Ressourceneffizientes Handeln im Umgang mit Textilien

Rund 40 Prozent der weltweit hergestellten Textilien gelangen laut Fachleuten der Hochschule Reutlingen nicht in den Handel, von den verkauften Textilien werden ca. 20 Prozent nicht getragen. Textilien benötigen jede Menge Ressourcen sowie Energie und erfordern einen hohen Arbeitsaufwand. Nur ein Bruchteil der Textilien ist bisher kreislauffähig. Die meisten Textilien folgen einem linearen Lebenszyklus: Sie werden produziert, konsumiert und schließlich entsorgt. Somit stehen sie im Widerspruch zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Um eine ressourceneffiziente Textilwirtschaft zu erreichen, bedarf es zirkulärer Strategien. Die Abteilung Haushaltstechnik und Textil am Agrarbildungszentrum Landsberg am Lech informiert, was Endverbraucherinnen und Endverbraucher sowie alle anderen Beteiligten entlang der textilen Kette tun können, um Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen.

Aktualisiert am: 24.06.2025
Erstellt von: Haushaltstechnik und Textil Landsberg
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Regierungen und Behörden: Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien

Regierungen und Behörden haben die Bedeutung einer kreislauffähigen Textilkette für die Umwelt erkannt und 2022 mit der Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien reagiert.

Bis 2030 sind die Textilerzeugnisse auf dem EU-Markt langlebig und recyclingfähig, bestehen größtenteils aus Recyclingfasern, enthalten keine gefährlichen Stoffe und werden unter Einhaltung der sozialen Rechte und im Sinne des Umweltschutzes hergestellt. Verbraucherinnen und Verbraucher können die hochwertigen und erschwinglichen Textilien länger nutzen, "Fast Fashion" kommt aus der Mode und wirtschaftlich rentable Wiederverwendungs- und Reparaturdienste sind allgemein zugänglich. In einem wettbewerbsfähigen, widerstandsfähigen und innovativen Textilsektor übernehmen die Hersteller entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Verantwortung für ihre Produkte bis hin zur Entsorgung. Das kreislauforientierte Textil-Öko-System floriert und verfügt über ausreichende Kapazitäten für innovatives Faser-zu-Faser-Recycling, wohingegen die Verbrennung und Deponierung von Textilien auf ein Minimum reduziert werden.

Zitat aus der EU-Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien

Seit Anfang 2025 dürfen laut EU-Abfallrichtlinie keine Textilien mehr im Restmüll entsorgt werden. Die Umsetzung und Überwachung liegt allerdings bei den regionalen Entsorgungsträgern und wird zum größten Teil gehandhabt wie bisher. Das bedeutet: Brauchbare Kleidung kommt in den Sammelcontainer und verschlissene, verschmutzte oder verschimmelte Textilien werden im Restmüll entsorgt.

Was können die Herstellerfirmen tun?

Um Textilien kreislauffähig zu gestalten, gibt es bereits für die Herstellung wichtige Handlungsfelder:
  • Herstellerfirmen sollten bereits das Design der Textilien auf die Kreislaufwirtschaft ausrichten. Durch den Einsatz von nachhaltigen Materialien, hochwertigen Stoffen und eine gute Verarbeitung sind Textilien langlebiger und reparierbar. Zur Unterstützung der Transparenz können Zertifizierungen durch bewährte Textillabel sinnvoll sein. Der Einsatz von RFID-Technologie (eingenähter Chip) bietet die Möglichkeit, Materialien beim Sortieren zu identifizieren.
  • Textilien sind derzeit oft ein komplexes Gebilde aus unterschiedlichen Materialien, die sich nur schwer wieder trennen lassen. Für die Wiederverwertung sollten Herstellerfirmen möglichst Monomaterialien einsetzen oder unterschiedliche Materialien so miteinander verbinden, dass sie wieder trennbar sind.
Mehr Nachhaltigkeit erreichen Herstellerfirmen zudem durch …
  • transparente Lieferketten. Dabei hilft es, wenn Herstellerfirmen regionale Wertschöpfungsketten bevorzugen bzw. aufbauen. 
  • den Einsatz von nachhaltigen Fasern, die z. B. biologisch abbaubar sind.
Beispiele von Innovationen für mehr Nachhaltigkeit bei Textilien:
  • Dualcycle: Bei dieser neuen Webtechnologie werden alle Materialien in einem simplen Prozess mit Hitze, Druck und Wasser getrennt und können in den biologischen und technologischen Kreislauf zurückgeführt werden.
  • Nanea-Fasern: Mit ihren veränderten Polymerstrukturen tragen die Nanea-Fasern zur biologischen Abbaubarkeit von Textilien bei.

Was können Endverbraucherinnen und Endverbraucher tun?

Auch als Endverbraucherin bzw. Endverbraucher können Sie bei Einkauf, Pflege und Entsorgen einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit Textilien leisten.

