Verkehrsprojekt Deutsche Einheit A71

Ein vordringliches Strukturprojekt der Bundesrepublik Deutschland war nach dem Fall der Mauer der Bau der Autobahn A 71 Schweinfurt-Erfurt, einer leistungsfähigen Verbindung zwischen Unterfranken und Thüringen. Die Ende 2005 in Betrieb genommene A 71 und die Anbindung des bestehenden Straßen- und Wegenetzes sind das sichtbare Ergebnis. Wie aber wurden bei diesem übergeordneten "Verkehrsprojekt Deutsche Einheit" die ca. 750 ha Grund und Boden aufgebracht oder die Interessen der Grundeigentümer, der Dörfer, der Gemeinden und der Landwirtschaft berücksichtigt?

Aktualisiert am: 03.04.2023
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Teilstück der Autobahn mit Auffahrt. Trasse teilt landwirtschaftliche Grundstücke oder macht sie uniförmig

Partner von Beginn an

Sowohl die betroffenen Grundeigentümer als auch das Unternehmen profitieren bei Großprojekten von Unternehmensverfahren. Für beide Seiten war ganz wichtig, dass dank des Landmanagements der Ländlichen Entwicklung niemand von Grundbesitz im Trassenbereich enteignet werden musste. Insgesamt konnten in den 21 Flurneuordnungen nahezu 2.000 Grundstücke mit circa 1.000 Hektar Fläche erworben werden. Die Flächen wurden für die Autobahn, Bundesstraßenanschlüsse, neue Kreisstraße, ausgebaute Ortsverbindung, Ortsumgehungen und den "Autobahnanschluss Dorf und Landschaft" verwendet. Die Verwaltung für Ländliche Entwicklung wirkte bereits beim Raumordnungsverfahren und bei der Planfeststellung als Träger öffentlicher Belange und Vermittler zwischen den Interessen der Bürger, Landwirte sowie Gemeinden und der Straßenbauverwaltung mit. Ergebnis: Der Unternehmensträger setzte deshalb auch auf das bewährte Know-how der Ländlichen Entwicklung für den ländlichen Raum in Bayern und beantragte die Einleitung von 21 Flurneuordnungen für den "Autobahnanschluss Dorf und Landschaft". In einem Gebiet von über 11.000 Hektar wurden im Planungsprozess die Flurneuordnungsbereiche im Einzelfall abgestimmt. Gemittelt auf 56 km Autobahn bedeutet dies beidseitig einen etwa einen Kilometer breiten Streifen.

21 Projekte auf 60 km entlang der Bundesautobahn A 71 in einer Graphik dargestellt.

Interessen der Bürger, Landwirte und Gemeinden

Heutiger Stand der im Jahr 1999, gleichzeitig mit dem Bau der Autobahn, begonnenen Flurneuordnungen, in denen die Ländliche Entwicklung die Interessen der Bürger, Landwirte und Gemeinden vertreten hat: Die Umgestaltung der Feldflurlagen mit neuen Wegverbindungen, Wegverlegungen oder ergänzenden Weganschlüssen ist im Wesentlichen realisiert. Zeitgleich werden flächendeckend landespflegerische Maßnahmen und Entwicklungen an Gewässern, u.a. Renaturierungen, umgesetzt. In den Flurneuordnungen soll über die fünf bereits gebauten Straßenanschlüsse hinaus für eine 2 km lange neue Kreisstraße und einer zur Kreisstraße aufgestuften Ortsverbindung das Eigentum geregelt werden. Im Bereich der Autobahntrasse erfolgte die Wertermittlung der Grundstücke vor dem Bau; für die übrigen Äcker und Wiesen wird sie im Jahr 2008 abgeschlossen. In den Jahren 2007 bis 2011 erfolgte Zug um Zug die Neuverteilung der Grundstücke für ca. 8.900 Teilnehmer mit knapp 6.000 Besitzständen. Dabei wird in Wunschentgegennahmen mit den Eigentümern die Zusammenlegung von bisher insgesamt 21.000 Grundstücken in 34 Gemarkungen von drei Landkreisen besprochen. In sieben Flurneuordnungen wurde gleichzeitig in sieben Dörfern Dorferneuerung durchgeführt.

Hohe Nachfrage

Die Flurneuordnung ist darüber hinaus ein gefragtes Produkt in der gesamten Region. Dieser hohen Nachfrage kann die Ländliche Entwicklung im gewünschten Umfang weder personell noch finanziell nachkommen. Alternativ wird aber in über 40 Fällen das Instrumentarium "Freiwilliger Nutzungstausch" eingesetzt. Gefördert von Freistaat und unter Mitwirkung des Bayerischen Bauernverbandes erreichen somit circa 300 Landwirte agrarstrukturelle Verbesserungen auf 1.500 Hektar Fläche. Bei diesem Vorgehen werden aus zwei Flurstücken eines und die Produktionskosten sinken. Der Freiwillige Nutzungstausch wird auch in den laufenden Unternehmensverfahren übergangsweise genutzt.

Projektträger

21 Unternehmensverfahren „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit - Autobahn A 71“, Landkreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt