarten)
- Drei- bis fünf abgerundete Blattlappen
- Führen Milchsaft
- Goldgelbe oder rote Herbstfärbung
- Rinde:
- Hellgrau bis braungelblich
- Korkig
- Zerreißt in rechteckige Felder
- Junge Zweige bilden Korkleisten aus
- Stamm und Wurzel:
- Höhen von 10 bis 15, maximal 20 Metern
- Häufig mehrstämmiger Wuchs
- Bildet Stockausschläge (Fähigkeit, aus Baumstümpfen erneut auszutreiben)
- Stark verzweigtes Herz-Senker-Wurzelsystem
- Früchte:
- Geflügelt
- Fast waagrecht gespreizt
- 5 bis 7 cm lang
Blätter und Früchte des Feldahorn
Blätter, Blüten, Früchte und Samen des Feldahorn
- Der Feldahorn ist einhäusig und getrenntgeschlechtlich, d. h. an einem Baum kommen Blüten beider Geschlechter vor, jedoch räumlich getrennt
- Der Feldahorn blüht von Mai bis Juni
- Regelmäßige und starke Fruktifikation (Fruchtbildung), meist aufgrund guter Kronenentwicklung in der Feldflur
- Windverbreitung der geflügelten Früchte
- Allgemein hohes Verbreitungspotential wegen Kombination von starker Fruktifikation und Windverbreitung
Der Feldahorn ist in beliebter Stadt- und Straßenbaum: Er erreicht nur relativ geringe Höhen; ist wenig empfindlich gegenüber Immissionen, Bodenverdichtung, Hitze und Trockenheit. Aufgrund der kleinen Blätter und guter Schnittverträglichkeit eignet er sich zudem hervorragend für den Formschnitt und als Hecken- und Topfpflanze.
Im Großen und Ganzen hat der Feldahorn nur wenig Probleme mit Schädlingen. Beispiele:
- Gallmilben verursachen harmlose Wucherungen an den Blättern.
- Befall mit Mehltau- und Blattfleckenpilzen in Folge von Trockenstress (im Spätsommer und Herbst).
- Die Larven des Feldahorn-Fruchtstechers (Bradybatus creutzeri) - einer südländischen Rüsselkäferart - entwickeln sich in den Früchten des Feldaohrns.
Weitere Informationen
Quellenangabe
Literaturquellen
- Aas, G. (2009): Bergahorn (Acer pseudoplatanus) – Verwandtschaft, Verbreitung und Biologie. In: LWF Wissen 62 "Beiträge zum Bergahorn" S. 7 - 11
- Bartels, H. (1993): Gehölzkunde: Einführung in die Dendrologie. Eugen Ulmer Verlag, 336 S.
- Jeske, H. & Grosser D. (2009): Das Holz des Bergahorns – Eigenschaften und Verwendung. In: LWF Wissen 62 "Beiträge zum Bergahorn" S. 55 – 61
- Kölling, Chr. (2007): Klimahüllen für 27 Waldbaumarten. AFZ-Der Wald 23/2007, S. 1242 - 1245
- Laudert, D. (2003): Mythos Baum. Was Bäume uns Menschen bedeuten. Geschichte, Brauchtum, 30 Baumportäts. BLV, 224 S.
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- Walentowski et al. (2006): Handbuch der natürlichen Waldgesellschaften Bayerns. Geobotanica Verlag, 441 S.