Worauf kann ich beim Einkauf achten?
  • Bevorzugen Sie bereits beim Einkauf Monomaterialien gegenüber Mischmaterialien, da sie leichter zu recyceln sind.
  • Kaufen Sie "Slow Fashion" statt "Fast Fashion", d. h. verzichten Sie auf Online-Einkäufe über asiatische Anbieterfirmen. Das Motto muss lauten: "Qualität statt Quantität".
  • Bevorzugen Sie langlebige, wertige Produkte aus fairer, nachhaltiger Produktion. Stellen Sie sich bei Neukauf immer die Frage: "Brauche ich das wirklich?"
  • Achten Sie auf Textilsiegel: Siegel wie "GOTS", "OEKO-Tex Made in Green", "Grüner Knopf", "Cradle to Cradle", "FairWear" etc. können bei der Entscheidung helfen. Weitere Textilsiegel wie "Hohenstein: bioabbaubar“, "Hohenstein: geprüfter Umwelteinfluss" oder "Testex: Circularity" geben Ihnen Aufschluss über den Lebenszyklus eines Textils, dessen Umwelteinfluss und seine Bioabbaufähigkeit.
  • Achten Sie auf Start-ups. Viele kleinere Start-up-Unternehmen bieten zwar nachhaltige Textilien an, verfügen jedoch nicht über die finanziellen Mittel, sich teuren Zertifizierungen zu unterziehen. Hier lohnt es sich, beim Einkauf gezielt nachzufragen.
  • Nehmen Sie Second-Hand-Angebote wahr und nutzen Sie Leihservices für Textilien, die Sie nur einmal benötigen.
Wie kann ich meine Textilien lange erhalten?
  • Reparieren Sie Ihre Kleidung! Ein fehlender Knopf, eine offene Naht oder ein kleines Loch sind kein Grund, ein Textil zu entsorgen. Umarbeiten oder neu kombinieren bringt Abwechslung in den Kleiderschrank.
  • Sorgsames und vor allem weniger Waschen schont die Bekleidung und Sie können sie länger tragen. Besonders bei Wolle reicht oft auch lüften.
  • Nehmen Sie Garantie-Services in Anspruch und nutzen Sie Reparatur-Services!
Worauf kann ich beim Entsorgen achten?
  • Verschenken Sie Kleidung, die Sie aussortieren, an Freundinnen und Freunde, Bedürftige, Warenhäuser (Sozialkaufhäuser) oder karitative Einrichtungen.
  • Verkaufen Sie Kleidung über Second-Hand-Läden oder Online-Plattformen. Organisieren Sie Tauschaktionen.
  • Nutzen Sie Altkleidercontainer für brauchbare Waren oder Wertstoffhöfe zur Entsorgung Ihrer unbrauchbaren Textilien.

Weitere Informationen zum nachhaltigen Umgang mit Kleidung und Schuhen

Sie möchten mehr über den schonenden Umgang mit Kleidung, Textilien und Schuhen erfahren? Das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) hat viele interessante Informationen dazu für Sie aufbereitet. Schauen Sie rein!

Nachhaltiger Umgang mit Kleidung und Schuhen

Was können (hauswirtschaftliche) Betriebe tun?

Gewerbliche und öffentliche Beschaffungsstellen könnten sich zusammenschließen und in großem Maß zirkuläre Textilien einkaufen. Die entsprechende Nachfrage erhöht den Druck auf die Anbieterfirmen, kreislauffähige Materialien herzustellen und Recyclingfasern zu verwenden.

Wählen Sie als Betrieb Textilservices aus, die nachhaltig handeln und z. B. Folgendes berücksichtigen:
  • Wäschereien betreiben moderne, energiesparende Anlagen mit geringem Wasserverbrauch und erneuerbaren Energien.
  • Wäschereien stimmen Prozessparameter auf die jeweiligen Textilien ab und arbeiten möglichst nach zertifizierten Waschprozessen.
  • Wäschereien bieten Leasing-Produkte aus Recycling-Material oder mit Recycling-Anteil.
  • Verschlissene oder kaputte Kleidung wird repariert, sodass Textilien lange genutzt werden können.
  • Am Ende der Nutzung steht eine recyclinggerechte – getrennt nach Material und Farbe – Übergabe an ein Recyclingunternehmen. Textilservice und Recyclingunternehmen arbeiten also eng zusammen.

Weitere Informationen für (hauswirtschaftliche) Betriebe

In seinem Podcast "KnOw-HoW Hauswirtschaft" interviewt das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) Silvia Juckoff, Einkäuferin bei der Münchenstift, zur Beschaffung nachhaltiger Arbeitskleidung. Hören Sie rein!

Podcast-Serie "KnOw-HoW Hauswirtschaft" des KoHW

Fazit

Es gibt viele Stellschrauben, um unseren Textilkonsum ressourceneffizient zu gestalten. Auch vermeintliche Kleinigkeiten bei Herstellung, Einkauf oder Entsorgung können eine Wirkung erzielen. Gefordert sind alle: Textilproduktionsfirmen, Textildienstleistungen, Einkaufs- und Beschaffungsstellen, Regierungen und Behörden sowie die Endverbraucherinnen und Endverbraucher. Wichtig ist, dass sich jeder Einzelne des Problems bewusst wird und beim Textilkonsum nach nachhaltigen Prinzipien handelt.

Kontakt
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Abteilung Haushaltstechnik und Textil am Agrarbildungszentrum Landsberg am Lech
Telefon:
08191 3358 0
E-Mail:
poststelle@agrarbildungszentrum-landsberg.de