Einsatz von Reinigungsrobotern – Ein Erfahrungsbericht

Vor allem der Fachkräftemangel lässt Firmen Lösungen für Reinigungsroboter prüfen. Hersteller bieten inzwischen nicht mehr nur Roboterlösungen für große Reinigungsflächen an, sondern bringen auch Geräte auf den Markt, die sich zum Einsatz auf kleineren Flächen eignen, z. B. bei der Reinigung von Gästezimmern in Tagungshäusern, Bewohnerzimmern in Senioreneinrichtungen oder in kleinen Büroräumen. Die Roboter sind in der Lage zu saugen und zu wischen.

Aktualisiert am: 01.03.2024
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Im privaten Umfeld nutzt inzwischen fast jeder vierte Haushalt einen Staubsaugerroboter. Auch im professionellen Bereich steigen die Verkaufszahlen für Reinigungsroboter. Eine Studie ermittelte in 240 erfassten Unternehmen im Jahr 2022 eine Kaufzahl von rund 158.000 Service-Robotern für den professionellen Einsatz, 48 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor.

Saugroboter an einer Station

Auch an der Fachakademie für Landwirtschaft, Fachrichtung Ernährungs- und Versorgungsmanagement, ist seit Herbst 2023 ein Reinigungsroboter im Einsatz. Das Kompetenzzentrum Hauswirtschaft (KoHW) hat Ulrike Hanselmann, Fachlehrkraft für die Objektreinigung nach ihren Erfahrungen mit dem Reinigungsroboter befragt.

Porträt der Fachlehrkraft Ulrike Hanselmann

Ulrike Hanselmann, Fachlehrkraft

Ziel ist es, den beruflichen Nachwuchs mit neuen Technologien vertraut zu machen und sie für die Vor- und Nachteile der Geräte zu sensibilisieren.

Interview mit Ulrike Hanselmann

Warum haben Sie sich für diesen Roboter entschieden?

An der Fachakademie hatten wir schon länger mit dem Gedanken gespielt, uns einen Reinigungsroboter zuzulegen. Wir möchten, dass unsere Studierenden mit der neuen Technik vertraut und für ihre Vor- und Nachteile sensibilisiert werden.

Eine Reinigungsmesse in Berlin war für mich die Chance, viele verschiedene Roboter zu vergleichen. Beim Kauf war für mich auschlaggebend, dass ich eine gute Kundenbetreuung vor Ort habe. Positiv an unserem gewählten Roboter fand ich zudem, dass er vier Reinigungsarten beherrscht, KI-gesteuert (Künstliche Intelligenz) fährt und so beim Reinigen auch noch etwas dazu lernt.

In der engeren Wahl stand auch noch ein kleiner Bodensaugroboter. Der war allerdings softwaretechnisch noch nicht für den professionellen Bereich zugelassen und wir wollten mit der Anschaffung nicht warten.

Was kann der Roboter?

Er kann saugen, fegen, schrubben und Staub wischen. In der Stunde reinigt er ca. 400–700 qm – je nach eingestellter Geschwindigkeit. Er hat beim Staubsaugen eine Akku-Laufzeit von vier bis fünf Stunden. Für den Schulbetrieb ist das ausreichend. Das anschließende Aufladen dauert circa zwei Stunden. Mit 45 kg gehört er auch noch zu den Leichtgewichten unter den professionellen Reinigungsrobotern.

Wie aufwendig war die Inbetriebnahme vor Ort?

Ein Mann programmiert einen Saug- und Wischroboter mit einem Tablet.

Die Inbetriebnahme führte ein Fachmann durch. Die Kartierung der Räume an der Fachakademie dauerte ca. sechs Stunden. Es sind aber nicht alle Räume eingescannt worden. Wir haben den Roboter für zwei Klassenzimmer, einen Aufenthaltsraum, einen langen Korridor, den Eingangsbereich und zwei Büros programmiert. Das entspricht einer Fläche von ca. 500 qm. Das konnten wir selbst nicht durchführen.

Der Fachmann ist die Räume mit dem Roboter abgefahren und hat die Raumpläne erstellt. Danach wurde ein QR-Code generiert und in den Räumen ausgehängt. Vor Reinigungsstart bringen wir den Roboter immer an diesen QR-Code. Der Roboter scannt den Code, erkennt daran den Raum und beginnt mit der Reinigung.

Wie startet das Gerät? Läuft der Roboter vorprogrammiert?

Ein Reinigungsroboter fährt durch einen Aufenthaltsraum.

In dem Raum, in dem der Roboter immer steht, müssen wir ihn nur anschalten und dann startet der Roboter direkt von der Ladestation aus. Für eine komplette automatische und vorprogrammierte Reinigung müsste der Roboter über eine Cloud im Dauer-Netz-Empfang sein. Dagegen hatten wir uns aus Datenschutzgründen entschieden.

Wir können das Gerät also nicht von außerhalb der Fachakademie oder mit programmierten Reinigungsroutinen starten. Das bedeutet mehr Aufwand für uns, denn, um einen anderen Raum vom Roboter reinigen zu lassen, müssen wir den Roboter zum jeweiligen Raum bringen und ihn vor den QR-Code stellen. Die QR-Codes lassen sich nicht über ein normales Smartphone öffnen.

Muss ich vor der Nutzung den Raum frei räumen?

Der Sauger erkennt Hindernisse gut und fährt um sie herum. Auch über kleine Schwellen kann er fahren. In unseren Klassenzimmern müssen die Stühle allerdings auf den Tischen stehen, sonst nimmt er jeden Stuhl als Grenze war und saugt nicht unter den Tischen.

Was mir nicht so gut gefällt ist, dass er überhängende Pflanzen als ein Hindernis erkennt. Dadurch fährt er nicht nahe genug an die Pflanzkübel. Da ist etwas mehr Nacharbeit notwendig.

Wer reinigt besser? Mensch oder Maschine?

Das lässt sich nicht pauschal sagen. Für die Unterhaltsreinigung ist ein Roboter – aus meiner Sicht – vollkommen in Ordnung. Die Ecken werden nicht gründlich gereinigt und es muss nachgearbeitet werden. Aber auch manche Reinigungskräfte reinigen die Ecken nicht gründlich. Da unser Roboter Pflanzen großzügig aus dem Weg geht, ist für den Mensch etwas mehr Nacharbeit nötig.

Was passiert mit dem Schmutz? Können Sie kurz erklären, wie das Sammeln und Leeren der Schmutzauffangbehälter funktioniert?

Auffangbehälter eines Staubsaugerroboters

Der Roboter besitzt ein Auffangbecken für groben Schmutz. Dieses müssen wir alle drei Tage leeren. Zusätzlich besitzt der Roboter Staubbeutel, die wir nach einem halben Jahr in Betrieb noch nicht leeren mussten. Für den Feinschmutz nutzt das Gerät Staubfilter. Das Gerät fährt nicht automatisch zu einer Absaugstation. Das müssen wir händisch erledigen.

Dokumentiert der Roboter Reinigungsvorgänge?

Nein. Eine Verbindung könnte das Gerät aber über das Smartphone aufbauen. Dann wäre es möglich, fernzusteuern, die Karte zu bearbeiten, Aufgaben zu planen, eine Datenberichterstattung abzulesen, die Reinigungsrouten abzurufen und Fehlermeldungen zu empfangen. Die Nutzung per Smartphone haben wir aber noch nicht ausprobiert. Hier bräuchten wir wieder den vernetzten Anschluss.

Fehlermeldungen können wir nur im Display der Maschine ablesen. Der Roboter schickt Fehlermeldungen, wenn z. B. der Akku leer ist oder der Raum-Code nicht gefunden wurde.

