Die Landwirte in Bayern: Ansehen, Herausforderungen und Erwartungen

Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage in Bayern der GMS Dr. Jung GmbH für das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.

Aktualisiert am: 28.11.2024
Teilen Drucken

Methodik und Vorgehensweise

Untersuchungsziele
  • Fortschreibung der Grundlagenforschung des StMELF zur Lage und Sicht der Landwirtschaft in Bayern
  • Veränderungen der Akzeptanz und des Ansehens der Landwirte nach den Protesten
  • Berücksichtigung der Besonderheiten der Landwirtschaft in Bayern durch die Staatsregierung
  • Vergleich bundesweiter Sichtweisen und der Einstellungen in Bayern
Untersuchungsthemen
  • Relevanz und Informationsverhalten zu Themen mit direktem oder indirektem Bezug zur Landwirtschaft
  • Ansehen und Image von Landwirten und Landwirtschaft in Bayern und in den anderen Ländern
  • Herausforderungen und wichtigste Aufgaben für die Landwirte in Bayern
  • Berücksichtigung der Besonderheiten der Landwirtschaft in Bayern durch die Politik
  • Akzeptanz der staatlichen Finanzierung von Umweltleistungen durch die Landwirtschaft
  • Verständnis für Protestaktionen und Straßenblockaden
  • Zukünftige Arbeit der Landwirte und Entwicklung der Landwirtschaft in Bayern
  • Einstellungen zu Ernährungsgewohnheiten
Zielgruppe
  • Die in Privathaushalten in Bayern lebende, wahlberechtigte Bevölkerung im Alter ab 18 Jahren (deutschsprachig) mit Festnetztelefonanschluss und/oder Mobilnetzanschluss
Stichprobe:
  • Proportionaler Ansatz mit n = 1.014 Interviews
  • Repräsentative Dual Frame Stichprobe (Mixed Mode-Ansatz)
  • Kombination aus ADM-Festnetzstichprobe (60%) und Mobilnetzstichprobe aus Online Access Panel (40%)
Erhebungsmethode (Mix):
  • Repräsentative computergestützte Telefonbefragung (CATI) mit n = 602 und Online-Befragung (CAWI) mit n = 412 Interviews
  • Durchschnittliche Interviewdauer: 15 Minuten

Einzelergebnisse

Relevanz, Information und Kommunikation zu Themen mit Bezug zur Landwirtschaft /1

Knapp vier von zehn Befragten beschäftigen sich angeblich täglich oder mehrfach wöchentlich mit Themen mit Bezug zur Landwirtschaft - eventuell eine Unterschätzung der tatsächlichen Häufigkeit

Knapp vier von zehn Befragten beschäftigen sich angeblich täglich oder mehrfach wöchentlich mit Themen mit Bezug zur Landwirtschaft eventuell eine Unterschätzung der tatsächlichen Häufigkeit GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Relevanz, Information und Kommunikation zu Themen mit Bezug zur Landwirtschaft /2

Wichtigste Informationsquellen: Klassische elektronische Medien und persönliche Gespräche - auch hohe Relevanz anderer Quellen - Soziale Medien unterschätzt - politische Magazine am unwichtigsten

Wichtigste Informationsquellen: Klassische elektronische Medien und persönliche Gespräche auch hohe Relevanz anderer Quellen Soziale Medien unterschätzt - politische Magazine am unwichtigsten GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Ansehen der Landwirte im Vergleich zu anderen Berufen

Uneinheitliches Meinungsbild zum Ansehen der Landwirte: Ein überdurchschnittliches Ansehen bzw. keine Unterschiede sehen jeweils 3 von 10 Befragten (60%) - 37% vermuten eher geringeres Ansehen

Uneinheitliches Meinungsbild zum Ansehen der Landwirte: Ein überdurchschnittliches Ansehen bzw. keine Unterschiede sehen jeweils 3 von 10 Befragten (60%) 37% vermuten eher geringeres Ansehen GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Wertschätzung der Landwirte durch die Politik in Bayern

Fast vier von zehn Befragten sehen in Bayern eine höhere Wertschätzung der Landwirte durch die Politik als in anderen Ländern, ein gutes Drittel eine vergleichbare, nur ein Fünftel eine geringere Wertschätzung

Fast vier von zehn Befragten sehen in Bayern eine höhere Wertschätzung der Landwirte durch die Politik als in anderen Ländern, ein gutes Drittel eine vergleichbare, nur ein Fünftel eine geringere Wertschätzung GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Akzeptanz der Proteste und Straßenblockaden

Verständnis für Straßenblockaden und Proteste: 74% - Jüngere haben häufiger kein Verständnis

Verständnis für Straßenblockaden und Proteste: 74% - Jüngere haben häufiger kein Verständnis GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Die wichtigsten Herausforderungen für Landwirte und Landwirtschaft

Primär ökonomische Herausforderungen und Klimawandel, gefolgt von Kostendruck, zunehmender Bürokratie, fehlender Unterstützung des Staates/EU sowie Alltags- und Nachfolge-Problemen

Primär ökonomische Herausforderungen und Klimawandel, gefolgt von Kostendruck, zunehmender Bürokratie, fehlender Unterstützung des Staates/EU sowie Alltags- und Nachfolge-Problemen GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Aufgaben und Anforderungen

Versorgung mit regionalen Produkten und in Krisenzeiten, Pflege Kulturlandschaften und Tierwohl vorn - weniger wichtig: günstige Nahrungsmittel, Pflege Dorfgemeinschaft, Beitrag zur Energieversorgung

Versorgung mit regionalen Produkten und in Krisenzeiten, Pflege Kulturlandschaften und Tierwohl vorn weniger wichtig: günstige Nahrungsmittel, Pflege Dorfgemeinschaft, Beitrag zur Energieversorgung GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Derzeitige Erfüllung der Aufgaben und Anforderungen

Hoher Erfüllungsgrad vor allem bei den wichtigsten Aufgaben der Versorgung mit regionalen Produkten und in Krisenzeiten - relative Schwachstellen im Regelfall eher bei weniger wichtigen Aufgaben

Hoher Erfüllungsgrad vor allem bei den wichtigsten Aufgaben der Versorgung mit regionalen Produkten und in Krisenzeiten relative Schwachstellen im Regelfall eher bei weniger wichtigen Aufgaben GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Erhaltung der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Bayern

Etwa Drei Viertel der Bevölkerung für Erhaltung der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Bayern - ein weiteres Fünftel mit Einschränkungen - praktisch keine Ablehnung des Erhalts dieser Strukturen

Etwa Drei Viertel der Bevölkerung für Erhaltung der kleinstrukturierten Landwirtschaft in Bayern - ein weiteres Fünftel mit Einschränkungen praktisch keine Ablehnung des Erhalts dieser Strukturen GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Staatliche Finanzierung von Umweltleistungen der Landwirtschaft

Mehr als die Hälfte der Bayern befürwortet die staatliche Unterstützung für Umweltleistungen durch die Landwirtschaft ohne Einschränkungen, weitere 4 von 10 Befragten teilweise - Ablehnung unter 10 %

Mehr als die Hälfte der Bayern befürwortet die staatliche Unterstützung für Umweltleistungen durch die Landwirtschaft ohne Einschränkungen, weitere 4 von 10 Befragten teilweise - Ablehnung unter 10 % GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Haltungen zu Ernährungsgewohnheiten und Produkten

Hohe Präferenzquoten für regionale Produkte und ausgewogene Ernährung - ebenso hohe Akzeptanz eines "Bayern-Regals" - teils Zurückhaltung bei den vergleichsweise teureren Bio-Produkten

Hohe Präferenzquoten für regionale Produkte und ausgewogene Ernährung ebenso hohe Akzeptanz eines „Bayern-Regals“ teils Zurückhaltung bei den vergleichsweise teureren Bio-Produkten GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Sicht der zukünftigen Arbeit und der Entwicklung der Landwirtschaft in Bayern

Ausländische Erntehelfer ebenso wichtig wie Computer und Maschinen für die Zukunft der Landwirtschaft in Bayern - auch in Zukunft Bewahrung der bäuerlichen Kultur - teils Ambivalenzen bei Zukunftsszenarien

Ausländische Erntehelfer ebenso wichtig wie Computer und Maschinen für die Zukunft der Landwirtschaft in Bayern - auch in Zukunft Bewahrung der bäuerlichen Kultur teils Ambivalenzen bei Zukunftsszenarien GMS Dr. Jung GmbH/StMELF

Zusammenfassung

  • Beschäftigung mit landwirtschaftlichen Themen: Häufig, oft wohl auch unbewusst
  • Ansehen im Vergleich mit anderen Berufen: Tendenziell eher höher oder zumindest gleich (insg. 60%)
  • Wertschätzung durch die Politik: Eher höher als in anderen Ländern ( gleich (35%)
  • Ein grundsätzlich hohes Interesse an und großes Verständnis für die Landwirtschaft in Bayern
  • Hohe Akzeptanz und Verständnis für die Landwirte, auch nach den Protesten und Straßenblockaden
  • Wahrnehmung und Anerkennung vielfältiger, teils sehr unterschiedlicher Herausforderungen (Wirtschaftlichkeit, Klimawandel, Bürokratie, Modernisierung bleiben zentrale Themen, die durch gezielte politische und gesellschaftliche Unterstützung adressiert werden müssen).
  • Gleichzeitig: Umfangreicher Katalog mit Aufgaben/Anforderungen an Landwirte und Landwirtschaft (Haupterwartungen: Versorgungssicherheit, Kulturlandschaften, Tierwohl, aber auch Modernisierung, Digitalisierung, mehr Nachhaltigkeit und Erhalt bewährter regionaler Strukturen und Arbeitspraktiken)
  • Zukunft der Landwirtschaft in Bayern
    • Erhaltung der kleinstrukturierten für Bayern typischen Landwirtschaft
    • Weiter verlässliche Erzeugung von Nahrungsmitteln - keine Beschränkung auf Landschaftsschutz
    • Produktion mit sinnvollem Nebeneinander von Bewährtem und Neuem (Erntehelfer/Computer)
    • Bewahrung des bäuerlichen Lebens und neue Formen des Anbaus auch in Großstädten

Fazit

  • Großes Ansehen und hohe Akzeptanz, viel Verständnis der Bevölkerung - auch nach den Protesten
  • Volle Zustimmung zur besonderen Unterstützung der Landwirte durch die Politik in Bayern
  • Aber: Hohe Erwartungen bezüglich Erfüllung der sehr heterogenen, anspruchsvollen Anforderungen:
    • Krisensichere Versorgung mit regionalen Produkten
    • gleichzeitig Spagat zwischen Moderne und Tradition bei Erhaltung der alten Strukturen/Kulturland-schaften/Traditionen/Arbeitsweisen
    • Bewältigung Klimawandel
    • Beachtung Gesetze