Schutzfunktionen des Waldes
Gefahren für den Schutzwald
Die Bedingungen im Gebirge sind in jeder Hinsicht extrem: Große Temperaturschwankungen, hohe Schneelagen, heftige Stürme, Starkniederschläge und kräftige Sonnenstrahlung - das sind einige der abiotischen Faktoren, mit denen die Berg- und Schutzwälder zurechtkommen müssen.
Die Prognosen gehen davon aus, dass als Folge der Klimaveränderungen diese Extreme eher zu- als abnehmen werden. Dazu kommen biotische Gefahren, beispielsweise durch Borkenkäfer und Wildverbiss. Diese Umstände stellen große Herausforderungen für den Bergwald dar und können seine wichtigen Schutzfunktionen dauerhaft schwächen.
Schnee

Junge Bäumchen im Schnee
(Foto: Jan Böhm)
Wenn sich der Schnee setzt, kommt es ab etwa 30 Grad Hangneigung zu einem Schneekriechen innerhalb der Schneedecke und zu einem langsamen Abgleiten auf glatter Bodenoberfläche. Die dabei auftretenden Zug- und Druckkräfte können schwächere Bäume umbiegen, brechen oder sogar mitsamt der Wurzel aus dem Boden ziehen. Gleichzeitig können durch Schneeschurf in Waldlücken Bodenverletzungen entstehen, die sich mit der Zeit zu größeren so genannten Blaiken ausweiten und Ansatzpunkte für Erosionsschäden bilden.
Sturm und Borkenkäfer

Windwurffläche
(Foto: Michael Friedel)
Oft sind Sturmschäden erst der Anfang. Durch das großflächig vorhandene Schadholz der Sturmwürfe kann es in der Folge zu einer Massenvermehrung der Borkenkäfer kommen. Anfällig sind vor allem reine Fichtenbestände.
Klimawandel
Messwerte der Waldklimastationen und Jahrringanalysen zeigen heute bereits unterschiedliche Auswirkungen auf das Baumwachstum im Bergwald. In den tieferen Lagen leiden die Bäume – allen voran die Fichte – zunehmend unter Hitze und Trockenheit. In den höheren Lagen hingegen kann sie eventuell von steigenden Durchschnittstemperaturen und einer längeren Vegetationsperiode profitieren.
Der Gebirgswaldbau und die Schutzwaldpflege müssen wahrscheinliche Folgen des Klimawandels ernst nehmen und die Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit des Bergwaldes gegenüber sich ändernden Umweltbedingungen stärken. Ziel ist eine breite Verteilung des Klimarisikos auf möglichst viele standortgemäße Baumarten. Optimale Voraussetzung dafür ist eine artenreiche Naturverjüngung auf großer Fläche.
Humusschwund

Sonnseitiger Steilhang
(Foto: Michael Friedel)
In der Folge verschlechtern sich die Wuchsbedingungen besonders für junge Waldbäume erheblich. Eine natürliche Wiederbewaldung bleibt häufig aus. Zudem verringert sich mit dem Humusverlust die Wasserspeicherkapazität der Böden und damit ihre Hochwasserschutzfunktion.
Überhöhte Schalenwildbestände

Schalenwildverbiss an Tanne
(Foto: Jan Böhm)
Die Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung zeigen, dass sich die Verhältnisse im bayerischen Bergwald in den letzten 30 Jahren merklich verbessert haben. Der Anteil der Fichte in der Höhenstufe "ab 20 Zentimeter bis zur maximalen Verbisshöhe" hat von 52 Prozent (1991) auf 31,2 Prozent (2021) abgenommen, gleichzeitig sind die Anteile der Mischbaumarten gestiegen: Tanne auf 8,7 Prozent (1991: 3 Prozent), Buche auf 24,1 Prozent (1991: 17 Prozent) und Edellaubbäume auf 25,4 Prozent (1991: 18 Prozent).
Waldweide

Waldweide
(Foto: Michael Friedel)
Besonders schwere Verbissschäden können im Wald weidende Schafe verursachen. Schafe können auch Schutzwälder in sehr steilem Gelände erreichen und dort die notwendige Verjüngung verhindern.
Schutzfunktion des Waldes