Welche Erfahrungen gibt es bis jetzt zur Störanfälligkeit?

Bis jetzt lief das Gerät reibungslos. Der Akku hält ca. vier bis fünf Stunden. Das reicht im Schulalltag gut aus, um die programmierten Räume regelmäßig zu reinigen. Allerdings hat letztens ein Besucher am Tag der offenen Tür den QR-Code von der Wand entfernt. Dann konnte der Roboter nicht mehr starten und wir mussten den QR-Code bei der Firma neu anfordern. Wir hatten zwar Ersatzcodes erhalten, aber es war nicht mehr möglich, diese den Räumen zuzuordnen. Wir haben also gelernt, dass es wichtig ist, die QR-Codes so zu befestigen, dass Besucher sie nicht entfernen können. Zugleich müssen wir die Räume und ihre zugehörige QR-Codes besser dokumentieren.

Gibt es schon Erfahrungen mit dem Wischen?

Auch das Ergebnis beim Wischen ist in Ordnung. Danach hat der Roboter allerdings einen etwas höheren Reinigungsaufwand, weil das Schmutzwasser entfernt werden muss. Mopps oder Wischbezüge benötigt unser Roboter nicht. Er wischt über eine Walze.

Wie oft gibt es Updates für den Roboter? Können diese aufgespielt werden?

Erfolgt die Nutzung des Roboters cloudbasiert, stellt der Roboter in regelmäßigen Abständen eine Verbindung zur Firmen-Plattform her und lädt automatisch neue Funktionen. Bei uns übernimmt das der Kundendienst, wenn wir es anfordern.

Wie lautet Ihr abschließendes persönliches Fazit?

Bei uns im Haus sind zunächst einmal alle vom Einsatz des Roboters begeistert. Die Studierenden haben Spaß. In einer Umfrageaktion auf Social Media haben sie einen Namen für unseren Roboter gesucht und ihn "Kehrlinde" getauft. Sie setzen ihn gerne ein und holen ihn auch für die schnelle Zwischenreinigung ins Klassenzimmer.

Für die Unterhaltsreinigung ist der Roboter eine hervorragende Einrichtung. Er kann dem Personalmangel entgegenwirken. Für den reibungslosen Einsatz sollte der Raum nicht zu sehr überstellt sein und es ist wichtig, dass auf dem Boden nichts herumliegt.

Folgende Fragen helfen Unternehmen bei der Entscheidung für einen Reinigungsroboter:
  • Ist eine Kundenbetreuung vor Ort gewährleistet?
  • Wie ist die Handhabbarkeit des Geräts? (Gewicht, Transport zwischen den Etagen, passt er in vorhandene Aufzüge usw.?)
  • Wie breit ist der nicht befahrene Rand? (Er bleibt verschmutzt.)
  • Wie groß ist der Wassertank?
  • Wie ist die Akku-Laufzeit?
  • Wie lange dauert das Laden?
  • Welche Reinigungsleistung pro Stunde schafft das Gerät?
  • Gibt es eine deutschsprachige Bedienungsanleitung?
  • Wie viel menschliche Nacharbeit ist notwendig? (Ausleeren des Staubbehälters/Wassertanks, Austausch der Reinigungslösung, Moppwechsel)
  • Wie gut erkennt der Roboter Hindernisse? (Pflanzen, Stühle…)
  • Wie sieht es aus mit dem Datenschutz?
    • Sensoren machen Bilder: Werden diese Bilder gespeichert und wenn ja, wo?
    • Wo sind die Raumpläne gespeichert? Ist der Server sicher?
    • Sind die Geräte konform zur DSGVO (Datenschutzgrundverordnung)?
    • Gibt es Software-Updates und wer spielt diese auf?
  • Wie ist das Preis-Leistungs-Verhältnis?

