Artenkenner dringend gesucht - Jeder kann mitmachen

Kennen Sie die Speer-Azurjungfer oder haben Sie schon einmal dem Balzgesang der Feldlerche gelauscht? Wussten Sie, dass das Schachbrett nicht nur ein Spiel, sondern auch ein seltener Schmetterling ist? Kaum jemand kennt diese selten gewordenen Tierarten noch. Ein bemerkenswertes LEADER-Projekt im Landkreis Miltenberg möchte hier Abhilfe schaffen und hilft bei der Suche nach "NaturTalenten". Denn der Schutz unserer Tier- und Pflanzenarten setzt genaue Artenkenntnis voraus.

Aktualisiert am: 29.05.2020
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Menschen mit Ferngläsern

Mit Hilfe von LEADER Tier- und Pflanzenarten erkennen und schützen

Um wirksame Naturschutzmaßnahmen ergreifen zu können, ist die wichtigste Voraussetzung zunächst die wissenschaftliche Erfassung der Pflanzen- und Tierwelt. Wesentliche Parameter sind dabei die Artenvielfalt und die räumliche Verteilung der selten gewordenen Tier- und Pflanzenarten. Die Artenkenner vom Bund Naturschutz im Landkreis Miltenberg haben hierzu das beispielhafte Projekt "Entdecke dein NaturTalent" gestartet, das sich systematisch dem Problem des allgemeinen Schwindens der Artenkenntnis in der Bevölkerung widmet. Mit Hilfe einer LEADER-Förderung von rund 81.500 Euro wurden Bestimmungskurse für verschiedene Tier- und Pflanzengruppen als zentrales Element sowie Fachvorträge und Exkursionen, die parallel dazu stattfinden, durchgeführt. Hierfür konnten Experten gewonnen werden, die gerne bereit waren, ihr Spezialwissen an interessierte Laien weiterzugeben.

Über intensive Öffentlichkeitsarbeit ist es gelungen viele interessierte Naturfreunde zum Mitmachen zu animieren. Die Teilnahme an den Kursen, Exkursionen und anderen Veranstaltungen ist kostenlos und für jeden, vom Schüler bis zum Rentner, zugänglich. In den ersten beiden Projektjahren konnten im Landkreis Miltenberg bereits 80 naturbegeisterte Frauen und Männer zu Artenkennern ausgebildet werden, die ihr neu erworbenes Wissen ihrerseits gerne weitergeben.

Menschen auf einem Waldweg

Natur schützen durch Ausbildung von Artenkennern

Die frisch gebackenen Artenkenner können sich untereinander vernetzen und ihr Wissen wiederum anderen Gruppen zur Verfügung stellen. Wird ein interessantes Tier oder eine Pflanze im Landkreis gefunden, kann der Finder seinen Fund per WhatsApp, Messenger oder E-Mail melden. Wichtige Daten sind Fundort und Datum sowie Fotos, die dann von den Artenkennern genau unter die Lupe genommen werden. Auf der Projekt-Website www.naturtalent-gesucht.de werden zudem Bestimmungshilfen angeboten, mit deren Hilfe der Finder sich erst mal selbst an der Bestimmung versuchen kann. So können sich alle Bürgerinnen und Bürger an der Erfassung von Arten beteiligen. Ziel des Modell-Projektes war es, eine Plattform zu schaffen, wo die Informationen über die im Landkreis Miltenberg lebenden Tier- und Pflanzenarten zusammenfließen. Die von den "NaturTalenten" gewonnenen Ergebnisse können hier veröffentlicht und weiter verbreitet werden.

NaturTalent Logo

Ein regionales und überregionales Netzwerk Natur

Obwohl das Projekt sich nur mit den Arten im Landkreis Miltenberg beschäftigt, findet es bayernweit großen Anklang. Die überregionale Vernetzung findet innerhalb des Landesverbandes des Bunds Naturschutz mit seinen zahlreichen Kreisgruppen statt. Die Vernetzung in der Region ist über die fleißigen Gruppen, Vereine und Verbände, die sich für den Naturschutz im Landkreis Miltenberg engagieren, gesichert. Zudem werden bei den Aktivitäten die Bildungseinrichtungen (Schulen, Landesbund für Vogelschutz, örtliche Naturschutzvereine etc.) und die staatlichen Naturschutzbehörden einbezogen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden gerne von diesen verwertet und beispielsweise auch für die Artenschutzkartierung beim Landesamt für Umwelt genutzt. Außerdem ist geplant, die Ergebnisse durch Publikationen, wie zum Beispiel Bildbände, Flyer, Newsletter etc. weiter zu verbreiten und somit allen Naturbegeisterten zur Verfügung zu stellen. Da das Projekt "Entdecke dein NaturTalent" von vielen ehrenamtlichen Mitstreitern dauerhaft getragen wird, ist die Nachhaltigkeit auch auf lange Sicht gesichert. Dank einer Förderung durch LEADER konnten nachhaltige Strukturen geschaffen werden als Basis für Wissensvermittlung, Erfassung und letztlich die Erhaltung von selten gewordenen Arten.

Weiterführende Informationen: