Reinigen mit Hausmitteln – Was verbirgt sich dahinter?

Verbraucherinnen und Verbraucher legen inzwischen viel Wert auf Nachhaltigkeit und stellen deshalb ihre Reinigungsmittel selbst her. Dabei greifen sie auf die Hausmittel Natron, Soda, Speiseessig, Zitronensäure oder Kernseife zurück. Wir geben einen Überblick über die chemischen Eigenschaften der einzelnen Hausmittel und zu ihrer Wirkung.

Aktualisiert am: 31.01.2022
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Person mischt eigenes Reinigungsmittel mit Zitronensäure an Kompetenzzentrum Hauswirtschaft

Vorsicht beim Umgang mit Chemikalien

Die in Publikationen oft als sanft vorgestellten Hausmittel Essig, Essigessenz, Natron und Soda sind chemische Substanzen. Sie wirken entweder als Säure (Essig) oder als Base (Soda). Ein Mischen der Produkte kann zu heftigen chemischen Reaktionen führen. Beim Mischen von Essig und Soda neutralisieren sich die Inhaltsstoffe. Der Umgang mit Chemikalien erfordert Vorsicht, damit sich eine unsachgemäße Anwendung nicht auf die Gesundheit des Menschen auswirkt. So sollte z.[ ]B. mit Handschuhen gearbeitet werden, denn Essigessenz oder Soda wirken auf die Haut ätzend. Die Anwendung von Essig oder verdünnter Essigessenz sollte nur in gut durchlüfteten Räumen stattfinden, weil die flüchtigen Säuren die Atemwege schädigen können. Ebenso ist ein Kontakt mit den Augen zu vermeiden. Die Verpackungen von Essig und Soda sind mit entsprechenden Gefahrenhinweisen versehen.

Falsche Anwendung schadet Umwelt und Material

Unklar bleibt die Dosierung bei den selbst hergestellten Gemischen. Die "Hausmittel" verleiten eher zu einem übermäßigen Einsatz. Eine falsche Anwendung der Mittel schadet sowohl der Umwelt als auch dem zu reinigenden Material. Essigsäure z.[ ]B. greift das Fugenmaterial der Wand- und Bodenfliesen an. Der Fugenmörtel zerfällt und muss früher erneuert werden.

Alle Reinigungsmittel haben eine antibakterielle Wirkung

Hausmittel gelten auf den einschlägigen Internetseiten als antibakteriell. Das gilt jedoch für alle Reinigungsmittel, denn Mikroorganismen wachsen optimal bei einem pH-Wert zwischen 5 und 9. Das heißt jedes Mittel, das diesen pH-Wert verschiebt, reduziert die Keimzahl auf der Oberfläche.

Hausmittel enthalten keine Tenside

Bis auf Kernseife enthalten Hausmittel keine Tenside. Tenside sind notwendig, um die Oberflächenspannung des Wassers herabzusetzen und den Schmutz zu lösen. Beim Reinigungsvorgang ist dieser Aspekt wichtig, um Schmutz von der Fläche zu lösen, das Reinigungstuch sauber zu halten und den vom Tuch aufgenommenen Schmutz wieder gut auszuspülen. Beim Einsatz von schlecht ausgespülten Mikrofasertüchern können Schmutzreste im Tuch Kratzer auf Oberflächen verursachen.

Unsere Empfehlungen für nachhaltige Reinigungsmittel

Aus Sicht des Kompetenzzentrums Hauswirtschaft sollte ein nachhaltiges Reinigungsmittel ...
  • zum Material und zur Verschmutzung passen,
  • einfach und praktikabel zu dosieren sein,
  • nachfüllbar verpackt sein,
  • möglichst keine Gefahrstoffe beinhalten,
  • flüssig und in konzentrierter Form vorliegen,
  • möglichst keinen Sprühaufsatz haben und
  • biologisch abbaubare Inhaltsstoffe aufweisen, um die Umwelt nicht zu belasten.

Bei herkömmlichen Reinigungsmitteln stellen dies z. B. Mittel mit dem "Blauen Engel" sicher.

Blauer Engel – Das deutsche Umweltzeichen externer Link
Überblick über die chemischen Substanzen im Hausgebrauch
Hausmittel
Inhaltsstoff
Reinigungswirkung
Vorsicht
Hinweis
Ungeeignet für ...
pH-Wert
Soda
Natriumcarbonat
starke basische Wirkung, fett- und eiweißlösend
ätzend für Haut, Schleimhaut und Atemwege, starke Reaktion beim Mischen mit Säure
mit Handschuhen arbeiten
aluminiumhaltige Oberflächen, Linoleum, tierische Fasern (Wolle, Seide), textile Bodenbeläge, Klebestoffe
11
Natron
Natriumhydrogencarbonat
schwach basische Wirkung, fett- und eiweißlösend
starke Reaktion beim Mischen mit Säure, nicht verwechseln mit ätzender Natronlauge
mit Handschuhen arbeiten
9
Backpulver
Natriumhydrogencarbonat und Dinatriumdihydrogendiphosphat
schwach basische Wirkung, fett- und eiweißlösend
starke Reaktion beim Mischen mit Säure
mit Handschuhen arbeiten
9
Kernseife
natürliches Tensid,
aus Fettsäuren gewonnen
wirkt basisch, daher fettlösend
schleimhautreizend (Augen, Atemwege)
Augenkontakt vermeiden
7
Speiseessig
5-%ige Essigsäure (flüchtige Säure)
kalklösend
schleimhautreizend (Augen, Atemwege)
Augenkontakt vermeiden, Handschuhe verwenden
Naturstein (z.[ ]B. Marmor oder Jurakalk), PVC-Beläge, Cellulose-Beläge; Kupfer- und Messingarmaturen
3
Essigessenz
15–25%ige Essigsäure
kalklösend
schleimhautreizend (Augen, Atemwege)
Augenkontakt vermeiden, Handschuhe verwenden
Naturstein (z.[ ]B. Marmor oder Jurakalk), PVC-Beläge, Cellulose-Beläge; Kupfer- und Messingarmaturen
2
Zitronensäure
Zitronensäure
kalklösend
reizt Schleimhäute der Augen, aber nicht die Atemwege
Augenkontakt vermeiden
Naturstein (z.[ ]B. Marmor oder Jurakalk), PVC-Beläge, Cellulose-Beläge
2