Fazit der Studierenden der Fachakademie Triesdorf

Umfrageergebnisse einer Namensumfrage zum Saugroboter Kehrlinde: Helene Wischer mit 37 Prozent, Kehrlinde mit 49 Prozent und Reiner Kehrich mit 14 Prozent

Auch die Studierenden der Fachakademie Triesdorf kamen zu Wort. Das Gesamtfazit ist positiv. Immerhin die Hälfte der Studierenden würde einen Roboter später gerne im Berufsalltag einsetzen. Auf einem Social-Media-Netzwerk starteten sie vor einiger Zeit eine Umfrage, um dem Reinigungsroboter einen Namen zu geben. Das Ergebnis war "Kehrlinde" mit 49 Prozent.

Das gefällt den Studierenden am Einsatz des Reinigungsroboters:
  • der Name (Kehrlinde)
  • gutes (Reinigungs-)Ergebnis, einfache Handhabe
  • reinigt ohne viel Personaleinsatz, eigentlich kann er ständig im Einsatz sein
  • erkennt Hindernisse und umfährt sie automatisch
  • praktisch, man kann ihn "schnell" mal fahren lassen
  • arbeitet ohne große Beihilfe
  • kurze Wartungszeiten (fünf Minuten nach dem Saugen, 15 Minuten nach dem Wischen)
  • Mir gefällt er sehr gut, weil wir ihn für die Praxiseinheiten in der Reinigung verwenden dürfen. Außerdem lernen wir gleich den Umgang mit Reinigungsrobotern. Das könnte uns im späteren Berufsleben helfen.
Das müsste der Reinigungsroboter zusätzlich noch können, um reibungslos im Alltag zu funktionieren:
  • Schön wäre es, wenn man den Roboter mit Reinigungszeiten programmieren könnte.
  • Dass der Roboter ohne zeitaufwendige Codierung für jeden Raum einsatzbereit ist.
  • Er sollte näher an Gegenstände heranfahren und systematischer Kehren und Wischen.
  • Er sollte die Ecken besser reinigen.
  • Er ist beim Transport (über die höheren Schwellen der Fachakademie) schwer zu tragen.
Hinweis:

Eine zeitliche Programmierung ist an der Fachakademie nicht möglich, da es keinen netzbasierten Einsatz gibt. Daher muss das Gerät in jeden Raum extra gebracht und über die hohen Schwellen gehoben werden.

Welche Optimierungen wären wichtig?
  • Systematisches Abfahren des Raumes unter den Tischen und zwischen den Tischbeinen
  • Erkennen von Hindernissen; beim Infotag hat er das Absperrband nicht registriert und hätte es fast mitgerissen.
  • Einschalten des Roboters muss gelernt werden. Das sollte intuitiv möglich sein.
  • Er sollte deutsch sprechen.
  • Dass man ihn nicht in die einzelnen Räume schieben muss, ... (liegt an hohen Schwellen der Räume im Weißen Schloss)
Welches Fazit zieht ihr aus der bisherigen Nutzung?
  • Ein Reinigungsroboter kann für hauswirtschaftliche Betriebe in vielen Bereichen eine Arbeitserleichterung sein.
  • Ich habe Bedenken: Kamera, WLAN-Verbindung zeichnet alles auf, ...
  • Ich bin zufrieden. Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten.
  • Die Entwicklung des Roboters ist noch nicht ganz ausgereift. Ansonsten ist es eine feine Sache.
  • Der Mensch reinigt besser, weil der Roboter gar nicht überall hinkommt zum Reinigen. Mensch muss bei hartnäckigen Verschmutzungen (z. B. bei klebrigem Kaugummi), in den Ecken und unter den Möbeln nacharbeiten.
  • Für die Reinigung ist der Roboter gut geeignet. Schade ist, dass er nur immer in einem Bereich reinigen kann, da in der Fachakademie viele Absätze am Boden sind.
  • Solange die Umgebung sich nicht ständig ändert, treten wenige Störungen auf.